Postskriptum Die Woche In Unserer Stadt Schlechte Zeiten für ein großes Wunschkonzert

Ratingen · Sparen und kräftig investieren - das soll irgendwie funktionieren. Doch angesichts der Unwägbarkeiten im städtischen Haushalt kann man nur schwer daran glauben. Die Stadtspitze überfordert sich und ihr Team.

Das ist schon ein dickes Ding. In anderen Städten brennt längst der Baum, die Kämmerer krümmen sich unter der schweren Last, die sie zu tragen haben. Und Ratingen? Da sitzen Bürgermeister Klaus Konrad Pesch und Finanzchef Martin Gentzsch recht entspannt beieinander und sprechen unter anderem über das, was sie investieren wollen: 80 Millionen Euro sollen in Projekte fließen, in die Infrastruktur, die in Ratingen deutlich besser aussieht als beispielsweise im benachbarten Ruhrgebiet. Nun gut: Visionen sollte man haben - trotz der Sorgen, die einen plagen. Die Stadt ist nicht frei von Problemen. Man stöhnt unter der hohen Abgabenlast. Und als steuerstarke Kommune - die Gewerbesteuer wird in diesem Jahr bei rund 88 Millionen Euro liegen - muss Ratingen den schwachen Nachbarn helfen. Das nennt man Kommunal-Soli. Vor diesem Hintergrund und angesichts der latenten Personalknappheit ist das selbstauferlegte Investitionsprogramm ein sehr kühnes Unterfangen. Das kommt einem Wunschkonzert gleich. Denn der Dirigent, in diesem Fall Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, kann nicht auf die volle Orchesterstärke zurückgreifen, die er für dieses gewaltige Maßnahmenpaket braucht.

Die ersten Misstöne kündigen sich da bereits an, denn viele Projekte stocken, sind sozusagen Klassiker auf Wiedervorlage. Man denke nur an die Umgestaltung des Düsseldorfer Platzes, an das Wohnprojekt Alte Feuerwache, an die Neugestaltung des Areals Kirchgasse/Turmstraße und an die Rundum-Sanierung des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums (wo schon einiges gemacht ist, aber vieles eben noch fehlt). Die Stadtspitze hat sehr viele Punkte in den Investitionsplan hineingeschrieben. Das ist ihr gutes Recht. Das Ganze liest sich allerdings mehr wie ein Wunschzettel zu Wahlkampf-Zeiten. Zahlreiche Projekte werden noch einige Jahre andauern, die Aktualität - man denke nur an die Unterbringung von Flüchtlingen - wird wichtige Ressourcen binden.

Ende des Jahres kündigt sich eine wegweisende Entscheidung für die Stadtentwicklung an: Dann will man einen Generalunternehmer für den Rathaus-Neubau präsentieren. Auch in diesem Fall ist der Zeitplan längst heftigst durcheinandergewirbelt worden.

Die Realität gibt also den Ton an, das Wunschkonzert muss warten.

(RP)
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