Breitscheid Spiel zur CO-Pipeline

Düsseldorf · Die Gegner der Kohlenmonoxid-Leitung der Bayer AG haben ein Fragespiel zur umstrittenen Giftgas-Leitung entwickelt. Es wird mit einer Auflage von 20 000 Stück in der Region verteilt.

Über 100 000 Bürger haben bislang gegen die 67 Kilometer lange Kohlenmonoxid-Pipeline der Bayer AG unterschrieben, die die Chemiestandorte Dormagen und Uerdingen miteinander verbinden soll. Dabei wurden in zahlreichen Fällen Auflagen missachtet oder Verstöße nachträglich von der Bezirksregierung genehmigt. Es kam zu spektakulären Pannen, beispielsweise wurden Teile der Trasse vor dem Bau nicht nach Kampfmitteln abgesucht.

Birkenkamp unterstützt Kläger

Für die Gegner der Giftgasleitung spielen Bayer und die Bezirksregierung mit dem Leben der Anwohner. Deshalb habe man aus der komplexen Materie mit vielen technischen Informationen ein Fragespiel gemacht. Es soll in einer Auflage von 20 000 Stück in den von der Pipeline betroffenen Städten verteilt werden. Erich Hennen von der COntra-Initiative aus Duisburg und Pressekoordinator Dieter Donner aus Hilden stellten die Aktion vor. Die Absicht ist klar: Fünf Monate vor der NRW-Landtagswahl wollen die Pipeline-Gegner den Druck auf die Landtagsfraktionen von CDU, FDP und SPD erhöhen, die das umstrittene Projekt bis heute verteidigen.

Kostprobe: Wie breit ist bei Bayer eine 80 Zentimeter breite Geogrid-Matte (zur Abdeckung der Rohrleitung)? Die richtige Antwort lautet: 60 Zentimeter. "Bayer-Chef Werner Wenning behauptet, die CO-Leitung sei die sicherste Leitung der Welt", erläuterte Dieter Donner: "Das wollen wir spielerisch widerlegen." Für Erich Hennen, nach eigenen Angaben Gefahrstoff-Experte aus Duisburg, treiben Bayer und die Bezirksregierung ein "falsches Spiel", weil sie bewusst die Unwahrheit sagten. Die von ihnen beigebrachten TÜV-Gutachter nannte Hennen "gekaufte Schiedsrichter". Die Duisburger Initiative habe auf eigene Kosten einen neutralen Gutachter bestellt. Er habe allein auf Duisburger Gebiet "50 nicht sichere Stellen" an der CO-Leitung gefunden. Das werde von den Verantwortlichen "einfach totgeschwiegen". Der Rat der Stadt Hilden unterstütze über alle parteipolitischen Grenzen hinweg den Widerstand gegen die CO-Leitung, betonte Gastgeber Bürgermeister Horst Thiele. Den Vorwurf, das sei industriefeindlich, wies er zurück: "Bei der Abwägung zwischen Profit gegen Menschenleben haben Menschenleben Vorrang." Er hoffe, dass die Klagen gegen die Leitung erfolgreich seien. Das Hauptverfahren vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf beginnt voraussichtlich erst im kommenden Jahr. Donner ging davon aus, dass sich der Rechtsstreit noch einige Jahre hinziehen werde. Auch der Ratinger Bürgermeister Harald Birkenkamp steht auf Seiten der Pipeline-Gegner. Er hatte unlängst möglichen privaten Klägern Unterstützung angeboten.

In Ratingen hat sich die Bürgerschaft Breitscheid an die Spitze der Protesbewegung gesetzt. Die Bürgerschhaft hat sich der erfolgreichen Duisburger Initiative angeschlossen.

"Ohne Sie wäre die CO-Pipeline längst kein Thema mehr", dankte SPD-Landtagskandidat Matthias Engel den Pipeline-Gegnern. Er versprach — auch im Namen der anwesenden Kolleginnen Birgit Alkenings (Hilden) und Elisabeth-Müller-Witt (Ratingen): Sollten die drei gewählt werden, würden sie sich in der Pipeline-Frage auch gegen die eigene SPD-Fraktion stellen.

(RP)
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