Ratingen/Langenfeld Spielzeuge nicht nur für die Reichen

Ratingen/Langenfeld · Ratinger zeigt auf der boot auch Yachten für Durchschnittsverdiener. Megayachten haben ein eigenes Publikum.

 Blick in den Motorraum. Die Hanse 675 ist die bislang größte Segelyacht der gleichnamigen Werft in Greifswald.

Blick in den Motorraum. Die Hanse 675 ist die bislang größte Segelyacht der gleichnamigen Werft in Greifswald.

Foto: Joachim Preuß

Am Samstag hat in Düsseldorf die internationale Wassersportmesse boot ihre Tore geöffnet. Bis kommenden Sonntag können sich Wassersportfans und solche, die es werden wollen, ihre Wunschsportart näher anschauen und teilweise sogar schon mal ausprobieren. Viele Besucher zieht es aber auch in jene Hallen, in denen die Spielzeuge der Reichen und Schönen blitzen - auf den ersten Blick unerreichbar für den Durchschnittsverdiener. Dirk Neukirchen, Yachthändler aus Ratingen mit Büro in Langenfeld, präsentiert aber nicht nur Megayachten am Stand in Halle 16, sondern zeigt auch kleinere Hochseeyachten, die durchaus erschwinglich sind.

 Der Ratinger Dirk Neukirchen im Cockpit einer Hanse 675: Auch Segelyachten sind mit modernster Technik ausgestattet. Entsprechend viele Knöpfe gibt es an den beiden Steuerständen.

Der Ratinger Dirk Neukirchen im Cockpit einer Hanse 675: Auch Segelyachten sind mit modernster Technik ausgestattet. Entsprechend viele Knöpfe gibt es an den beiden Steuerständen.

Foto: Joachim Preuß

Die Rede ist von Booten ab etwa zehn Metern Länge - allesamt hochseetauglich und innen wie ein Wohnmobil ausgestattet: mit Pantry (Küchenzeile), Bad/WC und mehreren Kabinen. Größere Yachten haben oft noch einen eigenen Bereich für die Crew. Wer lieber mit Familie lossegelt, kann dort eine Waschmaschine und zusätzliche Wassertanks einbauen. Solche Wünsche der Extraklasse kosten natürlich zusätzlich. Überhaupt sollte man sich vom Grundpreis nicht täuschen lassen: "Segelklar" heißt zwar tatsächlich klar zum Segeln, aber die teure Elektronik, ohne die sich heute niemand mehr auf die See wagt, ist noch nicht enthalten. Windmessanlage im Mast, Funk, Kartenplotter sind Standard und schlagen locker mit einigen tausend Euro zu Buche. Radargerät und AIS-Transponder, zum Sehen und Gesehen werden, stehen auf der Wunschliste ebenfalls hoch oben.

Inwieweit der Skipper dann aber damit umgehen kann, steht auf einem anderen Blatt: Denn die Segelgrundausbildung ohne weitere Erfahrung reicht nicht aus, um eine Yacht mit Besatzung wirklich sicher bei jedem Wetter führen zu können.

Mangelnde Erfahrung gerade im Umgang mit größeren Schiffen muss nicht unbedingt ein Hindernisgrund sein. Damit nicht schon das erste Manöver zum ganz großen Hafenkino wird, vermittelt der Yachtbroker auch professionelle Segelausbilder wie Oliver Ochse, die die Skipper und deren Familie mit ihrem neuen Spielzeug vertraut machen. Auch Bernd Lange aus Mülheim bietet Skippertrainings auf seiner Charterflotte am IJsselmeer an.

Neukirchen vertritt die Hanse-Werft in Greifswald. Eine 9,50 Meter (31 Fuß) lange Segelyacht vom Typ Hanse gibt es bereits ab etwa 72.000 Euro. Soviel geben manche Leute auch schon fürs Auto aus.

Neulinge lassen sich auch gerne beraten in Sachen Liegeplatz. Es muss ja nicht unbedingt Puerto Portals auf Mallorca sein, wo man locker weit über 30.000 Euro jährlich hinblättert. Viele Rheinländer haben als Heimatrevier die Niederlande. Ein Liegeplatz für Zehn-Meter-Yachten, der beliebtesten Familienklasse, liegt beispielsweise am IJsselmeer bei etwa 1700 Euro. "Der Trend geht seit einigen Jahren aber eindeutig zu den größeren Booten", sagt Neukirchen. Er meint damit die "Quereinsteiger", die erst im zarten Alter von 55 plus aufs Segeln kommen: "Darunter sind Leute, die ihre Firma verkaufen und die Traute haben, auf einem Boot zu leben." Diese Mega-Yachten lässt er für die Eigner meistens ins Mittelmeer überführen. Im Vorfeld der boot habe er mehr Anfragen zu größeren Yachten im Bereich von 45 bis 60 Fuß gehabt als für die kleineren Segler.

Die Kosten für den Unterhalt dürften im oberen Preissegment keine Rolle mehr spielen: Wer etwa 1,2 Millionen Euro (Grundpreis) für die neue, fast 19 Meter lange Hanse 675 mit "Garage" fürs schnelle Beiboot ausgibt, macht sich darüber wohl keine allzu großen Gedanken. Die 675 wird übrigens nach der Messe nach Griechenland überführt, die Flagge ist schon am Heck.

Auch andere Werften haben den Trend zu größeren Booten entdeckt: So bietet beispielsweise Bavaria, der große Hanse-Konkurrent aus Giebelstadt, eine neue 57-Fuß-Yacht (fast 17 Meter) an. Ebenfalls mit Beiboot-Garage im Heck.

(JoPr)
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