Kreis Mettmann Mettmanner schuf Grundlagen für U-Bahn in Berlin

Kreis Mettmann · Gustav Kemmann wurde 1858 auf Gut Heresbach geboren. Statt Landwirt zu werden, studierte er und wurde Experte für Verkehr.

 Am U-Bahnhof Alexanderplatz hat man anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Berliner U-Bahn 2002 eine Gedenktafel angebracht.

Am U-Bahnhof Alexanderplatz hat man anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Berliner U-Bahn 2002 eine Gedenktafel angebracht.

Foto: Stadtarchiv

Manchmal klopft der Tod gänzlich unangemeldet an die Tür. Es war der 9. Februar 1931, als Gustav Kemmann mit einem befreundeten englischen Signalfachmann in der Berliner Straßenbahn unterwegs war. In den frühen Morgenstunden hatten beide die Linie 57 bestiegen, um ins Stadtinnere zu fahren. Am Fehrbelliner Platz wurde Kemmann plötzlich ohnmächtig. Im Alter von 73 Jahren erlag der auf Gut Heresbach geborene und lange verlorene Sohn Mettmanns noch während der Fahrt plötzlich einem Herzinfarkt. Dabei hätte er, könnte man sein Ende selbst einrichten, wohl keine andere Örtlichkeit gewählt.

 Das Foto zeigt Gustav Kemmann auf einem Ölportrait gemalt von Karl Ziegler aus dem 1903.

Das Foto zeigt Gustav Kemmann auf einem Ölportrait gemalt von Karl Ziegler aus dem 1903.

Foto: Stadtarchiv Mettmann

Denn Gustav Kemmann, Bruder des Mettmanner Ehrenbürgers Albert Kemmann, war sehr eng mit allem verbunden, was zum Berliner Verkehrswesen gehörte. Mit seinen Plänen und Erhebungen hatte er den Grundstein für die erste deutsche Untergrundbahn in Berlin gelegt. Sein Enkel Peter Lenke brachte vor Jahren die Geschichte des Großvaters zurück nach Mettmann, wo sie neben der des Bruders Albert Kemmann einen Platz im städtischen Archiv gefunden hat.

Eigentlich hätte Gustav Kemmann, wie von Vater Gottfried vorgesehen, Landwirt werden sollen. Die Familie wohnte auf Gut Heresbach und übernahm später das Kirchengut Katers. Doch den an Technik und Kunst interessierten Sohn zog es hinaus in die Welt. Auf den Besuch der Barmer Gewerbeschule folgte das Studium des Bauingenieurwesens an der königlichen Bauakademie in Berlin. Mit 24 Jahren bestand Kemmann die erste Staatsprüfung mit Auszeichnung. Für besondere Leistungen gab es die Mittel für eine Studienreise nach England.

Seine mit größter Sorgfalt und Gründlichkeit abgefassten Abhandlungen zum Londoner Verkehrswesen waren derart wertvoll, dass sie vom zuständigen Ministerium in Buchform veröffentlicht wurden. "Der Verkehr Londons mit besonderer Berücksichtigung der Eisenbahnen" wurde zu einem an Vollständigkeit unübertroffenen Verkehrsbuch. Im Jahre 1897 folgte Gustav Kemmann schließlich dem Angebot der Deutschen Bank, als beratender Sachverständiger in Verkehrsangelegenheiten tätig zu werden. Er unternahm unter anderem Reisen nach Südamerika, um dort ein Gutachten über die argentinische Nord-Ost-Bahn zu erstellen.

Darauf folgte die viel beachtete Konzeption der Berliner U-Bahn. Dazu schreibt Peter Birschel in der Medamana: "Mit geradezu verblüffender Genauigkeit berechnete er, welchen Verkehr die einzelnen Stationen haben würden. Dabei war ihm seine Gattin eine unentbehrliche Hilfe. Sie fuhr zwei Wochen lang, täglich von morgens bis abends, sämtliche Straßenbahnlinien ab und notierte die Zahl der Wageninsassen und die der ein- und aussteigenden Fahrgäste".

Bei der "Jungfernfahrt" der ersten U-Bahn am 15. Februar 1902 saß Gustav Kemmann selbstverständlich mit im Zug - gemeinsam mit dem damaligen preußischen Minister für öffentliche Arbeiten. Nach London, Budapest, Glasgow und Paris war Berlin damit die fünfte U-Bahn-Stadt der Welt.

(RP)
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