Lokalsport 04/19: Trainer Weiß geht - del Cueto kommt

Ratingen · Der Fußball-Oberligist tauscht erneut nach nur sieben Spieltagen den Trainer. Ein alter Bekannter sitzt nun auf der Bank.

In einer Ehe, so besagt es der Volksmund, muss man nur das verflixte siebte Jahr überstehen - dann hat man gute Chancen auf eine lange, glückliche Beziehung. Beim Fußball-Oberligisten Ratingen 04/19 sind es sieben verflixte Spieltage, die ein Trainer überleben muss - doch dieses Unterfangen geht nun schon zum zweiten Jahr in Folge schief. Trainer Karl Weiß trat nach der 1:2-Pleite in Schonnebeck zurück, nachdem er vor einem Jahr - ebenfalls nach nur sieben Spielen - das Traineramt von Peter Radojewski übernommen hatte. Für Weiß kommt nun ein alter Bekannter zurück: Alfonso del Cueto trainierte den RSV von 2012 bis 2014, bevor er von Präsident Jens Stieghorst entlassen wurde.

Die Ironie der Geschichte ist, dass del Cueto die Mannschaft zur Rückrunde im Januar 2012 übernahm. Sein Vorgänger damals: Karl Weiß. "Das ist schon ein bisschen zufällig", sagt del Cueto. "Aber ein Dick Advocaat ist aktuell auch zum dritten Mal Bondscoach der Niederlande. Im Fußball geht alles."

Dennoch dürfte die Personalie bei einigen Beobachtern des Klubs ein Stirnrunzeln auslösen. Erstens wurde schon wieder kurz dem Saisonstart ein Trainer ausgetauscht. Kontinuität sieht anders aus. Und das Unterfangen "Zurück in die Vergangenheit" ging schon einmal schief. Davon mag Jens Stieghorst jedoch nichts hören. "Alfonso ist ein ausgewiesener Fachmann. Ich bin mir sicher, dass er uns weiterhelfen wird", sagt der Präsident. Natürlich zeugt es einerseits von Größe, Trainer zurückzuholen, die man eins aussortiert hat. Nüchtern formuliert könnte man das jedoch auch als ideenlos bezeichnen. Denn ein richtiger Neustart mit einer Vision scheint die Verpflichtung (noch) nicht zu sein: Der Vertrag mit del Cueto läuft vorerst nur bis zum Saisonende, was der Begeisterung des neuen Trainers aber keinen Abbruch tut.

Als die Anfrage aus Ratingen kam, musste der 55-Jährige nicht lange überlegen. "Ich war durchaus ein wenig überrascht. Aber ich liebe den Job und wollte unbedingt wieder Trainer sein", sagt er. Zuletzt half del Cueto mit seiner A-Lizenz beim B-Jugend-Bundesligateam der SG Unterrath aus. "Dort war ich aber mehr Beobachter als Trainer, das war ein Freundschaftsdienst. Mir war immer klar, dass ich wieder Cheftrainer sein will. Und in der Oberliga ist Ratingen 04/19 mit dem professionellen Umfeld eine der reizvollsten Adressen."

Der Kontakt zum gebürtigen Spanier, der sich die Partie am Sonntag in Schonnebeck von der Tribüne aus anschaute, kam über Michael Schneider zustande. Der zweite Vorsitzende des RSV machte sich für die Verpflichtung del Cuetos stark. Er kennt ihn sehr gut: In seiner ersten Amtszeit in Ratingen war er dessen Co-Trainer.

Für den neuen Coach gilt es nun, die Mannschaft aus dem Tabellenkeller zu bringen. "Was ich in Schonnebeck gesehen habe, war nicht gut. Wir werden in dieser Woche viel trainieren, damit ich mir einen Eindruck verschaffen kann. Prinzipiell machen die Jungs aber einen guten Eindruck. Ich erwarte aber, dass alle Spieler Vollgas geben - es gibt keine Alibis mehr."

Vor allem möchte del Cueto den Spielstil der Mannschaft ändern. "Ich möchte den Ball haben, schnell umschalten und vor allem schnell spielen. Da ist es gut, dass wir viele junge Spieler im Kader haben, die das Tempo gehen können", betont der Coach. "Gleichzeitig müssen wir aber die Abwehr stabilisieren. Wir haben ein Korsett aus ein paar erfahrenen Spielern. Wenn wir das zum Funktionieren kriegen, kann ich auch ein paar junge Burschen reinwerfen." Bleibt für Ratingen nur zu hoffen, dass die Neuauflage von "Zurück in die Vergangenheit" erfolgreicher ist als das Original.

(RP)
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