Ratingen Sackerhof steht vor dem Generationswechsel

Ratingen · Ein paar Jahre wird der Übergang noch dauern - eine Zeit, die Vater und Sohn noch brauchen, um den gut geregelten Ablauf den ständig wechselnden Ansprüchen anzupassen.

 Zwei Generationen Zimmermann: Vater Bernd (61), Sohn Jan (23) und Mutter Heike Zimmermann.

Zwei Generationen Zimmermann: Vater Bernd (61), Sohn Jan (23) und Mutter Heike Zimmermann.

Foto: achim blazy

Da sitzen zwei Generationen Zimmermann: Bernd, der Vater, 61 Jahre alt und seit vielen Jahren mit dem Tiefenbroicher Sackerhof erfolgreich, und Jan, der Sohn, 23 Jahre alt und irgendwann der Chef des Betriebs an der Sohlstättenstraße. Ein paar Jahre wird der Übergang noch dauern - eine Zeit, die die beiden noch brauchen, um den gut geregelten Ablauf den ständig wechselnden Ansprüchen anzupassen, ohne dabei die eigenen Stärken zu vernachlässigen.

Aber die Zeit wird genutzt. Der Junior wird schon bald nach Lehrzeit, Gesellenjahr und Meisterschule Gärtnermeister für Obstbau sein, für eine Fachrichtung, die blumenreich beworben wird: "Süße Beeren, knackige Äpfel und rot glänzende Kirschen: Frisches Obst ist immer gefragt - und Gärtner der Fachrichtung Obstbau sorgen dafür, dass der Nachschub nie ausgeht. Sie wissen genau, welche Nährstoffe Obstgehölze und Beerensträucher wann brauchen, damit sie möglichst viele der ebenso gesunden wie leckeren Früchte tragen. Auch in die Geheimnisse des richtigen Schnitts sind sie eingeweiht - was ihnen die Bewunderung vieler Hobbygärtner einbringt. Rund ums Jahr warten in den Obstbaumquartieren vielseitige und anspruchsvolle Arbeiten." Und so schön geht es weiter in der Broschüre der Ausbildungsstätten.

 Bernd Zimmermann sticht grünen Spargel. Er punktet traditionell mit Spargel und Erdbeeren, einst gab es auch den "Renner" Stiefmütterchen.

Bernd Zimmermann sticht grünen Spargel. Er punktet traditionell mit Spargel und Erdbeeren, einst gab es auch den "Renner" Stiefmütterchen.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Jan Zimmermann hat das nach Realschule, Wirtschaftsgymnasium und Abitur gelernt und bereits mit dem Vater umgesetzt. Wobei der Löwenanteil der Pflanzarbeit erst mal von dem erledigt wurde. An der Sohlstättenstraße ist nämlich im Februar dort, wo die Spargeldämme auf Abwechslung warteten, ein wahrer Wald von Apfelbäumen angepflanzt worden - zehn bis zwölf Sorten werden es letztendlich sein, die dort reifen sollen. In den Himmel wächst da nichts, denn höher als zwei Meter sollen die Bäume nicht werden. Und die ersten Früchte sind schon reif. Außerdem wachsen neuerdings Himbeeren auf dem Feld, die bis zum Hofladen wirklich nur ein paar Meter haben und deshalb nicht nur "wie gemalt" im Körbchen liegen, sondern eher wohl schmecken können und nicht Riesenstrecken unbeschadet überstehen müssen. Wegen der Nähe zur Tiefenbroicher Bebauung war Bernd Zimmermann seinerzeit die Viehzucht versagt. Aber er punktete mit Spargel und Erdbeeren und dem "Renner" Stiefmütterchen. "Die scheint inzwischen keiner mehr zu pflanzen - weder auf dem Friedhof noch zu Hause", erklärt er. "Aber Erdbeeren, und zwar länger als zur normalen Erdbeerzeit in den paar Sommermonaten, leckere Erdbeeren sind jetzt unglaublich beliebt". Durch ein spezielles Nachpflanz-Verfahren können am Sackerhof in ganz günstigen Jahren bis Ende September die süßen Früchte geerntet werden. Und im Herbst leuchten Berge von Kürbissen vom Hof.

Beide Zimmermänner sind sich darin einig, dass die Kunden eher "Äpfel" kaufen wollen als namentlich bekannte, alte Apfelsorten, dass sie sich aber nicht immer darüber im Klaren sind, dass die jetzt hier als neue Ernte angebotenen Früchte schon vor vier Monaten in Neuseeland vom Baum gepflückt und dann per Schiff auf große Fahrt gegangen sind. Regional und saisonal kaufen und genießen ist zwar in aller Munde, weitgereiste Obstsorten sind das aber auch.

 Links: Der elterliche Hofladen wird das Thema von Juniors Meisterarbeit sein.

Links: Der elterliche Hofladen wird das Thema von Juniors Meisterarbeit sein.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Für seine Meisterarbeit hat sich Jan Zimmermann den Hofladen auf dem elterlichen Betrieb als Thema vorgenommen. Der besteht seit 1985 und war damals noch ein ausgemusterter Pommeswagen. Inzwischen ist hier und da angebaut worden, kommt die motorisierte Kundschaft an sieben Tagen pro Woche.

Das lobt auch Wolfgang Kutsch, Vorsitzender des Heimat- und Gartenbauvereins: "Immerhin sind die Zimmermanns unsere letzten Tiefenbroicher Einzelhändler, bei denen man Brot, Wurst und Wild kaufen kann, bei denen es Kuchen gibt, Eier und das gesamte Obst- und Gemüseangebot, mit dem die jeweilige Saison lockt." Kutsch ist darüber hinaus mit seinem Verein bei Weihnachtsmärkten, Erdbeer- und Erntedankfesten erfolgreich mit dem Sackerhofs verbandelt.

Der nächste Streich wird also ein neuer Laden sein; dann schweben dem Junior Aprikosen- und Kirschbäume auf der väterlichen Scholle vor. Er und der Senior werden sich in den kommenden Jahren sicher noch manche Diskussion liefern. Mutter Heike lächelt dazu, kocht himmlischen Fruchtaufstrich, erfindet Rezepte für die eigene Website und hat auch ein paar Strippen in der Hand.

(RP)
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