Ratingen. Pfarrer bereitet Schau zur Reformation vor

Ratingen. · Da gibt es in Ratingen einen Pastor, der, obgleich evangelisch, von den eher katholischen Schützen seines Sprengels zum Präses erkoren worden ist. Der an achteinhalb glückliche Jahre im Saarland denkt und sich in den 19 Jahren seines kirchlichen Einsatzes in Tiefenbroich stets sehr wohlgefühlt hat.

 Initiator Pastor Stephan Weilmann stöbert im evangelischen Kirchenarchiv in Tiefenbroich nach Informationen.

Initiator Pastor Stephan Weilmann stöbert im evangelischen Kirchenarchiv in Tiefenbroich nach Informationen.

Foto: A. Blazy

Vom 20. Oktober dieses Jahres bis zum 4. Februar 2018 gibt es im Museum die Ausstellung "Kirchenschätze. Lutherisch - Reformiert - Evangelisch", die gegenwärtig unter Hochdruck zusammengestellt wird. Man wird sie auf der Fläche für Wechselausstellungen gleich neben der Stadtgeschichtlichen Sammlung besichtigen können, so dass sie auch als Pendant dazu daherkommt.

Zum 500. Jahrestag der Reformation, die mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 ihren Anfang nahm, stellt das Museum Ratingen die Geschichte der evangelischen Kirche in Ratingen und den angrenzenden Ortschaften in den Mittelpunkt dieser Ausstellung.

 Zu den Ausstellungsobjekten gehört ein bergisches Gesangsbuch der evangelischen Kirchengemeinde von 1768.

Zu den Ausstellungsobjekten gehört ein bergisches Gesangsbuch der evangelischen Kirchengemeinde von 1768.

Foto: Blazy Achim

Anfang des 17. Jahrhunderts bekannten sich etwa 60 Prozent der Ratinger zur reformatorischen Lehre. So verwundert es nicht, dass die evangelische Stadtpfarrkirche an der Lintorfer Straße als ältester Bau einer reformierten Kirche im Rheinland gilt und auch die lutherische Gemeinde im 17. Jahrhundert über ein eigenes Gotteshaus verfügte, das sich auf dem kleinen Platz hinter den Eckgebäuden Düsseldorfer Straße/Marktplatz befindet.

Die Ausstellung berücksichtigt die architektonischen Zeichen des evangelischen Glaubens, sie geht aber auch mit mancherlei Exponaten auf Alltägliches ein. Von kunstvollem Altargeschirr über historische Dokumente und seltene Bibelausgaben bis zu den bemalten Orgelpfeifen aus der Weidtmann-Werkstatt und überkommenen Stücken der ehemaligen Kirchenausstattungen erzählen die Exponate vom evangelischen Leben in Ratingen und den Menschen, die es getragen haben

Dazu gehört unter anderem eine goldene Unionsmedaille, die der preußische König Friedrich Wilhelm III. der Gemeinde im Jahr 1820 überreicht hatte. Er hatte 1817 die reformierten und lutherischen Gemeinden im Rheinland zum Zusammenschluss, zur sogenannten Union, aufgefordert. In Ratingen wurde dieser Zusammenschluss freiwillig, ziemlich reibungslos und vollständig vollzogen. Was der König honorierte.

An dieser Stelle sollte man vielleicht einmal die äußerlichen Erkennungszeichen der unterschiedlichen evangelischen Richtungen vermitteln, die die Website evangelisch.de aufs Trefflichste ausbreitet.

Das liturgische Gewand eines evangelischen Pfarrers ist durchaus auffällig. Am bodenlangen schwarzen Talar, zur Lutherzeit Kluft der Professoren, ist er als Amtsperson zu erkennen. Weiß auf Schwarz markiert der Kragen, das sogenannte Beffchen, die Konfession der kirchlichen Amtsperson. Ist er lutherisch, reformiert, uniert?

Der Geheimcode protestantischer Amtstracht erklärt sich letztlich einfach: Das weiße Beffchen ist in einer reformierten, einer lutherischen oder unierten Kirche unterschiedlich geschnitten. Reformierte tragen das liturgische Accessoire geschlossen, lutherisch ist der Kragen von oben bis unten geteilt - und die unierte Tracht liegt genau dazwischen - zur Hälfte geschlossen, zur Hälfte getrennt.

Auch Barette, Klingelbeutel und edles Abendmahlsgerät, gestiftet von der "Vereinigten Ostindischen Kompanie", einer überaus mächtigen Handelsunternehmung, werden in der Ausstellung zu betrachten sein, auch Bibeln und andere Bücher.

Und der Katalog wird noch einmal alles zusammenhalten und sorgsam erklären. Pastor Weimann hat dafür, auch bei seinen Kollegen im Amte, die Hälfte der Produktionskosten aufgetrieben. Die andere Hälfte wurde vom Museum gesammelt.

(RP)
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