Heiligenhaus Philosophin spricht gern übers Glück

Heiligenhaus · Sophie Neugebauer stellt Fragen nach dem gelungenen Leben. Hier beginnt für sie die Praxis.

Manche ihrer Sätze sind kurz und knackig. "Philosophie hat nichts mit Esoterik zu tun. Es geht um Lebensfreude." Manche ihrer Zitate sind etwas länger - stammen aus uralten Quellen: "Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen", befand der griechische Philosoph Epiktet. Für die Ratingerin Sophie Neugebauer gehen in der Philosophie viele Dinge gut zusammen, die eher selten mit der vermeintlich staubtrockenen Wissenschaft verbunden werden.

Zum Beispiel Lebenspraxis. Da muss es keineswegs immer die antike Zweitquelle sein, die das Nachdenken in Gang bringt. Das war der studierten Psychologin und Philosophin schon klar, bevor sie unlängst in Derendorf ein philosophisches Café eröffnete, in dem sie Beratung, Seminare und Vorträge anbietet. Damit knüpft sie unter anderem an Einfälle an, die ihr schon während des Studiums gekommen sind.

Die Idee ist ursprünglich ein Frankreich-Import, stammt vom französischen Philosophen Marc Sautet. Der hatte in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Idee wiederbelebt, Philosophie öffentlich zu veranstalten - mit beliebigen Gesprächspartnern in einem Straßencafé. "Hierzulande etabliert sich das langsam", sagt Neugebauer. Übrigens auch in der Fachwissenschaft. So gibt es ein philosophisches Café einer Wuppertaler Privatinitiative und der Bergischen Uni. Dessen Kalender ist mit Fachvorträgen bestückt. Und dort hat man inzwischen 15 Jahre Erfahrung. Olga Zimpfer, zuständig für die Kulturarbeit der Caritas dort, weiß: "Die Veranstaltungen in unseren Räumen sind sehr unterschiedlich besucht. Je nach Thema kommen bis zu 100 Besucher."

Vorträge hält Sophie Neugebauer auch - sie sind Teil ihres Arbeitsmodells rund um praktische Philosophie. Dass sie nebenher als Lehrkraft am Ratinger Franz-Rath-Kolleg arbeitet, erwähnt sie. Wer das Gespräch mit ihr sucht - oder wer in ihr philosophisches Café kommt - muss dafür vorab kein einziges Schwer-Werk gelesen haben. Oder sich in Philosophiegeschichte auskennen. "Menschen kommen eher mit einem bestimmten Anliegen - suchen eine Außensicht auf ein Thema, das sie bewegt. Hier kann ein Gespräch durch methodisch abgesichertes Fragen Standpunkte klären - oder lehren, eine Sache aus neuem Blickwinkel zu sehen" , sagt Neugebauer. Der Dialog sei die Methode: "Praktische Philosophie braucht ein Gegenüber." Mit ihren Vorstellungen grenzt sich Neugebauer ab von jeglicher Art Nabelschau nebst Räucherstäbchen-Zinnober. Dass derlei Klischees in der Welt sind, weiß sie. Ihr Gegenmittel: "Hier hilft nur sachliche Aufklärung."

Im Dialog komme es letztlich darauf an, "dass der Knoten platzt". Darauf, das scheinbar unveränderlich Festgelegte zu hinterfragen. Und auch weitere Abgrenzungen sind für sie wichtig: "Ich bin weder Karriere-Coach noch Ärztin. Praktische Philosophie kann und will weder therapieren oder heilen."

Die Pläne der Ratinger Philosophin (und Mutter dreier Kinder) sind ausbaufähig. Aktuell denkt sie an ein zusätzliches Angebot in Ratingen. Und daran, Kinder an Philosophie heranzuführen.

(RP)
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