Ratingen Schüler stellen ihre Mode aus

Ratingen · Bis zum 30. August sind die Stücke der King-Gesamtschüler im Herrenhaus Cromford zu sehen.

 "In 50 Jahren sagt dann einer: Guck mal, so waren die früher angezogen." Die stolzen Gestalter der kleinen Ausstellung mit der von ihnen ausgewählten Kleidung im Cromforder Gartensaal.

"In 50 Jahren sagt dann einer: Guck mal, so waren die früher angezogen." Die stolzen Gestalter der kleinen Ausstellung mit der von ihnen ausgewählten Kleidung im Cromforder Gartensaal.

Foto: achim blazy

Auf den ersten Blick wirken die vier Figurinen, als seien sie für ein Modemagazin angezogen worden. Tatsächlich aber ging es den neun Schülern der Martin-Luther-King-Gesamtschule (MLKG) darum, Zeitgeschichte zu dokumentieren. Und zwar in Form modischer Utensilien. "In 50 Jahren sagt dann einer: Guck mal, so waren die früher angezogen", mutmaßt Teilnehmerin Jasmin (14).

Aber es wurden nicht bloß die vier Puppen von den AG-Teilnehmern, vier Jungs und fünf Mädchen aus den Jahrgangsstufen 8 und 9, sommerlich leicht mit schmückenden Accessoires eingekleidet. In weiße Boxen verpackt, hüllten sie außerdem Textilien mit "sehr persönlichem Wert" oder dem, was "ein Dokument der Zeitgeschichte sein könnte", wie Lehrer und AG-Leiter Bodo Zaunick sagte.

Jasmin (14) hat der Ausstellung mit dem Titel "Teenager Fashion. Jugendmode im Museum" einen Strampelanzug beigefügt. Sie hat ihn selbst als Baby getragen. "Anschließend wurde er an meine beiden Brüder und meinen Cousin vererbt." Ein waschechtes Familienstück also, mit hohem ideellen Wert. Ebenso wie das pink-schwarze Kleidchen von Fouzia (14). "Als meine Großeltern hörten, meine Mutter sei mit mir, also einem Mädchen, schwanger, schickten sie es aus dem Libanon." Fouzia hütet das Kleid, aus dem sie natürlich längst hinausgewachsen ist, wie einen Schatz. "Es ist eine besondere Erinnerung an meine Großeltern." Weitere Exponate sind Babyschuhe, aber auch ein Lieblingstrikot mit Unterschriften der Profis von Fortuna Düsseldorf. "Wir sind sehr stolz auf das, was wir hier geleistet haben", bilanzieren beide Mädchen. Alle 14 Tage trafen sich die AGler mit Museumspädagogin Susanne Bauer, sprachen über die Ideen und Cromford. Letztlich ging es in der AG nicht allein darum, die Ausstellung zu konzipieren. Das Museum soll als Ort für kulturelle Bildung bekannt gemacht und in den Köpfen der Schüler verankert werden. "Kultur ist ja etwas sehr lebendiges. Überwindet man seine Schwellenangst, entdeckt man für sich Räume", weiß Bodo Zaunick. Und auch Geschichte muss nicht bloß Vergangenes thematisieren, sondern steht in direktem Bezug zum Hier und Jetzt.

"Teenager Fashion" ist ein Teil davon - und Teil des Projekts "Sammeln, bewahren, Ausstellungen. Jugendkleidung im Museum". Dieses Projekt, das mit Mitteln des "MuseobilBox"-Programms gefördert wurde, soll fortgesetzt werden. Nach den Sommerferien geht es in die nächste Runde. Dann stehen "Materialien der Industrialisierung" im Fokus.

(RP)
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