Heiligenhaus Nur Mut!

Heiligenhaus · Premiere für den "Tag der Zivilcourage" an der Realschule: In gemeinsamer und freiwilliger Projektarbeit beschäftigten sich die Jugendlichen mit Mut, Toleranz und Solidarität gegenüber Opfern von Gewalt. Damit sie wissen, was im Notfall zu tun ist.

Wie lässt sich das Thema des Projekttages, Zivilcourage, auf den Punkt bringen? Die vier Realschüler grübeln: Vielleicht durch den Spruch "Schau nicht weg" oder durch eine Videokamera? Die Jungs haben sich freiwillig gemeldet, um im Werkraum ein Graffiti zu sprühen, viele ihrer Schulkameraden machen sich zur gleichen Zeit ebenfalls über das Thema Gedanken.

Der Tag der Zivilcourage fand am Montag erstmals an der Realschule am Nordring statt. Von der ersten bis zur vierten Stunde hatte sich jede Klasse mit Arbeitsmaterialien und in Gesprächen dem Thema gewidmet. Sie sahen einschlägige Videos aus dem Internet und tauschten sich intensiv über das Thema aus. Sie fragten sich, wie man sich als Opfer fühlt, und wie man helfen kann. Danach stand es den Jugendlichen frei, das Thema in kleinen Gruppen noch mal aufzuarbeiten oder in den Unterricht zu gehen.

Viele haben sich für den Projekttag entschieden. Sie malten Graffiti oder Plakate, beteiligten sich an Rollenspielen, die als Theaterstück gezeigt oder auf Video aufgenommen wurden, oder sprachen ein Hörspiel ein. Sie fragten sich: Wie laufen solche Konflikte ab? Wer trifft dort aufeinander? Gar nicht so leicht, solche Situationen darzustellen, stellte sich dabei heraus.

"Auch in der Pause drehten sich viele Gespräche um das Thema. Ich denke, dass alle positiv beeindruckt sind", sagte Schülersprecher Marco Schild. Er betont: "Zivilcourage betrifft jeden." Seiner Meinung nach ist es vor allem in den jüngeren Klassen wichtig, Zivilcourage zu thematisieren. Gemeinsam mit seinen Klassenkameraden hat der Zehntklässler ein Video über das Thema gedreht. Die Ergebnisse des Projekttages sollen bald auf der Webseite der Realschule gezeigt werden. Außerdem soll es im Politikunterricht noch mal aufgegriffen werden. "Vor allem hoffen wir, dass das Gelernte auch im Alltag umgesetzt wird", sagte Schulsozialarbeiter Dennis Siever. "Dieser Projekttag war der Wunsch der Schüler. In der Schulkonferenz haben sie das zur Sprache gebracht", erklärt Schulleiterin Sonja Cohen. Es seien vor allem kleinere Konflikte, die Gewaltpotenzial auf dem Schulhof bergen: "Die falsche Kleidung zum Beispiel und leider auch Konflikte, die mit der Herkunft zu tun haben." Auf dem Papier hat die Realschule einen Ausländeranteil von 19 Prozent, die Zahl der Schüler mit Migrantenhintergrund ist höher. "Die jungen Menschen übernehmen oft die Haltung, die sie aus dem Elternhaus mitbekommen – auf beiden Seiten", so Cohen. Der Tag der Zivilcourage sei aber nur ein Baustein auf dem Weg zur "gewaltfreien Schule". Dazu gehörten ebenfalls das Coolnesstraining und auch die Streitschlichter. Den Projekttag will die Schule gerne wiederholen: "Die Stimmung in der Schule war schon besonders. Alle haben das Thema parallel besprochen und teilen nun das Wissen", so das Fazit.

(sade)
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