Ratingen Privatleben gibt ihr Kraft für die Arbeit

Ratingen · Marie-Therese Wirtz-Doerr ist Geschäftsführerin des SkF. Zurzeit unterstützt sie die Aktion www.gewaltlos.de.

 "Mein Leben war und ist schön. Ich kann zufrieden sein mit einem Leben mit Mann und Tochter; ich habe dadurch Kraft für meine Arbeit", sagt Marie-Therese Wirtz-Doerr.

"Mein Leben war und ist schön. Ich kann zufrieden sein mit einem Leben mit Mann und Tochter; ich habe dadurch Kraft für meine Arbeit", sagt Marie-Therese Wirtz-Doerr.

Foto: Achim Blazy

Wenn man einer Frau ein großes Herz nachsagt und einen wachen Verstand, ein beachtliches Fachwissen, eine verständnisvolle Art und einen guten Umgang mit Mitarbeitern - dann liegen ganz gern einmal die Fragen auf der Hand, ob sie auch einen Heiligenschein hat oder wenigstens übers Wasser gehen kann. Nun, das kann sie nicht. Sie kocht auch nur mit Wasser. Sie schöpft aber auch bei ihren Namen aus dem Vollen - mit zwei Vor- und einem doppelten Nachnamen: Sie ist Marie-Therese Wirtz-Doerr, Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen, des SkF Ratingen.

Vor nicht ganz 60 Jahren ist sie bei Aachen geboren worden, auf dem Land. Die Gegend hat ihrer Sprache eine bis heute leichte Färbung gegeben, ihrer Erinnerung eine bis heute wache Beschreibung der Kindheit. "Es war furchtbar traurig, dass meine Mutter tödlich verunfallt ist, als ich noch klein war - aber es war immer jemand für mich da in einem 'Familienhaus', in dem wir beieinander wohnten".

Nicht zuletzt diese Erfahrung - dass man füreinander eintrat - lässt sie in ihrem Beruf auch die Defizite klarer sehen, die manche Frau ein Leben lang mit sich schleppt und die nicht überwunden werden können. "Ich will dankbar sein für all das Gute, das mir in seinem Leben widerfahren ist, und ich will Menschen beistehen, eine bessere Situation in ihrem Leben zu finden", meint Marie-Therese Wirtz-Doerr heute. Nach dem Abitur studierte sie Pädagogik und schloss mit Diplom ab. Für ihre Examensarbeit lieferte sie eine Arbeit, bei der Kinder in einer Langzeit-Beobachtung in Kindergarten und Grundschule beobachtet und begutachtet wurden - mit den Schwerpunkten, wie hier noch ein gesundes Selbstwertempfinden vorhanden ist, wie es dort massiv einknicken kann.

Beobachtungen, die sie schon bald wieder bestätigt sah, als sie schon ihre erste Arbeitsstelle angetreten hatte, und zwar beim SkF in Neuss. Dem Sozialdienst ist sie dann ihr folgendes Berufsleben treu geblieben. An immer anderen Stelle, immer mit demselben Engagement.

Sie sah mehr und mehr, dass die Armut weiblich ist und Kinder hat, fand bestätigt, dass eingeschliffenes Verhalten die benachteiligten Frauen kuschen und oft nicht tief und befreiend durchatmen lässt. Und das, obgleich sie es oft wirklich könnten.

Gegenwärtig unterstützt sie die Aktion www.gewaltlos.de, die Frauen und Mädchen tatkräftig helfen will, aus unterdrückten Situationen hinaus zu finden. Und zwar nicht damit, dass sie Telefonnummern weitergibt, unter denen sie Hilfe finden, sondern durch eine dauernd gleiche personale Hilfe.

"Mein Leben war und ist schön. Ich kann zufrieden sein mit einem Leben mit Mann und Tochter; ich habe dadurch Kraft für meine Arbeit", sagt sie. Dass diese Kraft auch noch reicht, in ihrem sozialen Umfeld so überaus positiv zu wirken, bestätigt Natalie Rebs, SkF-Vorsitzende, die ihre Geschäftsführerin und deren Warmherzigkeit in hohen Tönen lobt. Ob sie deren Leidenschaft für den Beruf oder das private Leben wertschätzt, ihre Kompetenz - sie ist mit ihr als Profi-Frau gern zusammen. Wertschätzung sei ihr auch als Freundin sicher.

Nicht erst jenseits der 50 Lebensjahre stimmen viele Menschen das kritisch tönende Jammerlied über junge Leute, ihre Mobiltelefone, ihre Manieren an. Das ist bei Marie-Therese Wirtz-Doerr anders: Sie erinnert sich sehr wohl, dass es in ihrer Jugend zwar keine Smartphones gegeben hat, aber sehr wohl schlechte Manieren. Und die Jugendlichen von damals sind jetzt im Rentenalter.

(gaha)
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