Ratingen Schläger von München bedauern nichts

In der Nacht zum Mittwoch haben drei Schüler in der Münchner Innenstadt einen Mann aus Ratingen fast zu Tode geprügelt – nur so aus Spaß. Zwei Tage nach der Tat bedauern die wegen Mordversuchs verhafteten Schweizer den Vorfall nicht.

 Die Polizeigewerkschaft fordert härtere Strafen bei Gewalt gegen Polizisten.

Die Polizeigewerkschaft fordert härtere Strafen bei Gewalt gegen Polizisten.

Foto: ddp, ddp

In der Nacht zum Mittwoch haben drei Schüler in der Münchner Innenstadt einen Mann aus Ratingen fast zu Tode geprügelt — nur so aus Spaß. Zwei Tage nach der Tat bedauern die wegen Mordversuchs verhafteten Schweizer den Vorfall nicht.

Bisher hätten sie "keinerlei Reue gezeigt", sagte Polizeisprecher Andreas Ruch am Freitag. "Sie zeigten sich in den ersten Vernehmungen völlig unbeeindruckt." Die Schüler haben die ihnen vorgeworfenen Angriffe teilweise gestanden und sitzen inzwischen im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim.

Die Schüler sollen insgesamt fünf Personen angegriffen haben, die Staatsanwaltschaft sprach am Donnerstag von einem "Amoklauf" ohne Waffen. Ihr Sprecher Anton Winkler sagte am Freitag, er halte den Fall für schlimmer als die vor einem Jahr wegen versuchten Mordes verurteilten "U-Bahn Schläger". Dass Menschen aus "Lust am Klatschen" fast zu Tode geprügelt worden seien, sei extrem bedenklich.

Laut Münchner Polizei sind die drei in der Schweiz polizeibekannt und haben offenbar auch schon Jugendarrest verbüßt. Nach Angaben der Jugendstaatsanwaltschaft des Kantons Zürich wurde einer von ihnen wegen Raubversuchs und Angriffs verurteilt, ein anderer wegen einfacher Körperverletzung, der dritte wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs. Für einen der drei sei in der Vergangenheit eine ambulante Therapie angeordnet worden.

Die Schüler aus dem Kanton Zürich wollten nach eigenen Angaben aus Spaß "Leute wegklatschen". In der Nacht zum Mittwoch verletzten sie einen 46-jährigen Passanten mit Tritten gegen den Kopf schwer.

Opfer bangt um sein Auge

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erlitt der 46-Jährige zahlreiche Brüche im Mittelgesicht, mehrere Brüche beider Kieferhöhlen sowie einen Bruch des rechten Jochbogens und der seitlichen Begrenzung der rechten Augenhöhle. Inzwischen ist er auf dem Weg der Besserung, wie eine Polizeisprecherin berichtete. Ob sein rechtes Auge, das zwischenzeitlich als gefährdet galt, gerettet werden konnte, blieb zunächst offen.

Zudem sollen die Schläger einen Studenten und drei ältere Männer niedergeschlagen oder angegriffen haben. Nach den ersten drei Opfern, die die Schüler unmittelbar vor der Attacke auf den 46-Jährigen verprügelt haben sollen, sucht die Polizei derzeit noch.

Möglicherweise stammten die Männer aus dem Obdachlosenmilieu und hätten sich deswegen noch nicht gemeldet, erklärte eine Polizeisprecherin. Auch weitere Zeugen der Taten hätten sich trotz eines Aufrufs noch nicht gemeldet.

Wann die drei 16-Jährigen vor Gericht gestellt werden könnten, sei noch nicht absehbar, sagte Staatsanwalt Winkler. Der Prozess würde aber in Deutschland stattfinden, erklärte er. Nach Angaben des Schweizer Bundesamtes für Justiz sei es denkbar, dass sie nach einem Urteil in Deutschland ihre Strafen in der Schweiz absitzen.

Die Schweizer Generalkonsulin in München, Ursula Aaroe, sagte, ihre Mitarbeiter hätten die Jugendlichen noch nicht besucht. "Die Schweiz ist nicht dazu da, Anwälte zu vermitteln, schon gar nicht in einem Rechtsstaat wie Deutschland." Darum kümmerten sich die Familien.

Die Eltern der drei Schüler haben sich inzwischen bei der Mordkommission gemeldet und bekommen nach Polizeiangaben eine Besuchserlaubnis.

(AP)
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