Ratingen Schlafapnoe: Atemlos in der Nacht

Ratingen · Rund 9000 Ratinger und 4500 Ratingerinnen leiden an gefährlichen Atemaussetzern. Das führt zu einer Mangelversorgung im Körper und Gehirn. Eine Atemmaske schafft Abhilfe.

 Eine solche Atemmaske verhindert während des Schlafs die gefürchteten Atem-Aussetzer. Durch die Maske wird komprimierte Raumluft zugeführt.

Eine solche Atemmaske verhindert während des Schlafs die gefürchteten Atem-Aussetzer. Durch die Maske wird komprimierte Raumluft zugeführt.

Foto: Achim Blazy

Wenn Helene Fischer "Atemlos durch die Nacht" taumelt, ist sie wahrscheinlich unterwegs zur goldenen Nase, zumindest zu einer goldenen Schallplatte. Wenn Klaus-Peter S. dasselbe macht, schnarcht und japst er sich möglicherweise einem Schlaganfall entgegen. Falls er aber beim Arztbesuch seine Beschwernisse richtig artikuliert und hilfsweise seine Partnerin mit ihren Beobachtungen seine Schilderungen komplettiert, hat er gute Chancen, richtig behandelt zu werden. Er hat eine Schlafapnoe.

Von aktuellen Statistiken ausgehend kann man hochrechnen, dass zehn Prozent aller Männer und fünf Prozent der Frauen von einer behandlungsbedürftigen Form dieses Leidens betroffen sind - das sind gut 9000 Ratinger und 4500 Ratingerinnen. Viele von ihnen, die bereits um ihre gesundheitliche Gefährdung wissen, haben in der Düsseldorfer Klinik für Schlafmedizin an der Hans-Günther-Sohl-Straße Hilfe gefunden. Chefarzt Dr. Hartmut Grüger, der diese Klink derzeit mit einem Team von mehr als 30 Mitarbeitern unterschiedlicher Berufe führt und sie zum größten Schlaflabor in Deutschland ausbaut, behandelt natürlich alle Arten von Schlafstörungen. "Die Schlafapoen nehmen zu - die Menschen werden älter, sie werden auch gewichtiger", erklärt er und erwähnt damit zwei Gründe für die Entstehung der Beschwerden, und: "Wenn wir mit unseren unterschiedlichen Diagnosemethoden bis zu 30 Atem-Aussetzer pro Stunde feststellen, kann einem Betroffenen oft mit einer angepassten Zahnschiene geholfen werden. Was darüber hinaus geht, erfordert den Einsatz einer Atemmaske".

"Viele Menschen leiden an einem Schlafapnoesyndrom, ohne es zu wissen", erklärt der Ratinger Schlafmediziner Dr. Peter Staisch, "die Dunkelziffer ist in dem Bereich immens hoch". Er bemängelt die schlechter werdende ambulante Versorgung der Patienten, da die Krankenkassen die Preise pro Nacht in den ambulanten Schlaflaboren immer weiter drückten, die Einrichtungen nicht mehr kostendeckend arbeiten können und letztendlich schließen müssen. "Daraus ergeben sich zwangsläufig längere Wartezeiten in den ambulanten Schlaflaboren, was eine rasche Versorgung der Patienten unmöglich macht".

Meistens wird beim gemütlichen Plausch beiläufig, und das auch noch lustig, erwähnt, dass "Vater mit dem Luftschnappen nach einer Atempause und seinem Geschnarche heute Nacht wieder den Schwarzwald abgesägt hat". In Wirklichkeit hat er eher eine Schneise zu massiven gesundheitlichen Störungen geschlagen. Medizinisch betrachtet, hat sich die ringförmige Muskulatur um die oberen Atemwege im Schlaf stark entspannt. Dadurch war der Rachenraum nicht mehr in der Lage, dem beim Einatmen in Lunge und Bronchien entstehenden Unterdruck genug Widerstand entgegenzusetzen. Also fiel der obere Teil der Atemwege zusammen und es kam zu einem Verschluss im Rachenbereich.

Krankhafte Atemstillstände dauern länger als zehn Sekunden, wodurch der Sauerstoffgehalt des Blutes abfällt. Das führt sowohl zu einer Mangelversorgung der Gewebe im Körper und im Gehirn als auch zu einem erhöhten Kohlendioxyd- Spiegel im Blut. In Folge des stark ansteigenden CO2-Spiegels kommt es zu einer Weckreaktion des Körpers - die Atmung setzt dann gottlob wieder ein. Der Patient erinnert sich nicht wirklich an diesen Vorgang, fühlt sich wohl aber morgens ziemlich zerschlagen. Und das, obgleich er, subjektiv gesehen, lange genug geschlafen hat.

Die Atemmasken führen einem Nutzer keineswegs irgendein geheimnisvolles Luft-Gas-Gemisch zu, sondern schlicht und einfach komprimierte Raumluft. Und die mit einem Druck, den der Schlafmediziner speziell für jeden Patienten ermittelt. Beim einen geschieht das über eine Mund und Nase bedeckende Maske, beim anderen über eine, die die Luft nur in die Nasenlöcher pustet. In jedem Fall verhindern die Luftströme das Zusammenfallen der Atemwege.

"Nach einer ersten Messung, die der Patient durchaus zu Hause selber mit einem zur Verfügung gestellten Gerät machen kann, kommt er zu uns ins so genannte Schlaflabor und wird "verkabelt". Wer nicht hier schlafen möchte, kann das auch verkabelt zu Hause tun", so Dr. Hartmut Grüger.

(RP)
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