Ratingen Sie bringt Menschen in Bewegung

Ratingen · Physiotherapeutin Katrin Sperb (28) lernte für ihren Beruf unter anderem in Curaçao.

 Katrin Sperb weiß, was gegen Rückenbeschwerden hilft.

Katrin Sperb weiß, was gegen Rückenbeschwerden hilft.

Foto: Blazy

So weit sind wir also schon: "Ja, ich bin ein Einzelkind. Aber irgendwie kein typisches". Sagt das Einzelkind Katrin Sperb, inzwischen 28 Jahre und kein Kind mehr. Beim Beruf erübrigt sich die Frage nach dem angeblich typischen, zickigen und ichbezogenen Mädchen mit allen möglichen selbstverliebten Marotten - Katrin ist Physiotherapeutin, immer kurz Physio genannt, und vornehmlich damit beschäftigt, anderen Menschen irgendwie wieder aufs Rad zu helfen.

Wenn der Begriff denn bedeutet, dass sie Kranken, Beeinträchtigten, Behinderten einen neuen und schmerzfreien oder -armen Zugang zur Bewegung verschafft. Sie tut das ruhig, nicht unwitzig, sehr sachbezogen und konsequent. Sie wirkt dabei auch ernsthaft. Kann aber laut und herzlich lachen.

So muss sie auch schon als Kind gewesen sein: "Ich war eher ein freundliches Mädchen, ohne Zicken. Habe allerdings eher Fußball gespielt als Mädchenkram gemacht." Das war in Metzkausen und in der dortigen Grundschule und nicht weit von der Mutter entfernt, die als Sonderschulpädagogin arbeitete. Dass sie allerdings Katrins Geburt nicht auf den 11.11.88 hinausgezögert hat, sondern schon am 10. November niederkam, ist heute immer noch mal einen Spruch wert.

Also ohne Hoppeditz im Geburtsdatum, aber mit "Düsseldorf" in der Geburtsurkunde ging die junge Frau dann ihren Weg. Dazu gehörten die Stationen Abitur und eine damals mögliche Variante, den Beruf einer Physiotherapeutin zu erlernen - nämlich per Studium und nicht als Berufsausbildung. Dazu studierte die junge Frau erst mal ein Jahr in Deutschland, absolvierte einen Sprachkursus in Niederländisch und ging dann nach Enschede, um ihre weitere Studien jenseits der Grenze fortzusetzen. Und das keinesfalls in Deutsch.

Bis zum Abschluss des vierjährigen Studiums absolvierte sie noch zwei Praktika in Deutschland und eins auf Curaçao. So ganz stimmte es nicht, dass man dort allein mit Niederländisch sprachlich zurechtkommt, denn auch auf dieser südkaribischen Insel unter dem Winde ist eher Papiamentu verbreitet, eine Kreolsprache mit spanischen, portugiesischen, niederländischen und englischen Elementen. Und man soll keinesfalls glauben, dass in der Drei-Personen-Praxis, in der Katrin Sperb arbeitete, der Job in Bermudas und Flip-Flops erledigt wurde.

"Wenn die Patienten auch eher tiefenentspannt und leger waren, so gehörten ordentliche lange weiße Hosen schon zum Dienst", meint sie. Was vor allem in der Regenzeit einen erhöhten Schwierigkeitsgrad darstellte - wollte man ordentlich im Dienst erscheinen. Da ließ man sich schon mal Zeit mit dem Arbeitsbeginn.

Das allerdings ist in ihrem Ratinger Job nun gar nicht angesagt - hier sind die Zeiten durchgetaktet, was Katrin schon gefällt. Sie liebt Pünktlichkeit. Was ihrem Chef Wolfgang Heitbrink natürlich ungemein gefällt. Er schätzt allerdings an Katrin Sperb, die eine seiner ersten Mitarbeiterinnen in der Praxis war, neben ihrer Zuverlässigkeit ihre Ehrlichkeit. "Die Katrin redet nicht lange um irgendwas herum."

Was sie auch nicht bei den Patienten tut. Wer da kommt und "Rücken" hat, ist übrigens gar nicht unbedingt im Rentenalter: Teenager, Studenten, junge Leute überhaupt laden sich oft zu viel aufs Kreuz und sitzen noch öfter zu lange am Schreibtisch. "Wer acht Stunden sitzt und sich vielleicht eine Stunde pro Tag ausgleichend bewegt - der bekommt die Macken nicht weg, die er sich durch Sitzen möglicherweise einhandelt" weiß sie.

Dann wird, wenn die Krankenkasse mitmacht, eine kurze Sequenz an Behandlungen zum Reparieren verordnet. Manchmal reicht es, um die rechte Richtung zu weisen. Dennoch muss stets der Patient mitmachen und zu Hause seine Übungen machen. Katrin Sperb freut sich von ganzem Herzen, wenn dabei plötzlich ein verlorenes Stück Lebensqualität zurückgewonnen wird. Und sie schätzt es sehr, wenn sie sich bei der Behandlung in einem eigenen Raum mit ihren Patienten unterhalten und ohne Mithörer auch deren Befindlichkeit besprechen kann.

Physio hat letztendlich mit Hilfe zu tun - wenn der Patient denn erkennt, dass er selbst was tun kann.

(gaha)
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