Kreis Mettmann Regenfälle erschweren Getreideernte

Kreis Mettmann · Kein Frost im Winter, dafür reichlich Regen und Wärme im Sommer - vor allem Getreidebauern sind bisher zufrieden.

Gesunde und allergiefreie Weizenalternativen
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Landwirt Josef Aschenbroich blickt auf seine Felder und nickt zufrieden. Die Getreideernte läuft derzeit auf Hochtouren. Die Mähdrescher sind unterwegs. Nach der Gerste ist nun Weizen dran. "Die Erträge sind in diesem Jahr gut", meint der Langenfelder, "aber ein abschließendes Urteil kann ich erst abgeben, wenn alles geerntet ist."

Auf seinen 200 Hektar Land pflanzt der Langenfelder Neben Getreide auch Raps und Zuckerrüben an. Außerdem hält er noch rund 15 000 Hühner. Größere Probleme erwartet der 55-Jährige für dieses Jahr nicht mehr - es sei denn es hagelt in den kommenden Wochen heftig. Für die vergleichsweise sensiblen Rapspflanzen wäre das laut Aschenbroich eine "mittelschwere Katastrophe".

Insgesamt verwöhnte das Wetter in diesem Jahr die Landwirte im Kreis Mettmann. Entsprechend positiv fällt auch die Bilanz des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes (RLV) in Bonn aus. Zwar sei bisher erst ein Drittel der gesamten Getreideernte eingefahren, aber bereits daraus lasse sich ein positiver Ausblick auf Ertrag und Qualität des Korns ableiten, teilt der RLV mit.

Das Frühjahr 2014 bot demnach einige Besonderheiten. Der meteorologische Frühling war der drittwärmste seit 1895. Die Temperaturen lagen rund 2,5 Grad über dem Durchschnitt der vergangenen 120 Jahre. Die regenarmen Monate Februar, März und April haben dem Wachstum nicht geschadet - im Gegenteil: Die anschließend kühleren Temperaturen und häufigen Regenschauer, die regional sehr unterschiedlich ausfielen, taten den Getreidebeständen gut. Hinzu kommt der weitgehend frostlose Winter und der feucht-warme Sommer. "Im Mai sind die Pflanzen geradezu explodiert", sagt Aschenbroich. Der Wonnemonat sei insgesamt eine entscheidende Phase für das Getreidewachstum. "Wasser, Wärme Sonne - im Mai war gerade noch rechtzeitig alles da", freut sich der Langenfelder.

Auch der Ratinger Wolfgang Bergermann ist weitgehend zufrieden. Bei ihm wachsen auf 120 Hektar unter anderem Weizen, Gerste, Zuckerrüben und Raps. Die Ernte 2014 will er erst beurteilen, wenn alles in den Scheunen und Silos ist. "Bisher deutet sich an, dass der Ertrag in diesem Jahr gut über dem Durchschnitt liegt", meint der 69-Jährige.

Den Winter hätte er sich allerdings deutlich kälter gewünscht. "Die Populationen der Schädlinge wurden durch die milde Witterung kaum dezimiert", sagt er. "Etwas Frost wäre daher schon gut gewesen."

Als an Pfingsten Orkan "Ela" über das Kreisgebiet zog, war Ratingen besonders stark betroffen. Im Südkreis war das Unwetter zwar auch heftig, aber die Folgen längst nicht so drastisch wie im Norden des Kreisgebiets. Auch die Felder von Bergermann blieben davon nicht verschont. An einigen Stellen knickte das Getreide um - und das erschwert jetzt die Ernte. Bis heute behindern abgeknickte Äste die Arbeit der Mähdrescher. "Es kommt immer wieder vor, dass versteckte Baumteile auf den Feldern im Schneidwerk landen", ärgert sich Bergermann. "Ansonsten waren die Schäden überschaubar. Das hätte insgesamt auch deutlich Schlimmer für uns ausgehen können."

Gerhard Rosendahl aus Haan hält auf 65 Hektar unter anderem 50 Milchkühe. Für die Tiere, sagt er, seien die letzten Wochen nicht unbedingt angenehm gewesen. "Die krassen Hitzephasen machen den Kühen zu schaffen", erzählt der 52-Jährige, "aber es geht ihnen soweit ganz gut." Gut sieht es demnach bei Heu und Futtermais aus. "Beides wächst und gedeiht prächtig", so der Haaner.

Auch wenn die Landwirte in der Region gute Ernten einfahren, sind sie zunehmend den Preisschwankungen des Weltmarktes ausgeliefert.

"Wenn in den USA eine Dürreperiode ist, steigen weltweit die Preise - und bei guten Ernten im Ausland fallen sie sehr schnell", sagt Aschenbroich, der auch stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft ist.

"Die Entwicklung der Rohstoffmärkte hat auf uns teilsweise eine stärkere Auswirkung als gutes oder schlechtes Wetter - und für Getreide sinken derzeit leider die Preise."

(RP)
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