Ratingen Narren strahlen mit der Sonne um die Wette

Ratingen · Ratingen Der Unterschied ist genau vier Trittstufen einer Aluleiter hoch – kaum steht der Jeck oben auf der Plattform des Mottowagens der Martin-Luther-King-Gesamtschule, da sieht der Ratinger Zoch aus wie nie zuvor.

Ratingen: Das war der Rosenmontagszug 2015
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Das war der Rosenmontagszug in Ratingen 2015

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Foto: Blazy, Achim

Ratingen Der Unterschied ist genau vier Trittstufen einer Aluleiter hoch — kaum steht der Jeck oben auf der Plattform des Mottowagens der Martin-Luther-King-Gesamtschule, da sieht der Ratinger Zoch aus wie nie zuvor.

Dass die Truppe auf der Mettmanner Straße gut zu finden ist, liegt nicht zuletzt an professioneller Planung.
Peter Apel hat alles im Griff, nicht nur sein Klemmbrett. "Das war das Schwerste: Leute für den Security-Dienst zu gewinnen", sagt der Mann, der als Zugereister ("Bin Bielefelder und trotzdem ein bissschen jeck") den Auftritt der Gesamtschule managt. Und eben kurz vor dem Start des närrischen Lindwurms Namenslisten abhakt.
Oben angekommen auf dem Wagen ist auch schon Florian Lauf. Er hat seinen Stehplatz hinten in der Ecke, am Laptop mit der Mikrofonanlage. So richtig glücklich ist er am Start noch nicht — aber nur der Technik wegen: "Die Landjugend hinter uns hat eine 10.000-Watt-Anlage aufgefahren, dagegen haben wir keine Chance", bemerkt er trocken. Tatsächlich sorgt die Landjugend im Jahr ihres 60-jährigen Bestehens mitsamt Mottotier ("Zapfhahn") dafür, dass im näheren Umkreis alles vibriert, was nicht festgeschweißt und/oder einzementiert ist. Von den 10.000 Watt entfallen geschätzt 9000 auf die fetten Bässe.

Anfangs ist es eng auf dem Wagen. Schulleiterin Irene Schulz und Sonja Lauf, die Leiterin der Karnevals-AG, sorgen für Ordnung zwischen den Dutzenden Kisten gesponsorten Wurfmaterials und mehreren Kubikmetern Popcorn in Plastiksäcken. Gar nicht so leicht, die kleinen Portionstütchen in aufgespannte Schirme — oder gar zielsicher in ersten Stockwerken am Zugweg unterzubringen. Zu schweigen von Baseballcaps, Kugelschreibern und Schlüsselbandern. Die guten Gaben haben sich vor den tollen Tagen kistenweise in Lehrer Apels Büro und sonstwo gestapelt.

Landjugend-Basslastigkeit hin oder her — der Wagen und die Fußgruppe der Gesamtschule kommen an — der Funke springt über. Urwaldmotive, Urwaldfiguren — darum geht es. Und unübersehbar prangt das Porträt des Schulnamensgebers Martin Luther King vorn am Traktor. Den fährt Christoph Pfankuchen, Sohn des Ex-Prinzen Gerd und ehemaliger Schüler der Schule, bereits zum dritten Mal.

Den Hänger hat er vom Gut Cones organisiert — man kennt sich eben. Er kommt weitestgehend ruckelfrei durch. Schon vor dem Start hat er sich mit dem Fahrer des Wagens hinter ihm verständigt: "Bitte etwas Abstand halten" — damit der Sound sich nicht allzu sehr mischt. Schon an der Stadthalle müssen die Plastikwannen mit dem Wurfmaterial zum ersten Mal nachgefüllt werden. Und muss der Zug doch einmal kurz pausieren, können die Jecken am Straßenrand den aufgepinselten Zweizeiler an der Wagenseite lesen: "Der König ist abgetreten, es lebe die Königin." Eine kleine Verbeugung vor dem inzwischen pensionierten Schulleiter Michael Kreft und seiner Nachfolgerin. Je länger sich der Lindwurm zieht, desto fixer leeren sich die Kisten.

Die leeren werden plattgetreten — und am vorher festgelegten Sammelpunkt weggebracht. Auch dafür hat es Helfer. Den Lohn für die närrische Mühe hören Lehrer und Schüler beim Absteigen vom Wagen nach drei Stunden: "Man hat am Weg immer wieder gehört: Ihr wart mit bei den besten Wagen."

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