Lokalsport 04/19: Trainer Weiß trifft auf seinen Vorgänger

Ratingen · Peter Radojewski führte den Fußball-Oberligisten bis September - und kommt jetzt mit dem Cronenberger SC in den Sportpark.

Lokalsport: 04/19: Trainer Weiß trifft auf seinen Vorgänger
Foto: Blazy Achim

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben Peter Radojewski und Karl Weiß mehr oder minder einmütig zusammengearbeitet. Der eine, Radojewski, war Trainer des Fußball-Oberligisten Ratingen 04/19 - und der andere, Weiß, sein sportlicher Leiter. Wäre da nicht der verflixte Saisonstart gewesen, die Konstellation würde wahrscheinlich bis heute Bestand haben. Doch nach fünf Niederlagen in den ersten sieben Spielen wurde Radojewski am 19. September 2016 entlassen - und kehrt morgen (15 Uhr) als Gegner mit dem Cronenberger SC in den Sportpark Keramag zurück.

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Foto: Blazy Achim

"Ich freue mich drauf, die Mannschaft mal wieder zu sehen", sagt der Ex-Coach. "Ansonsten ist das Spiel aber kein total Besonderes für mich. Wir stecken zu sehr im Abstiegskampf und haben 15 Endspiele vor der Brust." Dass dies aber überhaupt noch der Fall ist, haben die Gäste aber durchaus ihrem neuen Trainer zu verdanken. Mit nur sieben Punkten und einem katastrophalen Torverhältnis übernahm "Rado" die Wuppertaler Mannschaft - nun steht sein Team mit 20 Zählern sogar über dem Strich. "Cronenberg ist eigentlich ein Landesligist, so sind auch die Strukturen", sagt der Trainer. "Wir arbeiten aber daran und wollen unbedingt in der Oberliga bestehen."

Der sportliche Verlauf der beiden Trainer ist seit eben jenem 20. September relativ ähnlich. Weiß übernahm die Ratinger und führte sie prompt zu 25 Punkten in zwölf Spielen - ein Schnitt von 2,08 Zählern pro Partie. Radojewski coachte Cronenberg ab dem zehnten Spieltag und fuhr in der Folge immerhin noch 13 Punkte ein - für einen leistungsmäßig arg limitierten Aufsteiger eine gute Quote. "Natürlich tut es für mich als Trainer gut, nach der Trennung in Ratingen zu zeigen, dass ich es kann", sagt Radojewski. "Aber wir haben noch viel zu verbessern. Unsere Punkte holen wir vor allem in Heimspielen. Wir haben eine gewisse Stabilität in die Mannschaft gebracht, auch wenn wir die Gegentorflut nicht immer vollständig verhindern konnten. Über das Torverhältnis werden wir in dieser Saison jedenfalls nicht mehr kommen. Vor der Winterpause haben wir aber bei Schwarz-Weiß Essen unseren ersten Auswärtspunkt geholt und dabei auch noch richtig gut gespielt. Daran müssen wir in Ratingen anknüpfen."

Für den Gäste-Coach ist es ein kleiner Vorteil, dass die Partie nicht im Stadion, sondern im Sportpark Keramag stattfindet. Auf Kunstrasen spielt seine Elf nämlich immer - und der Platz ist auch kleiner. "Ich bin nicht unglücklich darüber", betont Radojewski. "Unsere Chancen sind im Vergleich zu einem Spiel im Stadion auf jeden Fall gestiegen." Sein Trainerkollege möchte zur Stadion-Problematik lieber gar nichts sagen. "Kein Kommentar", sagt Weiß nur. Sein Ärger ist aber auch unausgesprochen völlig berechtigt. Denn im vergangenen Jahr investierte die Stadt viel Geld und Zeit in einen neuen Rasen. Dass dieser bereits im darauffolgenden März so unbespielbar ist, dass eine Partie trotz nicht unbedingt üppiger Regenfälle fünf Tage (!) im Voraus abgesagt werden muss, ist ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen und wirft zudem die Frage auf, was genau die zuständigen Mitarbeiter während der langen Winterpause gemacht haben - Rasenpflege kann es jedenfalls nicht sein. "Das Thema ist für mich abgehakt", sagt Weiß. "Wir spielen im Sportpark, fertig. Das Spiel wird eng, Cronenberg wird auf dem kleinen Platz gut verteidigen. Wir müssen gucken, welche Spieler am besten auf dem Kunstrasen zur geltung kommen. Aber klar ist: Wir wollen und werden gewinnen."

Der letzte Satz von Karl Weiß bringt Radojewski zum Schmunzeln. "Ich bin Karl dankbar für diese kleine Motivationshilfe. Es ist natürlich klar, dass ich das meiner Mannschaft sagen werde - als Extra-Anreiz für das Spiel", sagt der CSC-Trainer. "Klar ist aber auch, dass Ratingen der deutliche Favorit ist. Das ist eine ganz starke Mannschaft, die zum Saisonstart einfach nur Zeit brauchte. Die war leider für mich etwas zu knapp bemessen. Aber das Team zeigt jetzt die Qualität, die in ihm steckt."

Beide Klubs haben sich im Winter noch ein wenig verstärkt. Radojewski hat für Cronenberg ein paar Spieler für das Mittelfeld und die Offensive geholt, darunter auch seinen Neffen Lutz Radojewski: "Wir schießen nämlich zu wenig Tore." Weiß hingegen hat seine Zugänge gerecht aufgeteilt: Ein Torwart, ein Mittelfeldspieler - und ein gefühlter Abwehr-Zugang, da Denis Dluhosch seit seinem Kreuzbandriss endlich wieder richtig im Training ist.

Am meisten freut den Coach aber, dass es endlich wieder losgeht. "Die Winterpause war furchtbar, viel zu lang. Ich freue mich sehr auf das Spiel." Im Hinspiel, bei der peinlichen Pleite in Cronenberg, stand Weiß noch am Seitenrand und schaute Radojewski zu. Nun sitzt er auf der Ratinger Bank - und will seinen Vorgänger schlagen.

(RP)
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