An(ge)dacht Ortswechsel für Gottesdienste

Ratingen · An diesem verlängerten Wochenende findet in Stuttgart der Deutsche Evangelische Kirchentag statt. Allein aus dem Rheinland werden 10 000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Auch aus den Ratinger Kirchengemeinden sind viele dabei. Es gibt eine Menge Gründe für die Anziehungskraft der Kirchentage.

Politikerinnen, Künstler, prominente Kirchenleute, Gäste aus der Ökumene und Popstars kann man hier live statt nur im Fernsehen erleben. Die Diskussionen sind kontrovers und spannend. Der "Markt der Möglichkeiten" zeigt die gleichermaßen erfrischende wie unüberschaubare Vielfalt des evangelischen Glaubens. Man erlebt Kirche anders als zuhause. "Feierlicher ist es hier" meinen manche, andere sagen "es ist ungezwungener".

Das gilt auch für die Gottesdienste. Sie zeichnen sich durch Ortswechsel aus. Traditionell finden alle Eröffnungsgottesdienste auf den Plätzen der Stadt unter freiem Himmel statt. Zum Abschlussgottesdienst werden sich wieder 100.000 Menschen zum Singen und Beten, Feiern und Hören versammeln, in Stuttgart auf dem Cannstatter Wasen.

Die drei Tage dazwischen werden mit Bibelarbeiten begonnen und von Gottesdiensten begleitet. In Messehalle, Zelt, Theater oder Fabrik kann man Gottesdienste neu erleben. Betet man hier das Vaterunser, klingt es anders, vielleicht lebensnäher als sonst. Der Ortwechsel vermittelt einem ganz direkt: Gott lässt sich nicht in Kirchen einmauern und in Gemeindesäle einsperren. Gott ist mitten im Leben, da wo Menschen sich treffen und arbeiten.

Kann man den Glauben auch vor Ort so erleben? Am letzten Wochenende hat die evangelische Gemeinde in Ratingen einen Versuch in dieser Richtung gestartet. Nach verschiedenen Gottesdiensten unter freiem Himmel oder im Stadttheater vor einem Jahr war sie jetzt mit einem Gottesdienst in einer Werkshalle der Firma Tünkers in Tiefenbroich zu Gast. Wir sind dort als Kirche nicht nur außerordentlich freundlich empfangen worden: Die etwa 600 Besucherinnen und Besucher haben auch erlebt, wie feierlich und inspirierend ein Ortswechsel sein kann. Es fühlte sich an wie beim Kirchentag: Gott war mittendrin.

GERT ULRICH BRINKMANN PFARRER AN DER EVANGELISCHEN STADTKIRCHE

(RP)
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