Lokalsport 04/19 braucht zwei Standards zum Sieg

Ratingen · Der Fußball-Oberligist vergibt gegen Jahn Hiesfeld Chancen im Überfluss - gewinnt aber am Ende 2:1.

Irgendwann wurde es grotesk. Fußball-Oberliga, das Spiel zwischen Ratingen 04/19 und Jahn Hiesfeld läuft in der zweiten Halbzeit. Es nieselt. Regnen tut es auch, und zwar Großchancen für den Gastgeber. Doch die Zuschauer auf der Tribüne raufen sich im Minutentakt die Haare. Denn was der RSV gegen den kaum noch mitspielenden Gast vergibt, grenzt an Slapstick. Das merkt auch Trainer Peter Radojewski, der an der Seitenlinie hin und her tapert. Zum Glück für die Ratinger gab es an diesem Nachmittag auch so genannte Standardsituation — zwei davon nutzte der RSV nach frühem Rückstand noch zum 2:1.

Solch einen Zittersieg hätte es im mit rund 200 Zuschauern besuchten Sportpark Keramag niemals geben dürfen. Kleiner Auszug aus dem Chancenregister: 55. Minute. Kapitän Denker kommt völlig frei zum Kopfball und platziert den Ball genau in die Arme von Keeper Kevin Hillebrand. Rund 20 Minuten später: Daniel Keita, geschickt von Nabil Jaouadi, spielt einen wunderbaren Querpass auf Timo Krampe. Der umkurvt Hillebrand und trifft dann den Pfosten. Kurz darauf stehen sowohl Keita als auch Jaouadi frei vor dem Tor und schießen Hillebrand an. Und zu guter letzt marschiert Damian Bartsch durch die gesamte Abwehr und scheitert ebenfalls am besten Hiesfelder Spieler. Und das war, wohlgemerkt, nur die zweite Hälfte.

Zurück zur chronologischen Folge. Acht Minuten waren gespielt, als der Ball im Ratinger Tor einschlug. Ein eigentlich als langer Pass von Hiesfelds Kevin Hollberg gedachter Ball wurde durch den kräftigen Wind im Sportpark länger und länger - und schlug plötzlich hinter Dennis Raschka im Tor ein. "Der geht ganz klar auf meine Kappe", sagte der Schlussmann nach dem Spiel. "Da stehe ich zu weit vor dem Tor, den muss ich aber trotzdem haben." Nach der Pause konnte sich Raschka dann zweimal ganz stark beweisen. "Zum Glück", sagte er. "So konnte ich meinen Fehler wieder ein bisschen ausbügeln."

Nach dem Rückstand lief beim RSV wenig zusammen. Ausgespielte Chancen waren Mangelware. So musste der ruhende Ball helfen. Als Danny Rankl den Ratinger Carlos Penan an der Seitenlinie durchaus rot-würdig umgesenst hatte (der Schiedsrichter gab nach kurzer Beratung mit seinem Assistenten nur Gelb), zirkelte Stephan Rott den fälligen Freistoß perfekt auf den Kopf von Keita-Ruel, der das 1:1 erzielte. Fast hätte Keita nach der Pause auch den zweiten Treffer verbucht. Er verpasste jedoch den Ball und gab so Hiesfelds Kapitän Corvers die Gelegenheit, einen Kopfball-Treffer zu erzielen - allerdings ins eigene Tor. Die Hilfe war offenbar notwendig, da die Ratinger, wie eingangs beschrieben, den Ball nicht selbstständig im gegnerischen Gehäuse unterbringen konnten.

Trainer Radojewski schickte seine Schützlinge nach Schlusspfiff in die Kabine - und wurde dort richtig laut. "Die erste Halbzeit war einfach schlecht", sagte der Trainer. "Wir waren lethargisch und haben in der Rückwärtsbewegung geschlafen. Das Gegentor haben auch genau so gekriegt - weil wir geschlafen haben."

Ein wenig glücklich durfte der Trainer aber dennoch sein. Die Konkurrenz spielte nämlich für den RSV - der nun auf Rang sechs steht.

(RP)
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