Ratingen Rüben machen Bauern immer Spaß

Ratingen · Derzeit läuft die Rübenernte. Ortslandwirt Johannes Paas zum Ertrag. Kollege Theo Leuchten ärgert sich über Gänse.

Der Raps, der die Landschaft rings um Ratingen im kommenden Frühjahr in frisches Gelb tauchen wird - der ist schon seit dem 5. September in der Erde. Besser gesagt: Er kommt bereits aus der Krume heraus und muss mit mineralischen Mitteln so behandelt werden, dass er nicht zu hoch ins Kraut schießt, soll er doch in der kalten Jahreszeit Kräfte für den Austrieb im Frühjahr sammeln.

"Nach der Ernte ist immer vor der Ernte" resümiert gegenwärtig Johannes Paas jr., Vorstandsmitglied der Kreisbauern Mettmann und Vorsitzender der Ortsbauernschaft Ratingen Mettmann. Aber auch aktuell können die Landwirte die Hände nicht in den Schoß legen.

Nach der Ernte gilt gegenwärtig für die Zuckerrüben, die auf seinen Feldern 15 Prozent der Anbaufläche besetzen. "Die Zuckerrübe hat uns eigentlich noch nie enttäuscht", meint der Junior gleichlautend mit Landwirt Paas sen., seinem Vater. Alle Jahre wieder gibt es zwar immer mal Tage, an denen die Bauern die Luft anhalten und genau beobachten, ob es plötzlich zu heiß und trocken, ob es zu nass, ob es irgendwie extremes Wetter gibt. Aber letztlich gleicht es sich immer wieder aus und wachsen ordentliche Erträge auf den immerhin besten Böden heran, die die Ratinger Bauern der Hackfrucht bieten können.

Und nun läuft die "Rüben-Kampagne", werden die Feldfrüchte mit Rübenrodern geerntet und nach und nach in die Zuckerfabriken geschafft, mit Lastwagen über die Straße, nachdem sich die Deutsche Bundesbahn aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Aus acht bis neun Rüben, die auf etwa einem Quadratmeter wachsen, kann etwa ein Kilogramm Zucker gewonnen werden.

Und das macht - wenn man sich das Rechenspiel erlaubt -fünf Liter Cola süß und etliche Hüften rund. Jedenfalls werden 20 Prozent des gewonnenen Rübenzuckers als solcher und direkt verkauft, 80 Prozent wandern weiter an die verarbeitende Nahrungsmittelindustrie, die den Süßmacher in ihren Produkten versenkt. Der Landwirt kontrolliert gegenwärtig die Saaten, die bereits fürs neue Jahr ausgebracht worden sind, schaut auch nach, ob Schädlinge (Mäuse und Schnecken) zuschlagen, deren natürliche Feinde in der Minderzahl sind. Nicht weit entfernt vom Paas'schen Schimmershof kümmert sich Theo Leuchten, auf Gut Volkardey Landwirt, Pferdehofbesitzer und Pferdezüchter, einerseits um den Anbau von Raps, Weizen, Gerste, ärgert sich aber auch über die Unmengen von Grau-, Kanada und Nilgänsen, die sein Grün- und Weideland bevölkern und von der Volkardeyer Straße manchmal sogar recht freundlich anmuten. Aber: Sie koten das Weideland derartig zu, dass es als Viehfutter nicht mehr taugt. Und alle Jahre werden es mehr Tiere, da sie sich der Heimat ihrer Geburt offenbar tief verbunden fühlen.

Die Bauern rings um Ratingen haben sich unlängst wieder einmal bei einem nach ihnen benannten Markt präsentieren können - auch, wenn dieses Event Paas jr. und seinen Hilfstruppen eine Menge an Zeit und Kraft für Organisation, Kosten und Aufbau abverlangt hat. Doch genauso, wie der Ratinger Wochenmarkt seinen Kunden eine Menge an regionalen Produkten bietet, so können die Besucher bei dieser Schau vieles über Ackerbau und Co. erfahren. Immerhin sind auch die zahlreichen Höfe vertreten, die auch zu Hause selbst gezogenes Obst und Gemüse von der heimischen Scholle verkaufen.

Und wenn alles in der Erde ist, was dort hinein soll, wenn alles geerntet, was reif ist - also irgendwann im November - dann macht sich der leistungsorientierte Landmann auf, bei Fortbildungen neueste Trends seines Berufs zu erlernen. Man soll es nicht unterschätzen: Ohne die richtige, oft zeitaufwändige Einweisung bekommt niemand einen High-Tech-Trecker so in die Gänge, dass er all das leistet, wofür beachtliche Summen bei seinem Ankauf investiert worden sind. Und die Betriebsanleitungen der Tablets, mit denen ein Trecker zu steuern ist, sind literarisch ziemlich weit entfernt von romantischen Bauernregeln.

(RP)
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