Heiligenhaus Mehr über den Ersten Weltkrieg erfahren

Heiligenhaus · Ab Sonntag wird "Der Große Krieg 1914 bis 1918. Deutschland und Frankreich im Krieg" in der Abtsküche beleuchtet.

 Kustos Reinhard Schneider mit einer deutschen und einer französischen Kriegspostkarte aus der Ausstellung. "Krieg gehört ins Museum", findet er.

Kustos Reinhard Schneider mit einer deutschen und einer französischen Kriegspostkarte aus der Ausstellung. "Krieg gehört ins Museum", findet er.

Foto: achim blazy

1914 war das Jahr, in dem in ganz Europa die Lichter erloschen. Vor 100 Jahren stürzte ein Kontinent in den Abgrund. In Heiligenhaus, der damals 7141 Köpfe starken Stadt, in der bis zum 15. November 1914 bereits 520 Soldaten eingezogen und 22 Soldaten gefallen waren, widmet sich nun eine Veranstaltungsreihe (siehe Infobox rechts) dem Gedenken und beleuchtet die große Katastrophe von mehreren Seiten. Den Auftakt macht morgen um 11 Uhr die Eröffnung der Ausstellung "Der Große Krieg 1914 bis 1918. Deutschland und Frankreich im Krieg" im Museum Abtsküche, für die die Vereinigung für Verkehr und Heimatpflege (VVH) gemeinsam mit dem Geschichtsverein, Hartmut Nolte vom Stadtarchiv sowie dem Kulturbüro zusammen gearbeitet hat.

 Diese deutsche Pickelhaube ist eine Leihgabe der Partnerstadt Zwönitz. Das Exemplar aus Meaux war schon anderweitig verplant.

Diese deutsche Pickelhaube ist eine Leihgabe der Partnerstadt Zwönitz. Das Exemplar aus Meaux war schon anderweitig verplant.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Sie ist bis zum 16. November zu sehen. Für die Schau hat Kustos Reinhard Schneider zahlreiche Exponate zusammengetragen, die vor allem den Krieg aus Sicht der Deutschen und der Franzosen zeigt. "Krieg gehört ins Museum", findet er. In einer Gegenüberstellung hat Schneider zum Beispiel den Infanteristen sowohl der französischen, als auch der deutschen Seite dargestellt. "Auch die Indoktrination der Deutschen erfolgte mit beinah den gleichen Bildern, wie die der Franzosen."

Viele gingen mit einem lauten Hurra in den Krieg, wie beispielsweise Schulaufsätze einer damals 13-jährigen Heiligenhauserin zeigen. Der Jubel verhallte allerdings schnell. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen der Franzose des Deutschen Erzfeind war. Nicht nur die Idee zu der Ausstellung hat Kustos Schneider von seinen Reisen in die Partnerstadt Meaux mitgebracht: Etwa 20 Exponate hat er sich aus der Partnerstadt Meaux geliehen. Dort steht das Musée de la Grande Guerre, das die umfangreiche Weltkriegs-Sammlung von Jean-Pierre Verney beherbergt. Museumschef Michel Rouger hat sich zur Eröffnung in Heiligenhaus angemeldet. Auch die Erkenntnisse von Jonathan Horst, dem Kant-Gymnasiasten, der seine Facharbeit über Bischof Marbeau schrieb, der Meaux im Ersten Weltkrieg mit nur wenigen Bürgern verteidigt hat, finden Platz in der Ausstellung. Schneider schwärmt: "Ich bin beeindruckt, mit wie viel Enthusiasmus Jonathan da herangegangen ist. Ich wäre niemals darauf gekommen, in der Kathedrale zu recherchieren."

Die Heiligenhauser Ausstellung konzentriert sich auf die Details. Wer sie erkunden will, startet am besten mit dem ersten Schaukasten links. Der Rundgang zeigt dann die Vorkriegszeit, die Mobilmachung, das Kriegsgeschehen selbst, den Krieg in Heiligenhaus, das Lazarett sowie Feldpost und "Grabenkunst".

Eine deutsche Pickelhaube hatte sich Schneider als Leihgabe aus der Partnerstadt Meaux erhofft - sie war allerdings schon weg, doch der Zufall bahnte einen neuen Weg: Zwönitz, ebenfalls eine Partnerstadt von Heiligenhaus, konnte aushelfen. "Das Netzwerk ist toll", freut sich Schneider. Auch Leihgaben von Privatleuten bereichern die Ausstellung. "Während der Vorbereitungen brachten Menschen mir sogar noch sehenswerte Dinge vorbei."

Besonders berührt hat ihn ein Fund, den er selbst gemacht hat: Er fand auf den Feldern von Verdun eine Wasserflasche, die einem französischen Soldaten gehört habe; in der Ausstellung hat er Bierflaschen aus einer Front-Müllkippe der Deutschen daneben drapiert. Und dazu Zeilen eines Kästner-Gedichtes: "Auf den Schlachtfeldern von Verdun finden die Toten keine Ruhe. Täglich dringen dort aus der Erde Helme und Schädel, Schenkel und Schuhe." Darin erinnert der Autor an das Vermächtnis: "Habt ein besseres Gedächtnis!"

(RP)
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