Ratingen Museum zeigt Mix aus Farbe und Metaphysik

Ratingen · Unter dem Titel "Licht, Farbe, Stofflichkeit" zeigt Erika Maria Riemer-Sartory Teile ihres Werkes im Museum Ratingen. Im Zentrum stehen Bilder aus brillanten Farbpigmenten. Sie arbeitet wie die alten Meister.

 Erika Maria Riemer-Sartory zeigt ab Samstag ihre Bilder im Museum der Stadt.

Erika Maria Riemer-Sartory zeigt ab Samstag ihre Bilder im Museum der Stadt.

Foto: Achim Blazy

In ihrer Kunst stecken Fortschrittsglaube, Utopien und das kühne, kreative Spiel einerseits mit Monochromie, andererseits mit Farbigkeit. Was Erika Maria Riemer-Sartory malt, erzählt von "Farbe in seiner reinsten Form", wie Alexandra König, Leiterin des Museums Ratingen, weiß. Die Museumschefin hat einen Querschnitt dessen, was dieses Farbspektral kennzeichnet, jetzt zu einer Schau zusammengetragen. "Licht, Farbe, Stofflichkeit" ist sie übertitelt und wird Freitagabend eröffnet.

Eine der technischen Besonderheiten und Finessen ist, dass die Künstlerin in einem selbst entwickelten Verfahren pure Farbe als Pigment auf die Trägerfläche bringt. Das Verfahren sorgt für "pure Strahlkraft und einen speziellen Ausdruck", erklärt Alexandra König. Normalerweise werden Pigmente in Trägermaterialien wie Acryl oder Öl aufgelöst. Wie die alten Maler aber rührt Riemer-Sartory "nach Geheimrezept, dafür habe ich lange gebraucht", ihre Farben selbst an.

"Farbe ist für mich ein sinnlich-ästhetisches Phänomen", sagt die Ratingerin, die nach einer dreijährigen Ausbildung an der Fachhochschule für Design in Düsseldorf an der Kunstakademie in der Klasse von Siegfried Cremer studierte. "Ich würde gerne die Farbe beherrschen. Aber sie beherrscht mich." Ein Leben lang, wie sie sagt, dauert nun schon die Auseinandersetzung zwischen ihr und dem Material - nicht allein wegen der von ihr angestrebten Ausdrucksstärke. "Es ist eine schwierige Sache und mitunter auch schöne Schweinerei, die Farben auf die Leinwand zu bringen."

Manche Strukturen hat die Künstlerin sich in der Natur abgeguckt. So wie die Idee zum Bild "Im Wind". "Ich spazierte am Strand in der Nachmittagssonne", erzählt sie über eine Naturimpression. "Erde, Felsen und Strukturen haben mich schon als Kind fasziniert. Das spiegelt sich in der Arbeit wieder." Klare Assoziationen zu im Wind wogenden Getreidefeldern vermittelt ein anderes, titelloses Werk. "Die meisten Sachen bleiben ohne Titel, um den Betrachter nicht zu sehr festzulegen". Was sie selbst bei der Arbeit empfunden habe, sei "vollkommen unwichtig". Die Auseinandersetzung mit dem entstehenden Bild dauert "mitunter Jahre. Das Schwierigste ist festzustellen, wann es wirklich fertig ist". Mitunter werden Farben dafür geschichtet, so lange und immer wieder, "bis es stimmt". Durch diese Vorgehensweise entsteht eine gewisse Plastizität. "Und als Künstler darf man auch mal übertreiben." Andere Bilder eröffnen einen Bildraum in die Tiefe, scheinen ins Bild hineinzuziehen. So wie ein rotes Quadrat, das an der Wand zu schweben und rückwändig beleuchtet zu sein scheint. Unübersehbar sind an der Gruppe Zero orientierte kinetische Objekte" in der sich Farbe auf eine andere Weise bündelt - nämlich zu einem Weiß als Quintessenz allen Lichts.

"Farbe geht direkt in die Seele", beschreibt Erika Maria Riemer-Sartory einen Effekt bildnerischer Kunst. Ihre Werke berühren unmittelbar einen weiteren Sinn. "Man möchte die Sachen anfassen", sagt König, denn durch die plastische Wirkung mit Oberflächen, die manchmal wie Samt schimmern und kuschelig-weich wirken, wird mancher Betrachter gerne die Hand nach dem Werk ausstrecken wollen. Was aber verboten ist.

(RP)
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