Lokalsport Heiligenhauser macht Olympioniken fit

Heiligenhaus · Der Orthopäde Sven Authorsen reist als Teamarzt der Eiskunstläufer mit nach Südkorea zu den Olympischen Spielen.

 Eingekleidet und startklar: So ging Sven Authorsen gestern auf den Weg nach Frankfurt, von wo aus die Weiterreise nach Südkorea startete.

Eingekleidet und startklar: So ging Sven Authorsen gestern auf den Weg nach Frankfurt, von wo aus die Weiterreise nach Südkorea startete.

Foto: Achim Blazy

Als Sportler blieb ihm die "magische" Reise immer verwehrt - doch als Arzt ist er mittendrin: Gestern reiste Sven Authorsen, Orthopäde aus Heiligenhaus, zu seinen mittlerweile zweiten Olympischen Spielen in PyeongChang (Südkorea) ab. Dort betreut er die Eiskunstläufer - eine Sportart, die er früher selbst professionell bestritt. "Aber eine Olympiateilnahme blieb mir immer verwehrt. Einmal wurden wir nur Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften. Und beim zweiten Anlauf verpasste ich ausgerechnet die Qualifikations-Saison. Das war schon schade."

Um so glücklicher ist Authorsen heute, dass er zum zweiten Mal (nach 2010 in Vancouver) dabei ist. "Wir sind insgesamt 15 Ärzte für 154 Sportler", sagt er. Und räumt gleich mit einem Vorurteil auf: "Das hat mit Urlaub wenig zu tun. Wir sind 24 Stunden bereit, falls etwas ist."

Dass er das durchaus wörtlich meint, zeigt ein Beispiel aus 2010. Damals gewann Aljona Sawchenko die Silbermedaille. Und musste, wie alle Edelmetall-Sieger, zur Dopingprobe. Authorsen begleitete sie. Und das dauerte. Und dauerte. "Als wir letztlich aus dem Stadion kamen, war es ein Uhr nachts", berichtet der Arzt. "Da war nichts mehr los, es fuhr kein Shuttle mehr. Es war wie ausgestorben." Also musste sich das Duo - eine frischgebackene Medaillengewinnerin und ihr Arzt - mitten in der Nacht zur nächsten Hauptstraße durchschlagen, um ein Taxi zu finden.

Bei Athleten, die auf die Minute top-fit sein müssen, muss auch Authorsen manchmal an seine Grenzen gehen. Diese hat er jedoch klar umrissen: "Ich würde niemals einen Athleten um jeden Preis fitspritzen", sagt er. "Mann muss Sportlern auch mal zum richtigen Zeitpunkt aus dem Wettbewerb nehmen. Allerdings sind das nur Empfehlungen. Die letzte Entscheidung hat letztlich der Sportler. Keiner will einen olympischen Wettbewerb verpassen. Mit einer Grippe läuft wirklich jeder." Im Rahmen seiner Möglichkeiten gibt Authorsen deshalb alles. Bei einer Weltmeisterschaft hatte Stefan Lindemann massive Rückenprobleme, konnte sich kaum bewegen. "Da haben wir wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt, haben sogar mit Akupunktur gezaubert. Der ist am Ende gelaufen und hatte die Nadeln noch im Ohr. Aber es hat geholfen", sagt der Arzt, der in der Heiligenhauser Villa Nonnenbusch praktiziert.

Der Arzt macht das komplette olympische Programm mit. Eingekleidet wurde er wie ein Sportler und ist von Anfang bis Ende dabei. "Wir wohnen und praktizieren im Olympischen Dorf, bleiben bis zur Schlussfeier, reisen dann nach Frankfurt zum Empfang beim Bundespräsidenten", sagt er. Und auch wenn er offiziell für die acht deutschen Eiskunstläufer zuständig ist - so kommen auch immer Sportler aus anderen Bereichen auf ihn zu. "Es gibt ja Sportarten, die so wenig Sportler stellen, dass sie keinen eigenen Arzt haben. Short-Track zum Beispiel. Da springen dann andere ein." In seiner Praxis in Heiligenhaus nimmt er dafür Urlaub. "Aber besser", sagt Authorsen, "kannst du den wirklich nicht verbringen."

(RP)
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