Ratingen Schaden: 7,5 Millionen Euro

Düsseldorf · Die Zahl der Straftaten ist im Jahr 2009 leicht gestiegen. Es gibt besorgniserregende Schwerpunkte: Gewalt unter Jugendlichen, Diebstahl und Drogen. Die wirtschaftlichen Folgen der Kriminalität sind immens.

In wenigen Wochen geht Ratingens Kripo-Chef Hardo Müller in den Ruhestand. Gestern stellte er zusammen mit Polizei-Chef Elmar Hörster die wichtigsten Eckdaten der Kriminalitätsstatistik 2009 für die Stadt vor. Die RP fasst die wichtigsten Aspekte zusammen.

Ist Ratingen ein sicheres Pflaster?

Aus Sicht von Müller auf jeden Fall. Er bezieht sich auf die Kriminalitätshäufigkeitszahl. Das ist das Verhältnis der Straftaten auf 100 000 Einwohner berechnet. Ratingen hat im vergangenen Jahr die Zahl 5.995 erreicht, der Landesdurchschnitt beträgt 8.133. Zum Vergleich: Düsseldorf (13.670) und Köln (12.700) rangieren in anderen Dimensionen.

Wie sehen die Gesamtzahlen aus?

Im Vergleich zu 2008 ist die Fallzahl um 134 Delikte auf 5498 Taten gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung um 2,5 Prozent. 2617 Taten gehören zum Bereich des Diebstahls, der damit einen Gesamtanteil von 47,7 Prozent ausmacht. Der wirtschaftliche Schaden ist immens. Der materielle Gesamtschaden liegt bei knapp 7,5 Millionen Euro (ohne Sachbeschädigungen).

Gibt es spezielle Tätergruppen?

Eindeutig ja. Der Anteil der Jugendlichen unter 21 Jahren bei den Tatverdächtigen lag im vergangenen Jahr bei 27,4 Prozent. Müller ist zwar froh, dass die Zahl konstant unter 30 Prozent bleibt. Beruhigend sei dies aber nicht, betont der Erste Kriminalhauptkommissar, der feststellt: "Es gibt eine hohe Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. Es wird häufig erst geschlagen und dann gefragt." Eine Zahl dazu: Von den 108 Taten im Jahr 2009, die in den Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung fallen, waren 47 Delikte Personen unter 21 Jahren zuzurechnen.

Was wurde im vergangenen Jahr besonders häufig gestohlen?

Klarer Fall: Bei den Fahrrädern schnellte die Zahl von 283 (2008) auf 503 (2009) nach oben. Eine besondere Erklärung haben Müller und Hörster dafür nicht. Im vergangenen Jahr gab es 77 Fundfahrräder, die nicht zuzuordnen waren. Beim Diebstahl aus Pkw gibt es einen umgekehrten Trend: Die Zahlen sind stark rückläufig und von 580 (2008) auf 324 (2009) gesunken. Eine Ursache laut Kripo-Chef: "Die Hehler werden die Navigationsgeräte nicht mehr los. Auf dem Markt gibt es keinen Bedarf."

Gibt es in Ratingen eine feste Drogen-Szene?

"Nein", sagt Müller. Es gebe keine feste Junkie-Szene. Mit Blick auf die Drogenkriminalität hat die Polizei den Kontrolldruck (auch an Schulen) erhöht. Das schlägt sich in der Statistik nieder: Im vergangenen Jahr wurden 205 Taten registriert und 189 Täter ermittelt. 2008: 135 Taten und 123 Täter. Im Jahr 2009 waren 42,8 Prozent der Täter unter 21 Jahre alt. 2008: 35,8 Prozent.

Häusliche Gewalt: Nimmt die Zahl der Fälle weiter zu?

Klare Antwort: ja. Im Jahr 2009 wurden 100 Fälle bekannt. 2007 waren es noch 35 Fälle, 2008 bereits 62 Fälle. Rund 95 Prozent der Betroffenen seien Frauen, schätzt Müller: "Da gibt es Mobbing, da stellen die Partner ihren Frauen nach." Es würden immer mehr Wohnungsverweisungen ausgesprochen. Nur wenige Fälle landen allerdings vor Gericht.

(RP)
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