Dorothea Wessel Schule funktioniert nur gemeinsam

Ratingen · Seit einem Monat ist die 48-Jährige neue Schulleiterin am Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasium in der Innenstadt.

 Dorothea Wessel ist die neue Leiterin am Innenstadtgymnasium.

Dorothea Wessel ist die neue Leiterin am Innenstadtgymnasium.

Foto: Achim Blazy

Frau Wessel, die Abkürzung Ihrer neuen Schule ist ein echter Zungenbrecher.

Dorothea Wessel Das stimmt, an dieses CFvWG muss man sich langsam gewöhnen, aber nach einem Monat hier habe ich es mittlerweile schon ganz gut drauf und kann es problemlos aussprechen.

Aber Ihre ersten Wochen bestanden jetzt nicht nur aus Sprachübungen?

Wessel (lacht) Nein, das definitiv nicht. Zum Anfang besteht meine Aufgabe vor allem darin, Menschen kennenzulernen, Zusammenhänge zu verstehen und das Gebäude zu erkunden. Ich spreche viel mit den Kollegen und versuche, nach und nach alle Klassen zu besuchen und mit Eltern ins Gespräch zu kommen. Dazu kommt ja noch die Tatsache, dass ich auch die Verantwortlichen bei der Stadt als Schulträger kennenlernen möchte. Und nebenbei unterrichte ich ja auch noch acht Stunden.

Wie man hört, verlaufen sich Neuzugänge zu Beginn ganz gerne in Ihrer weit verzweigten Schule.

Wessel Stimmt, das kann ich nur bestätigen. Allerdings habe ich den Weg zurück wieder gefunden, so dass es nur eine kurze Episode war.

Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, sich gerade für diese Schule zu bewerben?

Wessel Ich wollte gerne an eine große Schule, weil man dort wesentlich mehr Spielraum und Gestaltungsmöglichkeiten hat. Mit über 1000 Schülern hier haben wir ein gutes Fundament, können in der Oberstufe eine große Kursvielfalt anbieten. Sehr ansprechend fand ich , dass die Schule auch in der Sekundarstufe I sehr breit aufgestellt ist - sowohl im künstlerisch-musischen als auch im naturwissenschaftlichen Bereich. Wir haben mit Spanisch eine dritte moderne Fremdsprache. Das alles zusammen hat mit den engagierten Kollegen, Eltern und Schülern, die ich kennengelernt habe, den Ausschlag gegeben, dass ich für mich entschieden habe, hier möchtest du gerne Schulleiterin werden.

Warum sind Sie überhaupt Lehrerin geworden?

Wessel Ich habe schon immer gerne mit Jugendlichen gearbeitet. Dazu kam einfach noch die Möglichkeit, mit Musik und evangelischer Religion etwas zu studieren, was mich sehr interessiert, wo ich einen starken Bezug zu habe. Und dann habe ich schnell den Ehrgeiz entwickelt, den Kindern und Jugendlichen diese Fächer näher zu bringen, sie dafür zu begeistern.

Was sich gerade für das Fach Religion nicht besonders einfach anhört. Glauben spielt doch immer weniger eine Rolle für den Nachwuchs.

Wessel Täuschen Sie sich nicht. Sicher sind die jungen Menschen heute nicht so kirchlich sozialisiert wie wir früher, aber sie suchen nach wie vor nach religiöser Orientierung. Zumal es im Religionsunterricht nicht darum geht, Glauben zu vermitteln. Im Vordergrund steht die Auseinandersetzung mit allgemeinen Lebens- und Glaubensfragen und deren Bezug zum Alltag. Die Antworten müssen dabei nicht zwangsläufig religiös sein.

Haben Sie bei der neuen Aufgabe überhaupt noch Zeit für Unterricht?

Wessel Das ist der nicht so schöne Nebeneffekt einer spannenden und interessanten Aufgabe: Ich kann nicht mehr so häufig vor einer Klasse stehen, wie ich es gerne möchte.

Haben Sie einen Fahrplan, wie Sie sich an der neuen Wirkungsstätte einbringen wollen?

Wessel Um überhaupt effektiv arbeiten zu können und Veränderungen anzustoßen, braucht man als neuer Schulleiter sicherlich ein Jahr. Zumal das laufende Schuljahr fast schon vorbei ist. Ich bin froh, dass ich ein gutes Team an meiner Seite habe, das den Alltag hier kennt. Im Laufe der Zeit ist es aber schon mein Ziel, eigene Vorstellungen einzubringen. Allerdings wäre es der falsche Weg, so etwas von oben herab zu entscheiden. Schule funktioniert nur, wenn alle Beteiligten - Eltern, Schüler und Kollegen - gemeinsam daran arbeiten. Das Miteinander ist enorm wichtig, um ein Klima zu haben, in dem Lehrer gerne arbeiten, Kinder gerne zur Schule kommen und die Eltern wissen, dass ihr Nachwuchs gut aufgehoben ist.

Also gibt es gar keine konkreten Baustellen?

Wessel Ich möchte in nächster Zeit mit allen Beteiligten zusammen ein Konzept erarbeiten, wie wir die Schule für die nächsten Jahre aufstellen. Und eine Baustelle steht ja nun im wörtlichen Sinne an.

Sie meinen die millionenschwere Sanierung?

Wessel Hier werden wir in nächster Zeit mit der Stadt Gespräche führen, wann es denn dann losgeht. Denn eins ist klar, ein solches Großprojekt ist für alle Beteiligten eine immense Herausforderung. Schließlich soll der Schulalltag so wenig wie möglich darunter leiden.

Wie beurteilen Sie das Schulumfeld allgemein?

Wessel Wie gesagt, das Kollegium ist engagiert, die Eltern kümmern sich wie zum Beispiel in der Caféteria. Und auch unsere Schüler bringen sich ein. Dazu haben wir eine sehr gute Infrastruktur mit einer tollen Aula und einer großen Sporthalle. Ich kenne keine andere Schule in einer Innenstadt, die so einen großzügigen Platz und solch ein Außengelände hat.

KARL RITTER STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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