Ratingen Schüler unterstützen Flüchtlingskinder

Ratingen · Der Abschlussjahrgang des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums hat 22 Flüchtlinge zum Projekttag eingeladen.

 Schüler des Weizsäcker-Gymnasiums machen engagiert und konzentriert Aktionen mit Flüchtlingskindern. Hier wird ein gemeinsames Plakat gestaltet.

Schüler des Weizsäcker-Gymnasiums machen engagiert und konzentriert Aktionen mit Flüchtlingskindern. Hier wird ein gemeinsames Plakat gestaltet.

Foto: Achim Blazy

"Wir wollen ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz setzen." Vor allem wollen die Abiturienten mehr als bloß Lippenbekenntnisse leisten. "Nur zu reden, reicht nicht. Wir möchten etwas tun. Und zwar richtig nachhaltig", wie Florian (18) sagt. Also haben die Schüler des Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasiums ein Flüchtlingsprojekt initiiert. "Sie sollen merken, dass sie bei uns von Herzen willkommen sind."

22 Flüchtlinge im Alter zwischen 12 bis 15 Jahren aus verschiedenen Ratinger Unterkünften wurden zu einem gemeinsamen Tag an den Karl-Mücher-Weg eingeladen. Dafür bekamen sie eigens schulfrei. "Schon das Frühstück war super", freute sich Hannelore Becker, eine der ehrenamtlichen Betreuerinnen der Flüchtlinge.

Denn fürs Büffet hatten die Gymnasiasten Gerrit, Florian, Emin, Sarah, Jan, Alena, Christian, Larissa, Lisanne und Pia daran gedacht, für die muslimischen Gäste "vieles außer Schwein" aufzutischen. Zwischen Tee und Kaffee wurden erste Kontakte geknüpft, über Hobbys, Interessen und schulischen Alltag geredet. "Die meisten sprechen gut deutsch", staunten die Abiturienten. Wo die gemeinsame Sprache nicht ausreichte, half Gestikulieren mit Händen und Füßen. Aufgeteilt in drei Gruppen ging es dann mit intensiven Sportaktionen - international und jenseits aller Altersklassen wird eben gerne gekickt - und weiteren Kennenlern-Runden weiter.

So wie bei Obstsalat, der mit einem Stuhlkreis beginnt und in viel Gelächter und Kommunikation mündet. "Es ist schön, Leuten so nah zu kommen", sagte Elsa (12). Ursprünglich stammt sie aus dem Kosovo. Ebenso wie Bleona (13) ist sie nun seit einem halben Jahr in der "neuen Heimat, ich gewöhne mich langsam, finde Freunde", lautet ihr bisheriges Fazit. Die Projekt-Idee gefällt ihr. Wie nachhaltig es über den Tag hinaus ist, wird sich zeigen.

Auf die Idee kamen Larissa und ihre Mitstreiter "aus gegebenem Anlass". Durch massive Krisen und Kriege wie in Syrien und der Ukraine strömen zunehmend Flüchtlinge in die Stadt. Nicht jedem passt das. "Und wir wollen den Flüchtlingen zeigen, dass sie auf unsere Hilfsbereitschaft zählen können", sagte Gerrit. Auf Augenhöhe soll ein Umdenken stattfinden. Am liebsten beispielhaft für andere Schulen. "Wäre nicht schlecht, wenn andere das nachmachen würden."

"So ein Integrationsprojekt gab es bislang nie", lobte Englisch- und Religionslehrerin Kristin Floer nicht ohne Stolz. Nun wurde mit allen Jugendlichen zusammen ein Laken unter der Überschrift "Freundschaft" gestaltet. Suza (10) hinterlässt ihren Handabdruck in blau, Elsa hat neben ihren Namen eine riesige Sonnenblume gepinselt. "Dieses Herz steht für Freundschaft", sagt einer. Später wechseln die Gruppen.

Wer eben noch in der Sporthalle aktiv war, findet sich nun in der Kommunikationsgruppe, andere wechseln in den Kreativ-Teil. Was vom Tag selbst bleibt, sind zarte Kontakte, viele Informationen und das kunterbunt gestaltete Banner. "Es könnte seinen Platz im Weizsäcker-Trakt bekommen."

Weil das Integrations-Projekt keine Eintagsfliege sein will, ist es vielschichtig verknüpft. Dokumentiert durch die schuleigene Foto-AG werden Bilder auf der Homepage der Schule gezeigt. Außerdem wurden Fördermittel für ein Theaterprojekt beantragt. Läuft alles glatt, könnte im kommenden Jahr zusammen mit Theaterpädagogin Sarah Jäger, Schülern und Flüchtlingen eine gemeinsame Inszenierung entstehen.

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