Ratingen Politiker wollen laute Züge verbieten

Ratingen · Der Bahnlärm ist ein massives Problem für Ratinger Anwohner: Änderungen an Zügen und Gleisen sollen Schutz bieten.

 Die Güterbahn donnert durch die Tiefenbroicher Siedlung und sorgt für erheblichen Lärm. Viele Wagen sind noch mit alten Graugussbremsen unterwegs. Das soll sich ändern.

Die Güterbahn donnert durch die Tiefenbroicher Siedlung und sorgt für erheblichen Lärm. Viele Wagen sind noch mit alten Graugussbremsen unterwegs. Das soll sich ändern.

Foto: Achim Blazy

Aus dem fernen Berlin nach Lintorf: Für den Ratinger CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Beyer ist die Dienstreise vor allem mit Krach verbunden. Den hört der Politiker bei einem Ortstermin in der Tiefenbroicher Siedlung in Lintorf. "Ein vollbeladener Güterzug erzeugt rund 95 Dezibel, in Diskotheken darf es nicht lauter sein, sonst drohen Gehörschäden", betont Beyer am Rande der sogenannten Güterstrecke 2321. Die Verkehrspolitiker kennen diese Probleme seit langem, doch bisher hat sich nichts getan. Das soll sich ändern: Niemand sei gegen die Bahn, man brauche sie sogar, aber es müssten Lösungen gefunden werden, erklärt Beyer. Gemeinsam mit Kollegen aus der Region sei es gelungen, das Thema im Koalitionsvertrag zu verankern. Beyer: "Wenn bis 2016 nicht mindestens die Hälfte der in Deutschland verkehrenden Güterwagen umgerüstet sind, werden noch in dieser Wahlperiode ordnungsrechtliche Maßnahmen auf stark befahrenen Güterstrecken wie etwa in Ratingen umgesetzt, zum Beispiel Nachtfahrverbote für nicht umgerüstete Güterwagen."

Tag und Nacht, von Montag bis Freitag sowie an Sonn- und Feiertagen, rollen die Güterzüge an der Tiefenbroicher Siedlung, die in den 1960er Jahren entstand, vorbei. Jahr um Jahr sei die Taktung der Züge höher, so Beyer. Nun droht aus Gründen des Klimaschutzes weitere Belastung, da die Güter von der Straße auf die umweltfreundliche Schiene verlagert werden sollen, weiß Beyer als Mitglied der Parlamentsgruppe "Schienenverkehr" im Deutschen Bundestag. "Ohne Lärmschutz geht das nicht", fordert Beyer, dessen Ziel die Reduzierung des Schienenlärms ist. Er erläutert, dass der Hauptverursacher des Lärms der Schienengüterverkehr sei, der vor allem durch den Kontakt zwischen Rad und Schiene entstehe - je glatter Rad und Schiene, desto leiser rollt der Zug. Viele Güterwagen seien noch mit alten Graugussbremsen unterwegs, die bei jedem Bremsvorgang die Radfläche aufrauen. Diesen Effekt müsse man bekämpfen. Rund 180 000 Güterwagen müssen allein in Deutschland umgerüstet werden, nur ein Drittel der Wagen gehöre der DB Schenker Rail, der Schienengütertochter der Deutschen Bahn.

Flächendeckend spürbar leiser werde der Verkehr erst, wenn 80 Prozent aller Güterwagen umgerüstet seien, so der Politiker, dem in einem Gespräch mit Bahnchef Rüdiger Grube zugesichert wurde, dass man bis 2020 alle Güterwagen der Deutschen Bahn auf leise Bremssysteme umgerüstet habe, im Jahr 2016 könne ein Anteil von 37 Prozent erreicht werden. Beyer und Kollegen diskutieren aktuell ein Verbot von lauten Zügen. Beschlossen ist, dass Transportunternehmen, die ihre Züge nicht umrüsten, höhere Gebühren für die Trassennutzung zahlen müssen. "Damit wollen wir die Umrüstung beschleunigen", so Beyer, der die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister und Koordinatorin der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, Dorothee Bär, nach Ratingen eingeladen hat.

Hans Jörgens, Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), betont, dass es moderne Methoden gebe, den Krach zu bekämpfen. Er verweist auf Schienenstegdämpfer, die an verschiedenen Orten getestet werden. Die Schwingungen des Gleises werden gedämpft.

Jörgens hat zusammen mit der Initiative "Bahnlärm-so-nicht" mehr als 4000 Unterschriften an einen Vertreter der Bahn in Düsseldorf übergeben, davon kamen allein 277 aus Ratingen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort