Ratingen Ratinger helfen verletzten Kriegskindern

Ratingen · Zwei Jungen aus Afghanistan werden in Ratingen medizinisch versorgt - eine Zusammenarbeit zwischen dem Friedensdorf Oberhausen und dem Marienkrankenhaus.

 Hilfe im Marienkrankenhaus: Siamoy (links) und Ramish mit Dr. Christian Marx, im Hintergrund Dr. Chike Okafor und Schwester Ondina dos Santos Carvalho.

Hilfe im Marienkrankenhaus: Siamoy (links) und Ramish mit Dr. Christian Marx, im Hintergrund Dr. Chike Okafor und Schwester Ondina dos Santos Carvalho.

Foto: Achim Blazy

Es sind leidende und tapfere Kinder, höchstens zwölf Jahre alt. Sie kommen aus Kriegsgebieten und sind schwer verwundet. Ihre Verletzungen wurden schon versorgt - allerdings meist unzureichend. Zwei dieser Jungen und Mädchen werden nun im Ratinger St. Marienkrankenhaus betreut, eins in Mettmann. Hier ist nun erst einmal die vielleicht rettende Endstation eines schlimmen Leidenswegs und einer unglaublich strapaziösen Anreise.

Das "Friedensdorf International" charterte eine Maschine, die mit 127 Kindern und Begleitern (nicht mit ihren Familien) von Kabul mit drei Zwischenlandungen in Zentralasien letztlich in Düsseldorf landete. Wenige Kinder waren verhältnismäßig gut dran, weil sie nicht mehr lange fahren mussten. Viele aber wurden in Krankenwagen und Bussen untergebracht, weil sie bis in den Norden und nach Bayern gefahren werden mussten. Die Begleiter sagten, dass die kleinen Patienten auch das klaglos auf sich nahmen.

Ein Zwölfjähriger, der jetzt in Ratingen versorgt wird, ist schon einmal - vor etwa zwei Jahren - von Dr. Christian Marx, dem Chefarzt der Unfallchirurgie am St. Marienkrankenhaus Ratingen, operiert worden. Damals ging es um Verbrennungen und einen nicht verheilten Schien- und Wadenbeinbruch. Nun muss er "nur" noch Metall entfernen.

Unvergleichlich schwieriger ist der Fall eines elf Jahre alten Mädchens, das einen Sturz aus dem sechsten Stock zwar lebend, aber mit extrem kompliziert gebrochenen Füßen überstanden hat. Außer den Brüchen leidet das Kind auch noch an einer Sepsis. Dr. Marx und sein Team werden hier eine Menge zu tun haben. Sie können sich neben ihrer chirurgischen Arbeit allerdings auch auf viele helfende Hände und freundliche Unterstützung im Krankenhaus-Personal verlassen, das für die beiden afghanischen Kinder liebevoll die Krankenzimmer vorbereitet hatte.

Und das sich, wie schon bei den elf Kindern, die in den vergangenen elf Jahren hier kuriert worden sind, überaus erfolgreich mit Händen und Füßen verständigt hatte.

Aufsichtsratsvorsitzender Rolf Theißen versichert, dass die Behandlung der Kinder erst einmal in den Leitgedanken des katholischen Krankenhauses passt, dass aber auch die Finanzierung der Behandlung über die Benedictus-Stiftung, die neun Prozent der Anteile am Krankenhaus hält, gesichert sei.

Claudia Peppmüller, die als Ehrenamtliche bei der Ankunft der Kinder dabei war und die beiden nach Ratingen begleitet hat, war sofort begeistert von der positiven und herzlichen Aufnahme in der Unfallchirurgie.

Sie berichtete von dem generalstabsmäßigen Plan, der zum Empfang am Düsseldorfer Flughafen - einem Partner des Friedensdorfs - abgewickelt wurde. Es wurde auf die sonst fälligen Gebühren verzichtet, die nötigen 30 Krankenwagen und drei Busse konnten problemfrei vorfahren, Kontrollen wurden reibungslos abgewickelt, jeder wusste, was er zu tun hatte.

Das alles trägt erst mal zur Zufriedenheit der Friedensdorf International-Organisation bei. Immerhin wird es für sie immer schwieriger, Krankenhäuser aufzutun, die die erforderlichen Behandlungen überhaupt übernehmen. Außer den Hilfsflügen und den anschließenden Reha-Möglichkeiten beteiligt sich das Friedensdorf an Hilfsprojekten in den betreffenden Regionen.

Dort werden Krankenhäuser, weitere Friedensdörfer und andere soziale Einrichtungen geschaffen. So soll gewährleistet werden, dass diese Länder in Zukunft über genügend eigene medizinische Mittel verfügen.

(gaha)
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