Ratingen Schultornister sind oft zu schwer

Ratingen · An Schultagen mit sechs verschiedenen Fächern auf dem Stundenplan haben die Schüler viel zu tragen.

 Die Handwaage zeigt zwischen 12 und 15 Kilogramm bei diesem randvollen Tornister an.

Die Handwaage zeigt zwischen 12 und 15 Kilogramm bei diesem randvollen Tornister an.

Foto: Achim Blazy

Die 14-jährige Alicia packt ihre Schultasche für den nächsten Schultag. Sechs unterschiedliche Fächer stehen auf dem Stundenplan. Alicia stöhnt auf, als sie sie anhebt. Der Rucksack hat mal wieder ein ordentliches Gewicht. Diesmal möchte sie es genau wissen und hängt ihn an eine Kofferwaage: 15 Kilo. Dabei sind Butterbrotdose und Trinkflasche noch nicht eingepackt.

Auch Susanne Probst findet, dass Tornister beziehungsweise Rucksäcke der Kinder wirklich zu schwer sind. "Besonders die in der weiterführenden Schule", sagte die Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. Bei ihrem Jüngsten, der in die Grundschule geht, ist es noch nicht so schlimm. Bei ihm gibt es noch nicht so viel Unterrichtsmaterial. Einiges kann auch im Fach unter dem Tisch in der Schule gelagert werden. In regelmäßigen Abständen mistet sie Unnötiges aus dem Tornister aus.

Edith Winter, Schulleiterin der Eduard-Dietrich-Grundschule, kann sich noch an ihre eigene Schultasche aus der Grundschulzeit erinnern: eine dunkelbraune Tasche aus Leder, die durch zwei Gurte auf dem Rücken zu tragen war. Sie war kleiner und schmaler als die heutigen Tornister, so dass auch das Gewicht geringer war. Sie empfiehlt den Eltern, am Ende der Woche gemeinsam mit dem Kind, den Tornister aufzuräumen.

Bei den größeren Kindern, erweisen sich solche Aktionen aber schwieriger. Sie lassen sich nicht mehr gerne in die Taschen schauen und misten lieber selber aus. Außerdem kommen bei ihnen mehr Unterrichtsfächer mit mehr Unterrichtsmaterial hinzu. "Auf Schulpflegschaftssitzungen war das bereits schon Thema. Wir haben die Schule gebeten, mehr Doppelstunden zu planen, damit die tägliche Anzahl unterschiedlicher Stunden reduziert wird. Teilweise klappt das jetzt auch", sagte Probst. Ihre beiden Großen gehen auf das Gymnasium. Aber für jede Klasse und nur Doppelstunden anzusetzen, ist bei der Gestaltung der Stundenpläne nicht immer einfach.

Manche Schulen bieten ihren Schülern auch Schließfächer an. Aber grade in größeren Gebäuden ist das für viele Schüler zu unpraktisch, wenn in den Fünf-Minuten-Pausen Bücher und Co. erst aus einem anderen Gebäudeteil oder Stockwerk geholt werden müssen. Und wenn die Unterlagen für die Hausaufgaben benötigt werden, können sie sowieso nicht in der Schule verbleiben. Auch im Klassenraum können sie ihre nicht benötigten Bücher nicht immer lassen, denn es gibt nicht immer eigene Klassenzimmer, sondern es wird je nach Fach der Unterrichtsraum gewechselt.

Romy, die älteste Tochter von Probsts versucht das Gewicht ihrer Schultasche durch Bücherteilen zu reduzieren. Sie vereinbart mit einem Tischnachbarn, wer wann welches Buch mitbringt, so braucht es nur einer mitzuschleppen. Das setzt natürlich voraus, dass man diesem Mitschüler vertrauen kann, dass er das Buch auch wirklich mitbringt.

Und was sagen Orthopäden zu dem Thema "Schwere Schultornister"? "Den wenigen Untersuchungen und Studien zufolge sind Tornister tatsächlich zu schwer. Grundsätzlich kann man sagen, dass 10 Prozent des Körpergewichtes zumutbar sind. Das ist aber nur eine grobe Einschätzung, die griffig und von Eltern gut umsetzbar ist. Allerdings sollten wir uns dabei fragen, was eigentlich schwer ist", sagte Dr. Roland Strich aus Ratingen. Es gibt zarte und weniger zarte Kinder, die alle unterschiedlich belastbar sind. "Ungünstig für die Wirbelsäule ist sicherlich der schwere Rucksack oder die Tasche, der/die auf einer Schulter getragen wird.

Ein wichtiger Aspekt für den Tragekomfort ist die Polsterung zum Rücken und die Auflagefläche auf den Schultern. Aber auch der beste Tornister kann für ein schwächliches Kind zu einer Belastung werden", erklärte Strich. Je weniger sich im Tornister befindet, desto besser. Was nicht transportiert werden muss, gewinnt keinen negativen Einfluss auf die Wirbelsäule.

(mvk)
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