Ratingen Sie will Konflikte lösen - friedlich

Ratingen · Man kann mit dem Herzen hören und sprechen, sagt Pädagogin Kirsten Mittelbach.

Kirsten Mittelbach unterrichtet "Gewaltfreie Kommunikation". Das bedeutet nicht, dass sie Schlägern Manieren beibringen will, sondern eher Unglücklichen authentisches und konstruktives Verhalten in Konfliktsituationen nahe bringt. Unter anderem. Das jedenfalls gehört zu der Lehre, die der unlängst verstorbene Erfinder der Disziplin, Marshall B. Rosenberg, US-amerikanischer Psychologe und Mediator, propagierte. Die ausgebildete Diplom-Pädagogin ist eine patente Gestalt, die ringsum Druck und Stress und Verpflichtung und daraus resultierende Fehlreaktionen wahrnimmt und mit den Mitteln zur Hilfe bereit steht, die sie sich in langen Jahren und vielen Ausbildungen angeeignet hat.

Im Jahr 1969 in Siegen geboren - als jüngstes von drei Mädchen - wickelte sie Schule und Abi ohne großen Aufwand ab. Dann wurde es schon gewagter, denn ihr freiwilliges soziales Jahr fand in Schweden statt, und das bei der Arbeit mit geistig Behinderten. Sie kehrte zurück und studierte Pädagogik in Köln, machte ihr Diplom. Gleichzeitig lernte Kirsten Mittelbach den tieferen Sinn asiatischer "Kampfkünste" und deren eher meditative Ableger kennen, ließ sich zur Qigong-Lehrerin ausbilden und war 2003 so fit darin, dass sie eigene Kurse leitete.

Sie hatte schon beim Studium Spaß am Rheinland bekommen und konnte froh zustimmen, als ihr 1998 in der Kaiserswerther Diakonie ein Job angeboten wurde. Dort ist sie aktuell Koordinatorin im Familien unterstützenden Dienst, schult Tagesmütter, hat mit jungen Leuten im freiwilligen sozialen Jahr zu tun. Und ist stolz darauf, das Qualitätsmanagement-System in der ambulanten Behindertenhilfe ihres Arbeitgebers mit aufgebaut zu haben.

Sieht man ihre Website an, springt einen gleich eine Fülle von Weiterbildungen und beruflichen Vervollkommnungen an: Diese Frau hat nicht auf der faulen Haut gelegen. Und jeder gute Aspekt, der ihr von einer neuen, weiteren Ausbildung beschert wurde, fand gleich einen Platz in ihrem therapeutischen Gesamtkonzept.

So weiß Jutta Wevers, die seit drei Jahren bei Mittelbach Qigongkurse besucht, dass "diese Frau genau das lebt, was sie auch als Lehrerin im Zusammenhang mit der gewaltfreien Kommunikation vermitteln will". Und die Pädagogin selber? Sie sieht all das, was sie hat lernen können, nicht unbedingt als selbstverständlich an und erklärt: "Der Besuch vieler Kurse sowie meine intensive persönliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen haben mein Leben und meine Beziehungen grundlegend verändert und nachhaltig bereichert. Ich danke meinen Lehrern sehr". Sie hält es für wichtig und durchaus machbar, in Konfliktsituationen authentisch und konstruktiv zu sein, Widerstände und Vorwürfe als Beziehungsangebot zu nutzen, Wut und Schuldgefühle in selbstbewusstes Handeln zu verwandeln. Kurz: "Man sollte und kann mit dem Herzen hören und sprechen." Fast wie beim kleinen Prinzen. Kirsten Mittelbach will ganz praktisch erklären. Um etwas zu veranschaulichen, stellt sie auch mal in einem Gespräch Teelichte und Blumenvasen, verbunden mit einem Schlüsselband, in der rechten Anordnung auf den Tisch und erläutert beherzt "Wenn sie das sind und das da das Problem..."

Die Arbeit in der Diakonie beschert ihr vor allem einen täglichen Austausch mit jungen Leuten, einen klaren Blick auf Mütter und ihre Belastungen und Zwänge. Und die Klienten, die in ihre Beratungspraxis kommen, geben immer wieder Anlass zu weiterer Reflexion.

(RP)
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