Leichtathletik Dörner: 140 Kilometer zur Vizemeisterschaft

Heiligenhaus · Der Ultra-Marathonläufer wird Zweiter seiner Altersklasse. Vor allem in der Nacht läuft er ein perfektes Rennen.

Es regnet in Strömen, Blitze zucken durch die Nacht. Und Tom Dörner läuft. Er ist in seinem Element, gerade dann, wenn die Elemente überhaupt nicht mitspielen. Der Regen juckt den 38-Jährigen nicht. Runde um Runde läuft Dörner über den Rundkurs auf einer alten Radrennbahn in Berlin, Schauplatz der Deutschen Meisterschaft im Ultra-Marathon. Am Ende, nach 24 Stunden Dauerlauf, stehen 140 Kilometer auf dem Tacho. Als Lohn für die Mühen gibt es den Vizemeistertitel in der Altersklasse 35.

"Ich bin sehr zufrieden", sagt der Heiligenhauser. "Asphalt ist eigentlich nicht so meins, ich laufe lieber durch Gelände und Berge. Ein 24-Stunden-Marathon hat aber seinen eigenen Reiz." Das Ziel des Ultra-Marathons ist einfach: In 24 Stunden müssen so viele Kilometer wie möglich gelaufen werden. "Es gilt eigentlich, nicht stehenzubleiben", sagt der 38-Jährige. "Natürlich muss ich zwischendurch Gehpausen machen, man muss sich ja auch verpflegen oder mal die Socken wechseln. Aber wenn ich in Bewegung bleibe, sammele ich Kilometer."

Das Wetter spielte für den Manager in einem Essener Auskunftsdienstleister zunächst eigentlich nicht mit. Es war zu heiß. "Ich war die ganze Zeit Dritter, mir war einfach zu warm", sagt Dörner. "Außerdem war der Rundkurs sehr kurz. Das ödet dann doch ein bisschen an, wenn man immer wieder die gleiche Strecke läuft." Vor der Nacht hatte er stolze acht Kilometer Rückstand auf den Zweiten. Dann kam der Regen. Zum Glück. "Das sind meine Bedingungen", betont Dörner. Noch in der Nacht überholte er seinen Kontrahenten, hatte am Ende fünf Kilometer Vorsprung auf Rang drei. Dabei kam ihm ein Läufer einer jüngeren Altersklasse zugute. "Wir waren keine Konkurrenten, sind in verschiedenen Disziplinen gelaufen", sagt Dörner. "Wir haben uns gegenseitig eine Weile gezogen."

Dörner weiß, dass man ihn für ein wenig verrückt halten könnte. Zwischen 3500 und 500 Kilometer spult er im Jahr ab. Verschleißerscheinungen spürt er noch keine. "Ich lasse mich regelmäßig durchchecken", erklärt er. "Knie und Gelenke, da ist noch alles in Ordnung." Und Freunde gibt es auch noch, "auch wenn man seine Freizeit bei dem Laufpensum managen muss".

Im Jahr nimmt Tom Dörner, der vereinslos startet, an zehn bis 15 Ultra-Marathons teil. Nicht alle gehen über 24 Stunden, es gibt verschiedene Arten. Manche sind "nur" 50 Kilometer lang, andere dafür 80 oder 120 Kilometer. Mit seinen 38 Jahren fühlt er sich aktuell indes fit wie nie. "Ich bin komplett verletzungsfrei, bin jetzt schon bei über 3000 Kilometern allein in 2014", sagt Dörner. "Wenn man das mal hochrechnet, könnte das am Ende des Jahres eine stolze Zahl werden."

(RP)
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