Ratingen "Ratingen lässt sich Kaufkraft entgehen"

Ratingen · Für einen Wohnmobilstellplatz wirbt Rentner Norbert Böttcher seit langem. Der brächte Touristen in die Stadt, sagt er.

 Um 10 bis 15 Prozent pro Jahr wächst die Wohnmobilbranche. Die Kaufkraft der Besitzer lasse sich Ratingen entgegen, klagt Norbert Böttcher. Seine Idee: Die Stadt sollte Stellplätze für Wohnmobile einrichten.

Um 10 bis 15 Prozent pro Jahr wächst die Wohnmobilbranche. Die Kaufkraft der Besitzer lasse sich Ratingen entgegen, klagt Norbert Böttcher. Seine Idee: Die Stadt sollte Stellplätze für Wohnmobile einrichten.

Foto: RP-Archivfoto. dpa

Seit zehn Jahren ist Norbert Böttcher auf großer Fahrt. Mit dem Eintritt ins Rentenalter hat sich der ehemalige Ratinger ein Wohnmobil kauft. Mit dem war er schon am Nordkap und bis Gibraltar, an der russischen Grenze und am westlichsten Punkt Spaniens. Am Kreuzungspunkt all dieser Himmelsrichtungen, in Ratingen, aber werden Wohnmobilisten von Politik und Verwaltung sträflich ignoriert, klagt Böttcher: "Mit einem städtischen Standplatz für Wohnmobile könnte die Stadt Einnahmen erzielen und es käme frische Kaufkraft in die Stadt."

Und dann klingt der Mann, der lange in Breitscheid gewohnt hat und erst im vergangenen Jahr zu seiner Tochter nach Süddeutschland gezogen ist, wie ein Tourismusmanager in städtsichen Diensten: "Ratingen hat so viel zu bieten. Gäbe es hier eine vernünftige Infrastruktur für Wohnmobile, würde sich das sehr schnell herumsprechen." Von Radtouren zur Duisburger Seenplatte schwärmt Böttcher oder dem Abstecher nach Kaiserswerth. Von Wandertouren zwischen den Feldern und lauen Sommerabenden auf dem Ratinger Marktplatz - bei einem kühlen Bier und einem zünftigen, nicht zu teuren Abendessen.

"Es sind sehr viele Rentner so unterwegs wie ich. Die würden Ratingen und das Umland bestimmt gerne nutzen.," Doch wann immer er bisher seine Idee vom Wohnmobilhafen mit Strom- und Wassersanschlüssen und einer Möglichkeit, Abwasser zu entsorgen, erzählt hat, waren die Ratinger Entscheider freundlich zu ihm. Ernsthaft mit der Idee beschäftigt, habe sich aber niemand - so hat Böttcher es wahrgenommen. Dabei kann er auf Wunsch eine Menge Erfolgsbeispiele nennen: In Norddeich oder Dorsten im Ruhrgebiet fahren die umherziehenden Senioren gern die gut ausgebauten Stellplätze an. Oder in Andernach, in Rheinland-Pfalz oder an der Saar.

"Eine Übernachtung kostet zum Beispiel in Andernach 1 Euro pro laufendem Wohnmobil-Meter." Macht 10 Euro für das Rolling Home von Norbert Böttcher. Viele Reiserenter ließen den eigenen Gasherd kalt und nutzten die Gastronomie vor Ort für ein Mittag- oder ein Abendessen.

Und eingekauft werde auch. Böttcher kommt sogar mit einem konkreten Standortvorschlag nach Ratingen: "Oftmals sind diese Stellplätze direkt neben Freibädern." Dort könnten die ohnehin vorhandenen Parkflächen für Wohnmobile genutzt werden. Wasser- und Stromleitungen lägen auch in der Nähe und das Fachpersonal der Bäderaufsicht könnte auch im Wohnmobilhafen kassieren.

Der technische Beigeordnete der Stadt Ratingen, Jochen Kral, hat Böttcher in einem Schreiben Ende Juni auf die ferne Zukunft, den St. Nimmerleinstag?, vertröstet. Für solche Wohnmobilstellplätze müsse ein Bebauungsplan erstellt werden. Das aber koste "viele Mitarbeiterstunden". Kral priorisierte die Stellplätze runter - die wichtigen Anliegen der "Ratinger Bevölkerung" und der hiesigen Unternehmen gehen dem Schreiben zufolge vor. Von dieser Abwehrhaltung ist Böttcher enttäuscht. Dadurch gingen Ratingen Einnahmen und jede Menge Kaufkraft verloren, sagt er - aufgrund seiner zahlreichen Erfahrungen.

(RP)
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