Ratingen RP-Gipfel: Heimat für alle Sinne

Ratingen · Auf Gut Volkardey veranstalteten die RP und die Volksbank Düsseldorf-Neuss einen munteren Talk mit bodenständigen Gästen.

RP Heimatgipfel mit Isabell Werth in Ratingen
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RP Heimatgipfel mit Isabell Werth in Ratingen

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Foto: Blazy

Eine Reithalle auf dem idyllisch gelegenen Gut Volkardey in Ratingen, dazu ein dezenter Hauch von Pferdemist in der herbstlich-frischen Luft - authentischer konnte der Veranstaltungsort für den "Heimatgipfel Regional" der RP in Zusammenarbeit mit der Volksbank Düsseldorf-Neuss nun wirklich nicht sein. Isabell Werth, die beste Dressurreiterin aller Zeiten, Annika Sprink, Bronzemedaillen-Gewinnerin mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft in Rio de Janeiro, Spitzenkoch Florian Conzen und Kult-Sänger Kalla Brand ("Die Räuber") - diese vier sehr bodenständigen Persönlichkeiten aus den Bereichen Sport und Kultur ließen die Herzen der mehr als 130 Gäste schnell höher schlagen. Im Talk mit der RP erzählten sie, warum Heimat für sie wichtig ist. Horst Thoren, stellvertretender Chefredakteur der RP, hatte vorab in seiner Einführung betont:

"Im Zeitalter der Globalisierung, wo nahezu jeder - zumindest im Urlaub - weltweit unterwegs ist und im Internet jeden am anderen Ende der Welt erreichen kann, bietet Heimat einen Rückzugsraum - vor allem aber einen Ort, an dem soziale Beziehungen noch verlässlich und lebendig sind."

Dressurreiterin Isabell Werth aus Rheinberg betonte im Gespräch mit Gökçen Stenzel, Leitende Regionalredakteurin für den Kreis Mettmann, klipp und klar: "Zuhause ist zuhause - mit oder ohne Goldmedaille." Die 47-Jährige hat mittlerweile den elterlichen Hof in Rheinberg übernommen. Sie ist dort groß geworden und ihrer heimischen Scholle treu geblieben, zu ihr zurückgekehrt. Der Sohnemann wagt sich ans Reiten heran - mit ersten Versuchen auf dem Pony. Werth, ausgebildete Juristin, hätte einen anderen Weg gehen können, doch die Verbundenheit zu ihrer Heimat und zu ihren Wurzeln war ein wichtiges Argument für das Leben auf dem Hof. Mit der immer wieder aufkommenden Kritik am Reitsport müsse man sachlich umgehen, betonte sie. Es sei wichtig, darauf hinzuweisen, dass "Reiten das Erhalten eines Kulturgutes ist". Aktuell sehen sich gerade Sportreiter Anfeindungen gegenüber, die bis zum Vorwurf der Tierquälerei gehen, Tenor: Reiten ist unnatürlich. "In diesem Bereich müssen wir viel stärker aufklären", so Werth. "Wir erleben, dass die ländliche Reiterei wegbricht und mit ihr jede Menge Pferdeverstand."

Um Kultur, speziell um Brauchtumskultur, ging es auch bei Kalla Brand im Gespräch mit Horst Thoren. Der Sänger, Gründungsmitglied der Neusser Band "Die Räuber", ist eine buchstäblich mitreißende Persönlichkeit, die im Zusammenspiel mit den Gästen das Lied von Frau Schmitz und Frau Latz nahebringen wollte - was angesichts der Wortakrobatik im Song und des flotten Ukulele-Spiels des gebürtigen Holzheimers nicht ganz so einfach war. Brand, mittlerweile 64 Jahre alt, will im kommenden Sommer seine Karriere beenden. In einer normalen Karnevalssession hat die Band 234 Live-Auftritte - ein Riesenpensum. Seine Lieder ("Wenn et Trömmelche jeht") sind ohnehin längst Klassiker.

Hockey-Nationalspielerin Annika Sprink hat in ihren jungen Jahren schon sehr viel gesehen von der Welt. Ihre Heimat ist Neuss - und ihr Heimatverein bleibt Schwarz-Weiß Neuss, wie sie im Gespräch mit RP-Redaktionsleiter Ludger Baten erzählte. Sprink kommt aus einer sportbegeisterten Familie. Elke, ihre Mutter, war eine erfolgreiche Hockey-Spielerin und holte bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Silber. Vater Meinolf, mittlerweile Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen, spielte immerhin in der zweiten Tischtennis-Bundesliga. Für die 21-Jährige, die sich noch von einem Kreuzbrandriss erholt, ist klar, wo sie ihre Bronzemedaille aufbewahren wird: im Safe der Volksbank Düsseldorf-Neuss. Das nahmen die Vorstandsmitglieder Klaus Reh und Rainer Mellis sehr erfreut zur Kenntnis.

Heimat - das ist auch das Gefühl zu wissen, wo man hingehört: Florian Conzen, Spitzenkoch in der Düsseldorfer "Brasserie Stadthaus", erzählte im Gespräch mit RP-Redakteurin Anke Kronemeyer, dass er "Düsseldorfer durch und durch" sei. Conzen, viermal deutscher Meister im American Football, hat unter anderem bei Johann Lafer in Stromberg als ausgebildeter Koch gearbeitet. Der Ort selbst sei trostlos gewesen, so der 30-Jährige, der seine freie Zeit damals dazu nutzte, immer wieder nach Düsseldorf zu fahren - in seine Heimatstadt, wo schon der Urgroßvater im Stadtrat saß.

Am Ende des Abends diskutierte man in lockerer Runde weiter - bei einem von der Volksbank bereitgestellten Buffet und einem frisch gezapften Alt - Heimat eben.

(RP)
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