Ratingen Schulsanitäter helfen im Notfall

Ratingen · Besonderes Projekt: Von den Maltesern ausgebildet, sind Jugendliche der Liebfrauenschule im Einsatz.

 Die jungen Schulsanitäter lernen auch, wie man den Blutdruck richtig messen muss.

Die jungen Schulsanitäter lernen auch, wie man den Blutdruck richtig messen muss.

Foto: Achim Blazy

Arm- und Beinbrüche, verrenkte Knie und herausgesprungene Gelenke können sie nicht schocken. Derlei Unfälle haben Miriam, Lara (beide 15), Anna (17) und Charleen (16), die von den Maltesern ausgebildeten Schulsanitäterinnen, alle schon erlebt. Ebenso wie Panikattacken oder dass jemand Platzwunden hatte, weil er vors Fenster gelaufen ist.

"Und für die Fünftklässler sind wir manchmal auch Tröster", komplettieren die Neunt- und Zehnklässlerinnen ihre Einsätze an der Liebfrauenschule. "Sehr häufig aber brauchten wir nur ein Pflaster zu kleben." Dass die Schul-Sanis all das aus dem Effeff beherrschen, Wundversorgung inklusive, aber eben auch zu wissen, wann sie nicht helfen können, sondern studierte Ärzte weitermachen müssen, verdanken sie ihrer "umfassenden Ausbildung", wie Lehrerin Kerstin Bendt ergänzt. Eigentlich unterrichtet sie an der Liebfrauenschule Englisch und Geschichte und hat wie alle Kollegen eine Erste-Hilfe-Grundausbildung plus Fortbildungen absolviert. Als "fachlich unbefleckt" bezeichnet sie sich im Vergleich zu den Schul-Sanis. "Die haben Routine, sie sind kompetent."

Ein gutes Dutzend dieser Schüler-Ärzte zählt zum Team. Aufgeteilt in Kleingruppen, übernehmen sie in jeder Pause sowie bei Schulveranstaltungen Dienste. Ist mal nichts zu tun, machen sie Inventur im Sanitätsraum, bilden sich fort oder halten auch mal ein Schwätzchen. "Gute Gründe mitzumachen gibt es viele", sagen sie übereinstimmend. "Ich helfe gerne anderen Menschen", sagt Anna, die anderen nicken zustimmend. Als sie jeweils die achte Jahrgangsstufe besuchten, gab es Besuch der Malteser. "Wer Interesse an der Ausbildung zum Schulsanitäter habe, solle sich melden", erinnert das Quartett sich. In der umfassenden Ausbildung wurden Fakten von der korrekten Blutdruckmessung bis zu Maßnahmen der Reanimation vermittelt. In der abschließenden Prüfung, ohne die keine Schulsanitäterin werden konnte, wurden Notfallsituationen simuliert. "Das waren acht Stationen eines Zirkeltrainings, an denen zu verschiedenen Unfällen Wissen getestet wurde." Jetzt steht für ein Weiteres Dutzend junger Schülerinnen als neuen Schul-Sanis diese Prüfung am ersten Sonntag im Juli bevor. Unter 4.3 ist in der Testanordnung der leider aktuell notwendig gewordene Ergänzungspunkt "Gaffer und Besserwisser stören die Hilfeleistung" notiert.

Derlei Querschläger mussten die aktuellen Sanis bei ihren Einsätzen nicht verarzten. "Eigentlich wussten wir immer, was zu tun ist", sagt Charleen, die nun den Schulabschluss in der Tasche hat und die Liebfrauenschule Richtung Düsseldorf verlässt. Auch Anna geht, um ihre Schulkarriere fortzusetzen. "Ich möchte Abitur machen - mit Schwerpunkt Gesundheit." Eine zukünftige Karriere in dem Bereich schließt sie ebenso wie Charleen nicht aus. Und die Lücke, die sie jetzt im Sani-Team hinterlassen? "Wird aufgestockt", weiß Kerstin Bendt. Alte Hasen wie Lara und Miriam werden die Neulinge unter ihre Fittiche nehmen. "Die Teams stellen wir aber nicht nur aus Erfahrenen und Neuen zusammen, sondern auch so, dass die Chemie stimmt", sagt Miriam, die auch in ihrer Freizeit bei den Maltesern aktiv ist. "Die Verantwortlichkeit des Einzelnen ist größer, wenn die Gruppe nicht zu groß ist", sagt Bendt. Diesmal sei das Interesse an der Ausbildung so stark gewesen, dass manche Mädchen abgelehnt wurden.

(RP)
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