Ratingen Sie mag es, wenn die Frittenbude brummt

Ratingen · Rosi Zschocke liebt ihre Arbeit hinter dem Tresen ihres Imbisses: "Ich brauche den Kontakt zu den Kunden."

Wenn andere unruhig werden, weil es stressig wird, dann blüht Rosi Zschocke erst richtig auf: "Mir macht es Spaß, wenn der Laden brummt. Dann muss ich funktionieren, das ist eine tolle Herausforderung", sagt die Ratingerin. Seit über zehn Jahren betreibt sie im Ratinger Osten mit Ehemann Gerd die Grillstation Ost, hatte vorher lange Jahre einen Imbiss in Düsseldorf: "Wir haben sogar noch Kunden, die uns regelmäßig aus Gerresheim besuchen", so die 61-Jährige.

Fünf Tage die Woche steht sie hinter dem Tresen des kleinen Imbisses - alles andere als angenehm bei diesen Temperaturen: "Im Sommer ist es schon schlimm mit den Fritteusen und dem Hähnchengrill. Aber so hat jeder Job seine Schattenseiten", sagt sie. Eigentlich ist sie gelernte Schuhverkäuferin, arbeitete später in der Lohnbuchhaltung eines großen Kaufhauses in Düsseldorf. "Als wir dann gesagt haben, wir machen uns selbstständig mit einem Imbiss, haben mich viele für verrückt erklärt", erinnert sie sich. Dass es genau das war, was sie immer machen wollte, war damals ihr Antrieb. "Mein Bruder und meine Schwägerin hatten schon den Laden hier. Ich habe einige Mal ausgeholfen und dabei gemerkt, wie viel Spaß mir der Umgang mit den Menschen macht."

Und da auch Ehemann Gerd sich als junger Familienvater beruflich umorientieren wollte, gingen die beiden das Risiko ein: "Ich habe es bis heute nicht bereut", meint Zschocke. Und das trotz vieler Entbehrungen: Familienfeste oder mal ein Konzert besuchen? Das geht nur, wenn die Termine an einem Sonntag oder Montag liegen. "Wir können ja nicht einfach zumachen." Und so brummt der Laden in Ost nahezu durchgängig. Teilweise kommen die Gäste schon in der dritten Generationen. Manche kommen auf der Durchreise vorbei, obwohl sie schon lange weggezogen sind: "Aber an uns erinnern sie sich noch", ist die Mutter eines erwachsenen Sohnes stolz. Wer kommt, fühlt sich in der Regel wohl. Ein freundliches Wort hier, ein nettes Gespräch da: "Das muss einfach sein." Und das selbst dann, wenn es ihr selbst gar nicht so gut geht: "Das ist hier ein bisschen wie auf der Theaterbühne. Wenn es mir schlecht geht oder ich krank bin, da können die Kunden ja nichts für. Ich kann ja schlecht sagen, dass die Pommes heute anders schmecken als sonst, weil ich Schmerzen in der Schulter habe."

Seite an Seite mit Ehemann Gerd - und das rund um die Uhr. Nicht einfach, oder? "Wir zoffen uns schon mal, wenn etwas nicht rund läuft. Aber das ist dann schnell vergessen." Ansonsten vergisst die begeisterte Saunagängerin nicht wirklich viel: Namen und Lieblingsessen der Kunden? Nächstes Urlaubsziel? Alles kein Problem: "Mein Mann fragt mich immer, wie groß die Festplatte in meinem Kopf ist." Und auch die Kunden wundern sich bisweilen, wenn Rosi Zschocke mal wieder drei, vier Bestellungen gleichzeitig bearbeitet.

Das größe Lotteriespiel ist immer wieder, den Wareneinsatz einigermaßen vorherzusagen: "Wir können ja schlecht die Hähnchen nach einem Tag noch verkaufen", so die Freizeit-Golferin. Und meistens klappen ihre Berechnungen. Woran es liegt, dass der kleine Imbiss seine Kundschaft sogar über die Stadtgrenzen hinaus rekrutiert? Rosi Zschocke rückt sich selbst als Galionsfigur nur ungern in den Fokus, verweist lieber auf andere Gründe: "Wir achten sehr auf Sauberkeit und gute Qualität." Und auf gute Laune - mag der Stammkunde am liebsten dazwischen rufen.

Nur eins mag Vollblut-Verkäuferin Zschocke nicht: "Wenn nichts los ist, dann passieren schon mal Fehler, die ich nicht mache, wenn es voll ist." Und so hofft sie drauf, dass es auch heute noch mal richtig brummt, damit der Tag schnell vorbei geht. Denn dann geht es - sehr zum Leidwesen der Kundschaft - in den Sommerurlaub.

(RP)
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