Hösel Oberschlesien und der Erste Weltkrieg

Hösel · Das Oberschlesische Landesmuseum in Hösel zeigt ab Sonntag, wie es in der Region zwischen 1914 und 1918 zuging.

 Kaiser Wilhelm II. (rechts) und Kaiser Karl I. im Großen Hauptquartier in Pless/Oberschlesien, 1917.

Kaiser Wilhelm II. (rechts) und Kaiser Karl I. im Großen Hauptquartier in Pless/Oberschlesien, 1917.

Foto: museum

Die Ähnlichkeit der Ausstellungstitel war nicht geplant, sondern ergab sich zufällig. Die Sonderausstellung "Heimatweh" im Oberschlesischen Landesmuseum zur Geschichte der Deutschen im und aus dem Osten ist längst abgebaut - ihr folgt nun die Schau "Heimatfront. Oberschlesien und der Erste Weltkrieg"auf rund 500 Quadratmeter im Erdgeschoss des Hauses an der Bahnhofstraße.

Diese große Sonderausstellung, zustande gekommen mit Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, will unterschiedliche Facetten des "Großen Krieges" beleuchten. Eingangs gibt es ein Panorama der Gesellschaft in der Grenzlage Oberschlesiens um 1910. Städtisches und bäuerliches Leben, Landwirtschaft und Industrie, Aristokratie und Arbeiterschaft werden einander gegenübergestellt. Die Ausstellung geht dann den Veränderungen im Kriegsverlauf nach: Frontalltag, Propaganda, die Hauptquartiere, Feldpost, Lazarett, Gaskrieg und Kriegsgefangene gehören ebenso dazu wie die Rezeption des "Großen Krieges" in der Kunst.

Der Glaube an einen kurzen Krieg von 1914 war mit Jahresanfang 1915 verflogen. Was folgte, wird in der Ausstellung mit einem exemplarischen Eingehen auf die preußische Provinz im Osten behandelt. Junge Oberschlesier kämpften als deutsche Soldaten an allen Fronten. Schräg gestellte Holzwände, die auf das Großfoto eines Schützengrabens zulaufen, lassen den Museumsbesucher die beklemmende Atmosphäre im Schützengraben nachempfinden. In der Heimat verfolgte man das Schicksal der Soldaten mit Angst und Sorge. Dort wurde das Leben mit fortschreitender Länge des Krieges durch die Versorgungslage und die Trauer um die Gefallenen belastet.

Als Oberbefehlshaber lenkte Kaiser Wilhelm II. aus seinem "Großen Hauptquartier" das Kriegsgeschehen, so jedenfalls sollte die offizielle Bildsprache Glauben machen. Ab 1915 befand sich sein Hauptquartier für zwei Jahre im mondänen Schloss der oberschlesischen Kleinstadt Pless (heute Pszczyna). Ganz in der Nähe lag das österreichisch-ungarische Hauptquartier in der Stadt Teschen (heute Cieszyn).

Die Ausstellung zeigt auch lokalisierbare Stätten der verlustreichen Kämpfe im Westen und gibt Impulse zur eigenen Spurensuche. Insoweit praktisch auch jede deutsche Familie Kriegsopfer im Ersten Weltkrieg zu beklagen hat, weist die Ausstellung den Weg zu den französischen Nachbarn, wo diese Erinnerung seit eh und je einen höheren Stellenwert besitzt.

Die Sonderausstellung bietet auch Schülern die Möglichkeit, sich über den Ersten Weltkrieg zu informieren und sich beispielhaft mit typischen Phänomenen des Krieges zu befassen. Drei unterschiedliche museumspädagogische Programme enthalten altersspezifische Module für den Grundschulunterricht sowie für die Fächer Geschichte, Deutsch, Politik, Religion und Philosophie der weiterführenden Schulen.

Für das breite Publikum werden sonntags Themenführungen angeboten: am 17. Mai, 28. Juni, 26. Juli, 16. August, 6. September und 18. Oktober, weitere Termine auf Anfrage. Am 28. Juni, 17 Uhr, gibt es ein Konzert mit dem Titel "1913: Sommer des Jahrhunderts - ein Porträt vom Vorabend des 1. Weltkriegs in Lied und Literatur". Gestaltet wird es von Studierenden des Studiengangs Gesang/Musiktheater der Folkwang-Universität der Künste unter der Leitung von Dominikus Burghardt und Reinhard Pede, der eine Lesung vorbereitet.

(RP)
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