Ratingen Mit Glasschmuck kam der Erfolg

Ratingen · Seit 2009 betreiben Iris Schäfer und ihr Mann die "Galerie des Wahnsinns" am Papiermühlenweg. Daneben fertigt sie Geschmeide aus handgeformten Perlen.

Wenn man überschlägig ihre Lebensjahre und Tätigkeiten zusammenzählt, mag man schon irgendwie auf 100 Jahre kommen. Nun ja, leicht übertrieben. Aber Iris Schäfer - bei ihrer Geburt im Jahr 1960 noch Kramer - hat einfach schon so viel gemacht, dass man zu einer anderen, höheren Lebensleistung kommt. Sie hat gelernt und geliebt, kaufmännisch gehandelt und künstlerisch gewerkelt, in Berlin donnernd gelebt und in der nieder- und oberrheinischen Pampa im Stillen Gutes getan, gewohnt und gewartet. Seit 2009 ist sie Ratingen mit der "Galerie des Wahnsinns" am Papiermühlenweg verbunden. Und ihrem Ehemann Peter Maria Schäfer sowieso.

Und - ob sie sich hier wohlfühlt oder dereinst in Hagen lebte, in Karlsruhe, im bundesdeutschen Osten, in Duisburg oder Berlin - die Mundarten und Sprachfärbungen sind einfach immer an ihr abgeglitten. Die Frau spricht ziemlich streifenfrei Hochdeutsch und das ohne Anstrengung und Absicht.

Die eher klassische Frage nach dem Abitur war auch bei ihr: Und jetzt? Was mit Kunst, was Soziales? Die Entscheidung "am besten was Kaufmännisches" lässt klugen väterlichen Einfluss vermuten, denn Iris Kramer absolvierte eine kaufmännische Lehre, die wegen ihrer Kürze die besten Karten hatte. Und nicht sehr viel später machte sie sich mit dem Vater gemeinsam beruflich selbstständig, kümmerte sich in einer Produktionsstätte um das, was man mit den Händen machen konnte. Aber Geschäfte kommen. Und manchmal gehen sie auch wieder.

Dem mäandernden Lebensweg folgend, stieg Iris in die wahnsinnige Galerie ein, die seit ein paar Jahren bestand. Sie mischte dort mit, hatte aber gleich nebenan ein kleines Geschäft - das immer noch besteht - in dem sie Dekoratives für den Lebensraum verkauft, auch Marmelade, Wein und kleine Köstlichkeiten. Und Geschmeide für Hals, Hand und Finger, aus Perlen hergestellt. Wobei nicht etwa gekaufte Perlen aneinandergeknotet worden, sondern ebenfalls an Ort und Stelle hergestellt worden sind. Das Interesse an diesem Schmuck war so groß, dass namhafte Glaskünstler zu Workshops in die Galerie kamen und kunstfertigen Menschen die Herstellung von Glasperlen vermittelten. Also saß man an etlichen Tischen in der Galerie und kreierte. Inzwischen wird weiteres künstlerisch ausgebufft, handwerklich korrekt hergestellt: Stabile Tische, denen man noch den Baum ansieht, stehen nun zum Verkauf. Auch hier hat Iris Schäfer Hand angelegt. Erst nebenbei, im Laufe der Zeit immer häufiger, begeisterter und kundiger, fertigt sie Websites. Und zwar mit der Überlegung, dass nicht nur sehr große Unternehmen und Anbieter im Internet eindrucksvoll vertreten sein müssen und wollen, sondern, dass auch kleine Firmen mit einem ordentlichen Auftritt auf sich aufmerksam machen müssen, dass sie den weitgehend selbst betreuen und ihren beruflichen Start nicht schon gleich finanziell ruinieren, weil sie im Netz sind.

Iris Schäfer ist gewiss nicht Mutter Teresa. Aber sie ist auch keine allein kühl kalkulierende Geschäftsfrau - dafür hat sie zu viel liebenswertes Perlenspiel am Hals und hin und wieder auch Spitzengerüschtes an der Bluse. Ehemann Peter Maria weiß neben vielen liebreizenden Eigenschaften seiner Iris ganz besonders ihre beständige Durchsetzungskraft zu schätzen. "Wenn sie sich einmal was vorgenommen hat, dann zieht sie das auch durch, beharrlich und zuversichtlich."

Und nebenbei ist sie eindeutig ganz lieb zu ihren Hunden, deren zerrüttete Jugend ihnen ein warmes Plätzchen bei Schäfer ermöglichte.

(gaha)
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