Ratingen Sie weiß, wie man Konflikte beilegt

Ratingen · Als ausgebildete Mediatorin hilft Ingeborg Weiß Firmen und Privatpersonen, Probleme außergerichtlich zu lösen.

Ingeborg Weiß kommt nicht mit dem Ölzweig daher und hat schon gar keine Räucherstäbchen auf dem Schreibtisch stehen. Und wenn sie so freundlich naht, sieht man, dass sie nicht auf Krawall aus ist, sondern auf Einvernehmen, bei dem jeder der Gewinner sein soll. Sie ist Mediatorin und noch viel mehr.

Geboren ist sie in Düsseldorf und seit 30 Jahren in Ratingen - was auch bei freundlichen-eingefleischten Ratingern schon als gleichberechtigt gelten sollte. Dazu ist sie eine Unternehmerin, die als studierte Betriebswirtschafterin mit einer Ausbildung zur kaufmännischen Programmiererin, einer Vergangenheit als angestellte Systemberaterin bei Computerherstellern, Projektleiterin für IT-Projekte in Unternehmensberatungen und EDV-Beraterin erster Stunde ringsum Respekt verlangt.

Vor allem aber hat sie - kaum in einem Metier bequem eingerichtet - gleich wieder nach neuen Ufern gesucht. Und die dann immer auch gefunden. Von Haus aus war sie selbstständig, was sowohl die Lebensführung betrifft als auch ihre berufliche Seite, immer risikobereit und zupackend. Und keinesfalls ängstlich.

In den achtziger Jahren gründete Ingeborg Weiß einen Büroservice. Das war keine gut organisierte Einrichtung zur Lieferung von Kaffee und Brötchen, sondern schon damals ein Kleinunternehmen im Victoria-Haus am Freiligrathring 1 mit acht Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und sachlich-freundlichen Räumen, Business-Office genannt. Dort können Unternehmen aus dem In- und Ausland Büros, Konferenz- und Veranstaltungsräume mieten und, je nach Vereinbarung, für befristete Zeiten nutzen. Das firmiert unter dem Titel Büroservice Weiß.

Nebenbei mischte sie in den Neunzigern noch mit anderen hilfreichen Unternehmerinnen im Arbeitskreis Gründung und Innovation mit, der hoffnungsfrohen Neugründern auf die Sprünge helfen wollte. Wie sie das so anfasste, kann man in einigen Beiträgen im Internet bei Youtube betrachten.

Im Jahr 2002 machte sich Ingeborg Weiß daran, eine Ausbildung zur Mediatorin zu absolvieren. Wenn es sich dabei auch um eine berufliche Betätigung dreht, bei der Ratsuchende in Konfliktfällen eine außergerichtliche Lösung ihrer betrieblichen, familiären oder nachbarschaftlichen Probleme erreichen wollen, so ist darunter kein "Nun vertragt euch und gebt euch mal die Hand" zu verstehen.

"Ein Mediator hält sich schon an einen bestimmten Ablauf, der letztlich zu einer Vereinbarung führen kann, mit der beide Parteien leben können", erklärt Weiß. Wenn man sich entschlossen hat, den Konflikt nicht mit einem Prozess vor Gericht anzugehen, wenn man eine Mediation für das richtige hält und sich für einen Mediator entschieden hat, werden zunächst die eigenen Standpunkte dargelegt, dann die Hintergründe der fraglichen Probleme erforscht, aber auch Gemeinsamkeiten der Parteien ermittelt.

"Darauf aufbauend kann ich Optionen und Lösungen ins Gespräch bringen - wenn die Gemeinsamkeiten tragfähig sind." Ingeborg Weiß sieht sich nicht als gut bezahlte Friedenstaube, sondern weiß aus Erhebungen der Deutschen Stiftung Mediation, dass zum Beispiel in der Wirtschaft einer Zahl von drei Millionen Klagen, die langwierig und kostenintensiv vor Gericht ausgetragen werden, pro Jahr nur 7500 Mediationen streitende Parteien wieder annähern. Seit zwei Jahren nun soll die Streitkultur verbessert werden - mit einem neuen Gesetz, das die Mediation und auch andere Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung fördert. Die "Allparteilichkeit" - also Neutralität - ist verpflichtend, Verschwiegenheit oberstes Gebot, freundliche Sachlichkeit dringend erforderlich, Harmoniebedürftigkeit für die Mediatorin eher hinderlich. Und Räucherstäbchen gehören allenfalls zur Meditation.

(gaha)
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