Ratingen Medaillon und Fahne für das Museum

Ratingen · Um die Porzellankunst des Lintorfers Johann Peter Melchior noch besser feiern zu können, bekam das Museum Ratingen jetzt ein neues Exponat und eine Fassaden-Zierde.

 Freuen sich über das Medaillon (hier eine Abbildung) und die neue Fahne (hinten) mit Portraits von Melchior: Barbara Lüdecke, Monika Buer, Manfred Buer vom Heimatverein und Museumsleiterin Alexandra König (2.v.r.).

Freuen sich über das Medaillon (hier eine Abbildung) und die neue Fahne (hinten) mit Portraits von Melchior: Barbara Lüdecke, Monika Buer, Manfred Buer vom Heimatverein und Museumsleiterin Alexandra König (2.v.r.).

Foto: dietrich janicki

"Dieser Mensch war nach Maynz berufen, um einige Portraits zu machen. Er reussierte darinn auf solche Art, dass selbst Ihro Churfürstliche Gnaden von Maynz Sich von ihm portreitieren lassen." Alles klar - zumindest in der Sprache um die Mitte des 18. Jahrhunderts, geschrieben von einem Gesandten am Hof des Mainzer Kurfürsten Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim, nun in zierlichen Buchstaben an der Museumswand zu lesen und geschrieben über Johann Peter Melchior, den Bildhauer und Porzellanmodelleur aus Lintorf.

Nun gibt es eben von diesem Menschen, der unter anderem für den Mainzer Dom das Grabdenkmal des Dompropstes Karl Emmerich Franz von Breidbach-Bürresheim geschaffen hat, ein neues Medaillon im Ratinger Museum. Es zeigt den Fürstbischof und damaligen Dienstherrn Melchiors im Profil, mit hermelinbesetztem Mantel, mit Beffchen und Brustkreuz. Seinen Kopf ziert die zeittypische Allongeperücke. Gerahmt ist das Stück mit einem vergoldeten Holzrahmen in zeittypischem Stil (1770), von dem das Blattgold schon leicht wegpoliert ist. Vintage nennt man das heute andernorts. Das neu erworbene Medaillon ist - ohne Rahmen - 14 Zentimeter hoch und zwölf Zentimeter breit, in Biskuitporzellan ausgeführt und vermutlich an den unteren Locken der Perücke leicht nachgearbeitet. Der Hintergrund ist leicht punziert, sieht also aufgeraut aus, was ihn etwas dunkler macht. Melchior hat die Fertigung des Medaillons und auch die eines größeren Exemplars in seiner Biographie erwähnt. "Nur selten wird ein solches Portraitmedaillon Melchiors angeboten. Umso schöner, dass es im letzten Jahr gelang, das Fürstenportrait für Ratingen zu erwerben", erklärt Museumsleiterin Alexandra König. Und es ist oberhalb kleiner Büsten an prominenter Stelle in der Vitrine zu sehen, die von kunstfertigen Arbeiten Zeugnis geben. Gleich gegenüber sind etliche Tischaufsätze zu betrachten, mit Kindern und vielerlei Figuren. Eine davon, eine leuchtend bemalte, kann man nun auch außerhalb des Museums betrachten. Am so genannten Weidle-Haus, das wegen seiner Lage dem Museum die Adresse Peter-Brüning-Platz 1 gibt, ist nämlich eine gute Gabe der Lintorfer Heimatfreunde angebracht: Außer dem abgebildeten Porzellankopf steht auf dem quadratischen Tuch "Museum" und "Melchior". Ein wahrhaftes leuchtendes Zeichen dafür, was es an prächtigen Exponaten im Ratinger Museum zu sehen gibt. Das hat Außenwirkung und ist gleichzeitig Wegweiser. 1747 wurde Johann Peter Melchior in Lintorf geboren. Mit gerade einmal achtzehn Jahren kam er an den Hof des Mainzer Fürstbischofs Emmerich Josef von Breidbach-Bürresheim, der ihn 1770 zum Hofbildhauer ernannte. Bereits 1768 begann sein Wirken als Modellmeister der Höchster Porzellanmanufaktur. 1779 wechselte er nach Frankenthal und 1797 nach Nymphenburg. Melchior gilt als einer der produktivsten und erfindungsreichsten Porzellanplastiker Deutschlands. Eine umfangreiche Sammlung von Porzellanen Johann Peter Melchiors aus allen seinen Schaffensphasen stellt den Freund Goethes als Meister des Übergangs zwischen Rokoko und Aufklärung vor. Bei Museumsführungen wird das neue Stück ab sofort in die Erklärungen für Besucher einbezogen. Als erste Gruppe werden Jungen und Mädchen eines Waldorfkindergartens schlau gemacht.

(RP)
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