Ratingen Neue Tafeln verlängern Industriepfad

Ratingen · Ein Ausbau der Route ist bis Lintorf geplant. Heimatverein stellt den Weg im Sommer bei einer Wanderung vor.

 Die erste urkundliche Nennung der Angermühle geht auf das Jahr 1343 zurück. Zuletzt nutzte das Autohaus Giertz bis 2007 das Gelände.

Die erste urkundliche Nennung der Angermühle geht auf das Jahr 1343 zurück. Zuletzt nutzte das Autohaus Giertz bis 2007 das Gelände.

Foto: Achim Blazy

Der Industriepfad wird länger. Nachdem im April des Jahres 2016 ein erster Teil mit vier Stelen zur vielfältigen Industriegeschichte der Stadt Ratingen eröffnet wurde und 2017 drei Stelen aufgestellt wurden, konnten jetzt drei weitere Hinweistafeln der Öffentlichkeit übergeben werden. Dazu trafen sich die Teilnehmer am Ratinger Schwimmbad, um von dort zu Fuß zur ersten neuen Stele zu gehen, die in der Wegeverlängerung der Straße "Angerhof" steht und auf die alte Ratinger Angermühle hinweist.

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmensverbandes, Olaf Tünkers, konnte mehr als 40 Gäste willkommen heißen und begrüßte unter anderem die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Ratinger Heimatvereins, Michael Lumer, und Gottfried Weck, des Lintorfer Heimatvereins, Barbara Lüdecke und Andreas Preuss, der Ratinger Jonges, Georg Hoberg und Leo Schleich, sowie die Leiterin und stellvertretende Leiterin des LVR-Industriemuseums Cromford, Claudia Gottfried und Christiane Syré. Auch die Ehrenvorsitzenden des Ratinger und Lintorfer Heimatvereins, Andrea Töpfer und Manfred Buer, waren gekommen.

 Michael Lumer vom Heimatverein vor der Stele am Calor Carre.

Michael Lumer vom Heimatverein vor der Stele am Calor Carre.

Foto: Blazy Achim

Nach der Begrüßung erläuterte Michael Lumer die Stele mit der Nummer 41 am Standort der Angermühle. Die erste urkundliche Nennung der Angermühle geht auf das Jahr 1343 zurück, als Graf Adolf von Berg seine Mühle beim Angerhof an die Stadt Ratingen in Erbpacht gab. Die Einnahmen aus dem Mahlzwang der Mühle trugen wesentlich zum Reichtum der Stadt bei. 1840 verkaufte die Stadt die Mühle an den Grafen von Spee, der sie als Papiermühle nutzte und Büttenpapier herstellte. Nach Stilllegung der Fabrik bezogen 1913 die "Düsseldorfer Metallwerke, Dipl.-Ing. Alois Siebeck" Mühle und Papierfabrik, die dort Industriearmaturen vor allem für den Bergbau produzierten. Nachdem die "Siebeck-Metallwerk GmbH" von hier aus nach Ratingen-West verlegt worden war, nutzte zwischen 1957 und 2007 das Autohaus Giertz das Gelände.

Nach einem Spaziergang zur 400 Meter entfernt liegenden Stele Nummer 40 erläuterte Michael Lumer am Blyth-Valley-Ring die Geschichte des heutigen Standorts D2-Park/Vodafone. Im ehemaligen Gleisdreieck von West- und Kalkbahn entstand im Jahr 1962 auf einer zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche ein Werk für Betonfertigteile.

1979 wurde dieses Werk stillgelegt. 1991 erfolgte der Abbruch und bis 1999 entwickelte sich in mehreren Abschnitten die Neubebauung. Wo einst Beton gemischt wurde, steht heute ein moderner Gewerbepark mit einer Nutzfläche von rund 12.000 Quadratmetern für Unternehmen der Telekommunikation. An dieser Stel(l)e zeigt sich besonders deutlich der Wandel von der einst Grundstoff schaffenden Industrie zum modernen Dienstleistungsstandort.

Die Stele Nummer 39, die ebenfalls an diesem Tag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, steht bei der Firma Tünkers Am Rosenkothen in Tiefenbroich. Firmengründer Josef Gerhard Tünkers erläuterte die Meilensteine der Geschichte der Firma Tünkers. 1962 als Tünkers Maschinenbau GmbH gegründet, hatte sie 1963 die erste eigene Produktionsstätte an der Mülheimer Straße in Ratingen. 1966 gab es den ersten Automatikspanner für die Automobilindustrie. Nach weiteren Produktentwicklungen und Umzügen wurde 1980/81 der Standort in Tiefenbroich, Am Rosenkothen, bezogen. 1995 erfolgte die internationale Expansion und ab 2000 konnte die Produktpalette rund um den Industrieroboter für die Autoproduktion ausgebaut werden.

Nach der Eröffnung der drei neuen Stelen, nahmen die Gäste die Einladung von Olaf Tünkers gerne an und ließen bei Gulaschsuppe und Brötchen die Erweiterung des Industriepfades ausklingen.

Das Konzept des Industriepfades für Ratingen bietet insgesamt drei Wanderwege an, die zusammengenommen eine 28 Kilometer lange Fahrradtour bilden. Eine Erweiterung des Industriepfads bis in den Stadtteil Lintorf ist ebenfalls vorgesehen. Mit der Eröffnung der drei neuen Stelen ist der Wanderweg "Wasserkraftroute" nun fertiggestellt. Die Wasserkraftroute führt vom D2-Park/Vodafone bis zur Auermühle.

Am 17. Juni wird der Ratinger Heimatverein im Rahmen einer "Wanderung zur Industriekultur im Angertal" diesen Weg gehen und die Industrie entlang der Anger vorstellen.

(jün)
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