Ratingen Prinzengarde Blau-Weiss feiert 8 x 11 Jahre

Ratingen · Es ist vielleicht noch etwas früh, um an Karneval zu denken. Aber wer so ein jeckes Jubiläum feiert, der darf auch zu solchen Zeiten zumindest ein närrisches Konzert auf die Bühne der Stadthalle bringen: 8 mal 11 Jahre alt wird die Prinzengarde Blau-Weiss in diesem Jahr.

Ratingen: Prinzengarde Blau-Weiss feiert 8 x 11 Jahre
Foto: Blazy Achim

Und den Einstieg in die Festlichkeiten wollte der Verein um seinen Vorsitzenden Mark Oberwinster und Präsident Alexander Bös am heutigen Samstagabend in der Stadthalle mit einem großen Konzert feiern: Mit den Räubern und Kuhl an the Gäng waren zwei echte musikalische Schwergewichte verpflichtet worden. Doch offenbar war den Dumeklemmern noch nicht nach Schenkel- und Feierstimmung zumute: "Der Vorstand hat sich entschlossen, aufgrund des sehr geringen Kartenvorverkaufs das Konzert abzusagen", teilte Oberwinster mit.

Traurig ist man darüber im Lager der Prinzengarde, die doch so ein wichtiger Bestandteil des Winterbrauchtums in der Stadt ist. Der Verein ist eng verknüpft mit Namen wie Hubert Bös, Wilfried Link, Michael Schleicher - Männer, ohne die der Karneval in der Dumeklemmerstadt nicht das wäre, was er ist. Rückblick: Gegründet wurde der Verein im Herbst 1928. Karnevalsurgestein und Prinzengarde-Historiker Wilfried Link nahm unsere Zeitung schon vor einiger Zeit mit auf eine spannende Zeitreise: "Es gab damals schon Karneval, allerdings wurde diskutiert, die Veranstaltungen nicht mehr durchzuführen, da sie eine Gefahr für die Jugend seien." Das wollten einige begeisterte Karnevalisten so nicht hinnehmen, darunter Hermann Schmitz, der kurze Zeit später erster Präsident der Blau-Weissen wurde. Schon wenig später gab es die erste Sitzung, wenn auch im kleinen Rahmen. "1935 wurde Blau-Weiss nach dem ersten Rosenmontagszug in der Stadt vom Prinzen zur Prinzengarde ernannt", erinnerte sich Wilfried Link. Seitdem "beschützen" die strammen Herren in den schmucken Uniformen die Prinzessin Ratingia während ihrer Regentschaft.

 Beim Sturm aufs Rathaus - neuerdings aufs Bürgerhaus, mangels Verwaltungshauptquartier - darf die blau-weisse Kanonierstruppe nicht fehlen.

Beim Sturm aufs Rathaus - neuerdings aufs Bürgerhaus, mangels Verwaltungshauptquartier - darf die blau-weisse Kanonierstruppe nicht fehlen.

Foto: Blazy Achim

Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es knapp anderthalb Jahre, bis auch die Blau-Weissen wieder feiern konnten und wollten - und das in einem ganz besonderen Rahmen, nämlich in der Werkshalle der Spinnerei Cromford. Ein Jahr später dann beginnt eine echte Ära: Hubert Bös wird Präsident und Vorsitzender. Drei Generationen ist die Familie seither in Verantwortung bei dem Verein, seit vor einigen Jahren Alexander als Präsident das Ruder übernommen hat. "Da viele Veranstaltungen von Blau-Weiss bei uns im Geschäft stattgefunden haben, bin ich schon unheimlich früh mit dem Karnevalsvirus infiziert worden", erzählte der Konditormeister im Gespräch mit unserer Redaktion. Sein Vater Hans-Hubert Bös war 1994 Vorsitzender geworden und hatte das Amt von Wilfried Link, der in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden ist (wir berichteten) übernommen. Der hatte 1962 an der Seite von Bös senior das erste Mal präsidiert, wechselte dann 1979 von der Bühne auf den Posten des Vorsitzenden. Doch vorher hatte er noch die Ehre, die Geburt einer weiteren blau-weissen Institution zu erleben - es geht ums Pagettencorps. Diese Wortschöpfung setzt sich zusammen aus "Paginnen" und "Kadetten" und ist die noch heute aktive Tanzformation der Blau-Weissen.

Mit dem Corps entstand auch die Matinee der Garden, in der sich fast 20 Jahre lang die besten Tanzgarden des Landes in der Stadthalle mit spektakulären Shows präsentierten. Nachfolger dieser beeindruckenden Veranstaltung wurde 2000 die Weiberparty, die am Abend vor dem Start in den Straßenkarneval für eine ausverkaufte Stadthalle und grandiose Stimmung sorgt. Entstanden ist die übrigens unter der Ägide eines weiteren ganz Großen - im Wortsinne wie im übertragenen - der Blau-Weissen: Michael Schleicher, der 1994 Präisdent wurde und dieses Amt 19 Jahre inne haben sollte.

Genug Grund zum Feiern hat diese Prinzengarde also - und dies trotz des ausgefallenen Konzertes heute Abend. Und die Enttäuschung darüber dürfte spätestens am Samstag, 12. November, vergessen sein, wenn die Blau-Weissen zur Prinzenkürung wieder im vollen Ornat und bester Laune als Leibgarde der neuen Prinzessin in die Stadthalle einmarschieren.

Das ist so sicher wie ein dreifaches Helau.

(RP)
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