Ratingen Sie hält den Sportverein auf Kurs

Ratingen · Heike Kniebeler hält am Service-Point beim Turnverein Ratingen die Fäden zusammen. Und nicht nur dort.

 An Heike Kniebeler kommt kein Sportler vorbei. Sie ist das freundliche Gesicht am "Empfang"

An Heike Kniebeler kommt kein Sportler vorbei. Sie ist das freundliche Gesicht am "Empfang"

Foto: Achim Blazy

Heike Kniebeler ist eine der Frauen, die sozusagen "den Topf am Kochen halten". Das heißt, dass sie mit zuverlässigem Einsatz, frohem Mut, unaufgeregtem Tun und beständigem Fleiß sich dort einbringt, wo etwas bleiben soll oder vorangebracht werden muss. Nicht nur aktuell, sondern schon seit vielen Jahren macht sie das beim Turnverein Ratingen in unterschiedlichen Funktionen. Jetzt trifft man sie am "Empfang".

Von sich sagt sie: "Mein Leben ist wirklich unspektakulär." Und das Lexikon schämt sich nicht, diesen Begriff mit "blass, unauffällig, unscheinbar" zu übersetzen. Nun könnte unspektakulär auch bedeuten, dass es ein Leben ohne Nobelpreis, Bambi, Grammy oder akademischen Grad ist, ohne großes Getöse in jegliche Richtung.

Doch - wäre Heike Kniebelers Leben so schlicht, hätte nicht nur eine eigene Familie mit drei Kindern keinen Spaß gehabt, sondern auch die TV-Familie (wie es die Turn-Oberen gern sagen) manche Sache nicht gewuppt bekommen.

Also steht sie freundlich und hilfsbereit am Service-Point (oder wie man das so benennt), tauscht Mitgliedsausweise temporär gegen Spindschlüssel, weiß über Termine und Kurse Bescheid, gibt Auskunft und erzählt einfach mal so ein paar Motivationsweisheiten, mit der die Schweinehunde zum Schweigen gebracht werden können, die dem einen Sportler und der anderen Fitnesswilligen das Wiederkommen oft erschweren. Heike Kniebeler weiß, wie der Hase zwischen rauer Wirklichkeit und glänzender Absicht hakenschlagend läuft.

Sie war das dritte von vier Kindern der Familie Netz, als sie im Sommer 1960 geboren wurde, natürlich in Ratingen. Grundschule, Realschule, Höhere Handelsschule und Fachabitur folgten - alles ohne Stress. Dann der erfreuliche Blick über den Zaun: Sie arbeitete als Einzelhandelskauffrau in der Buchhaltung von Karstadt in Düsseldorf.

Es folgte ein Weg, den viele Frauen ihrer Zeit gegangen sind, als es weder Kitas noch angemessene Betreuungszeiten in Kindergärten gab, angemessen für berufstätige Frauen: Heike Kniebeler blieb zu Hause - ein Begriff, der nicht annähernd das umschreibt, was er eigentlich bedeutet. Sie kümmerte sich ab 1984 um das erste Kind, eine Tochter, der zwei und fünf Jahre später noch zwei Söhne folgten. Man muss nicht aufzählen, was das bedeutet, wie sie das mit dem Fahrrad auf die Reihe brachte. Doch letztlich wurde die Großraum-Kutsche für sie angeschafft, ihr Mann fuhr den kleinen Wagen.

Als sie sich in der Über-Mittag-Betreuung der Eduard-Dietrich-Grundschule engagierte, marschierten die eigenen Kinder lieber allein nach Hause, mit eigenem Schlüssel ausgestattet. - Diese Mutter konnte also schon früh loslassen.

An Wochenenden, und zwar von freitags bis sonntags, verschwand die Familie im Wohnwagen nach Meiersberg, wo der Vater als Segelflieger in die Lüfte ging, die Kinder eher am Boden Spaß hatten - ob da die Brennesselwiese in Kauf genommen wurde, ob mit Rad oder Roller Touren auf dem weitläufigen Gelände möglich waren. Und Mutter organisierte.

Allerdings ging es Heike Kniebeler nicht nur um den familiären Zeitvertreib - sie kümmerte sich um die sportlichen Aktivitäten und Meriten ihrer Kinder. Erst ein paar Jahre beim TUS Lintorf, dann beim TV Ratingen. Sie macht eine Kampfrichter-Ausbildung, wird Abteilungsleiterin bei den Schwimmern. Ihr ist also der Schritt vom heimischen ins eher öffentliche Managen gelungen.

Und auch die geliebte TV-Familie - wie jede andere - greift beharrlich nach den Mitarbeiterinnen, die selten krank und immer zuverlässig sind. So war Heike Kniebeler mal in beiden TV-Zentren am Werk, war Fachbereichsleiterin für Gruppenfitness und ist jetzt da, wo sie am besten ihre Kompetenzen einsetzen kann. Und darüber freut sich nicht zuletzt Daniel Weber, Studioleiter in Ost: "Ehrlich gesagt, ist sie ganz oft mein Gedächtnis. Die Heike vergisst nichts."

(gaha)
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