Fußball Amateure sollen einlaufen wie die Profis

Niederrhein · Der Fußball-Verband Niederrhein will den Fair-Play-Gedanken weiter stärken, indem Mannschaften bis runter in die Kreisliga C vor dem Anpfiff gemeinsam auflaufen. Dann soll es das aus der Bundesliga bekannte Händeschütteln geben.

Bekannt ist das Prozedere von Partien aus der Champions League und Länderspielen. In der Bundesliga wird es seit 2013 praktiziert, und bei Spielen mit Schiedsrichtergespann im Amateurbereich ist es seit geraumer Zeit zumindest nicht unüblich.

Jetzt müssen ab der kommenden Saison auch die Amateure hinunter bis zur Kreisliga C sowie die Jugend-Fußballer vor dem Anpfiff gemeinsam zur Mitte des Platzes laufen, sich in einer Reihe aufstellen und anschließend mit dem Shakehands mit Schiedsrichter und Gegner beginnen. Bislang war diese Vorgabe lediglich wünschenswert, ab Montag wird sie als Pflicht in den Durchführungsbestimmungen des Fußball-Verbandes Niederrhein (FVN) für die neue Saison geführt. "Es ist noch keine Ordnungsstrafe vorgesehen, wenn es nicht praktiziert wird. Aber wir werden Augen und Ohren offen haben", sagt Wolfgang Jades, Fußballausschuss-Vorsitzender des FVN. "Dies ist eine Fortführung des Fair-Play-Gedankens, der verbindlich auch für die Kreise gilt. Denn die können die Durchführungsbestimmungen ergänzen, aber nicht verändern." Somit müssen die Kreisliga-Fußballer, die auf eine letzte Kabinenansprache vor dem Anpfiff verzichten, nach dem Aufwärmen wieder vom Platz, ehe der Referee mit dem Spielball kommt.

"Prinzipiell bin ich ja immer für den Fair-Play-Gedanken", sagt Klaus Peleikis, Abteilungsleiter des ASC Ratingen West, der mit mehreren Teams in der C-Liga vertreten ist. "Aber wie genau das umgesetzt werden soll, weiß ich nicht. Wir haben ja bei den meisten Spielen nicht einmal einen Schiedsrichter. Außerdem gibt es keinen Kabinengang. Wo stellen wir uns dann auf? An der Eckfahne? Am Tor? An der Kabine?"

Auch in den anderen Fußball-Kreisen wird das Thema diskutiert. "Auflaufen wie die Stars, obwohl kaum Zuschauer da sind - ich halte das für völlig überflüssig", sagt Christof Weidemann, bis zum Sommer Coach von BW Wertherbruch II aus Hamminkeln. "Wir haben doch nur 20 Zuschauer bei unseren Spielen", sagt Peleikies beipflichtend. "Wir können ja theoretisch jeden Besucher per Handschlag begrüßen."

Michael Mailänder, Trainer der SGP Oberlohberg III in der Kreisliga C des Kreises Duisburg-Mülheim-Dinslaken, begrüßt die Änderung. "Ich kann jetzt natürlich auch noch nicht sagen, ob es wirklich etwas bringt. Aber es ist nun einmal so, dass wir gerade in den unteren Ligen Woche für Woche Auseinandersetzungen haben", sagt Mailänder. Da könne es bestimmt nicht schaden, wenn man sich vor dem Spiel freundschaftlich die Hand gibt. "Wenn wir nichts versuchen, dann wird sich auch sicher nichts verbessern."

Eine weitere Neuerung wird es bei den Strafen geben. Nach einer Saison wird die Sperre nach Gelb-Roten und fünf Gelben Karten schon wieder geändert. Bislang waren Spieler, die ihre fünfte Gelbe oder eine Gelb-Rote Karte erhielten, für eine Woche gesperrt. Dies nutzten aber einige Teams zu ihrem Vorteil aus: Mit vier Gelben Karten vorbelastete Spieler aus Mannschaften, die bereits am Freitag spielten, erhielten ausgerechnet in dieser Partie gerne einmal ihre "fünfte Gelbe" - und waren dann beim nächsten Pflichtspiel am Sonntag eine Woche darauf wieder spielberechtigt. Die Sperre wurde nun jedoch von einer Woche auf zehn Tage erweitert. "Davon halte ich nichts", sagt Peter Radojewski, Trainer des Oberligisten 04/19. "Wieso gilt nicht einfach die Regel, den Spieler im gleichen Wettbewerb für ein Spiel zu sperren - unabhängig vom Zeitraum. Klar sind zehn Tage besser als eine Woche. Aber bei Spielausfällen oder vor der Winterpause kommt man so immer noch ohne Sperre davon." Der Trainer rechnet damit, dass die Regel demnächst noch mal geändert wird. "Mit der fünften Gelben Karte wollte man sich ja bereits an die Bundesliga annähern - doch dann muss man es auch richtig machen."

An die andere Neuerung, dem Einlaufen mit Schiedsrichter und Shakehands, muss sich Radojewski indes nicht großartig gewöhnen - denn das ist in der Oberliga, in der die Ratinger auflaufen, schon längst Standard.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort