Ratingen Rückkehr in eine längst vergangene Zeit

Ratingen · Nach über 30 Jahren trafen sich ehemalige Lux-Besucher jetzt im Jugendzentrum an der Turmstraße wieder.

 Eine große Wiedersehensparty gab es jetzt im Jugendzentrum Lux: Vor über 30 Jahren gehörten sie zu den Stammgästen. Alle hatten ganz viel Spaß.

Eine große Wiedersehensparty gab es jetzt im Jugendzentrum Lux: Vor über 30 Jahren gehörten sie zu den Stammgästen. Alle hatten ganz viel Spaß.

Foto: Achim Blazy

So manch einer musste dann doch erst einmal schlucken: "Verändert hat sich nicht viel. Die Theke, auch wenn es eine andere ist, steht immer noch da, wo sie früher war. Und die Sitzecken sind immer noch dieselben wie zu unserer Zeit", sagt Kerstin Müller und lässt den Blick durch das Lux schweifen. Über 30 Jahre ist es her, dass sie zu den Stammbesuchern der Jugendeinrichtung gehörte: "Damals hieß das hier noch Club Turmstraße", erinnert sie sich an ihre Jugendzeit.

Gemeinsam mit über 70 anderen ehemaligen Besuchern feierte die 50-Jährige jetzt ein großes Wiedersehen - eine mehr oder weniger spontan in die Tat umgesetzte Idee. "Ich habe zwischen Weihnachten und Neujahr zuhause auf dem Sofa gesessen und darüber nachgedacht, dass ich über die Jahre viele Leute aus dieser Zeit einfach aus den Augen verloren habe." Ein Gedanke, der ihr keine Ruhe ließ. Und so verbrachte sie in den Tagen danach einige Tage am Computer: "Dank Facebook ist es ja nicht mehr so schwer, die Leute aufzustöbern. Da ich mit einigen von ihnen auch noch über das Internet Kontakt hatte, hat sich die Idee rasend schnell verbreitet." Sogar aus Spanien kamen ehemalige Besucher jetzt für das Treffen angereist. Was Kerstin Müller besonders freut: "Wir haben fast alle unseren Weg gemacht. Und das obwohl wir damals in der Regel nur einen Hauptschulabschluss hatten. Es ging ja fast keiner aufs Gymnasium." Polizisten, Feuerwehrleute, Selbstständige - sie alle genossen den Abend sichtlich, auch wenn es den einen oder anderen traurigen Moment gab: Schließlich gab es alte Weggefährten, von denen niemand mehr etwas gehört hat, zwei andere machen einen Drogenentzug. Gefeiert wurde trotzdem - sogar mit einer Disco wie früher. Wobei es selbstverständlich nur die passende Rockmusik aus den 1980er Jahren gab. Kerstin Müller erinnert sich gerne an die Zeit damals zurück: "Ich war jeden Tag da. Vor allem die Angebote in Sachen Handarbeit waren toll. Wir haben nie einen Muttertag vergessen, weil wir da immer etwas gemacht haben für." Umso mehr freut es sie, dass zum Beispiel Nähkurse 2015 im Lux wieder der Renner sind, wie Johannes Maas, Chef der Einrichtung, weiß: "Die könnten wir jeden Tag anbieten, sie sind immer sofort ausgebucht." Damals wie heute waren Filme ein ganz großes Thema an der Turmstraße. So drehte die Gruppe um Müller bereits vor 30 Jahren auf Super 8 einen berührenden Film über einen Jugendlichen, der gemobbt wird und sich anschließend umbringt. Duplizität der Ereignisse: Fast 30 Jahre später dreht Johannes Maas im Rahmen eines Projekts mit Jugendlichen einen Film genau zu diesem Thema. Für Kerstin Müller und ihren Mann Harald ist die Rückkehr an die Turmstraße noch aus einem ganz anderen Grund ein sehr besonderer Moment. Vor 33 Jahren haben sie sich kennengelernt. Und Harald Müller kann sich noch ganz genau an den Moment erinnern, als er seine Frau das erste Mal sah: "Ich weiß noch genau, wie Du auf der Fensterbank gesessen hast", sagt er zu ihr. Die Müllers sind übrigens nicht die einzige Jugendliebe, die auch 30 Jahre später noch hält: "Insgesamt waren bei dem Treffen vier Paare dabei, die damals schon zusammen waren", sagt Kerstin Müller lachend.

Dass es ein weiteres Treffen geben soll, darüber herrscht kein Zweifel: "Ich habe ganz viele Mails bekommen, dass wir das auf jeden Fall wiederholen müssen", so Müller.

(wol)
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