Ratingen Nach dem Ehekrach geht's zu Tisch

Ratingen · Im Café Bös spielte das "Theater-Kännchen". Anschließend wurde ein Vier-Gang-Menü serviert.

 Anna und Olaf fetzen sich im heimischen Wohnzimmer. Dabei geht's um rumliegende Socken und fehlende Zuneigung.

Anna und Olaf fetzen sich im heimischen Wohnzimmer. Dabei geht's um rumliegende Socken und fehlende Zuneigung.

Foto: Dietrich Janicki

Nicht selten ist ein Essen von Theater umrankt - zu Hause, wenn's Stress gibt und auch dann, wenn man tatsächlich den Fernsehapparat laufen lässt. Bei Bös - dem Café in der Ratinger Altstadt - gibt es in den drei folgenden Monaten noch dreimal Theater. Mit dem Rücken zur Straße, dem Gesicht zur Empore macht sich ein Ehepaar Gedanken zum "Mann im Wohnmobil". Und wenn Anna und Olaf, wie sich die beiden nennen, dann im ehelichen Kleinkrieg zu Potte gekommen sind - dann wird aufgetischt.

Alexander Bös ist als Geschäftsmann zu stets neuen Aktivitäten aufgelegt - das zeigt nicht nur die Bergische Kaffeetafel, das zeigen sein Catering-Service und der clevere Spruch "Um 4 Uhr morgens ist ihr Brot noch Mehl". Ihm ist aber auch der Bezug zu seiner und seiner Familie Heimat wichtig. Also Ratinger Kartoffeln, Ratinger Eier und Ratinger Theatergruppe.

Irgendwann hatte er die Leute vom "Theater-Kännchen" kennengelernt (auch in Ratingen) und sie schon mal ganz leger zu einem Auftritt eingeladen. Ganz klar: Die Leute kommen nicht mit Shakespeare, sie kommen, auch im Café, mit leicht verdaulicher Kurzweil, die jedem Zuschauer irgendetwas bietet. Und dabei sitzen sie, quasi im Schaufenster, in einer stockspießigen Kulisse: Häkeldeckchen schmücken den Tisch, eine Flasche Asbach verheißt frohe Stunden, mancherlei Grünzeug assoziiert Gutbürgerlichkeit. Und das Ehepaar keift sich, allerdings gemäßigt, erst mal an.

Der Text mit den Szenen einer Ehe ist von Michael Benke, die Regie hat Herribert Börnchen. Und das Ehepaar ist auch im wirklichen, wilden Leben verheiratet. Inge und Reinhard Gellissen hauen sich da Brocken wie rumliegende Socken, abrasierte Bartstoppel im Waschbecken und fehlende Zuneigung um die Ohren.

Was man aus dem realen Leben kennt und was natürlich auch zu den gängigen Klischees übers Eheleben gehört. Was hier geregelt wird, dort nicht. Und wofür der "Mann im Wohnmobil" eine ganz einfache Lösung fand. Ganz klar, dass letztendlich kein Konflikt über dem Vier-Gänge-Menu hängen bleibt. Es soll ja schmecken.

Und so hatten dann zweieinhalb Dutzend Gäste Spaß an der Suppe von den besagten Ratinger Kartoffeln, am Carpaccio vom Neandertalrind, an mediterranem Gemüse und benachbarter Polenta sowie Tarte Tatin mit Eis.

Wiederholungen sind geplant für den 27. Juli, den 26. August und den 30. September, jeweils um 19 Uhr. Karten für 28,50 Uhr kann man im Café Bös erwerben, telefonisch oder per E-Mail (info@cafe-boes.de) bestellen.

(gaha)
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