Kampfsport Kampfsportlerin bringt neuen Kick mit

Heiligenhaus · Bei der Junioren-Taekwondo-Weltmeisterschaft in Taiwan verpasste die Heiligenhauserin Pia Leonhardt eine Medaille. Was sie aber mit nach Hause nahm, sind neue Techniken und Erfahrungen mit neuen Gegnerinnen.

Gut eine Woche nach ihren Kämpfen bei der Junioren-Taekwondo-Weltmeisterschaft in Taipei City in Taiwan ist Pia Leonhardt schon nicht mehr ganz so enttäuscht. Im Viertelfinale war die 17-jährige Deutsche A-Jugend- sowie Senioren-Vizemeisterin gegen die Chinesin Shuhui Gao mit 1:9 Punkten ausgeschieden. "Fünfte zu werden, ist nicht so schlecht. Aber ich wollte eine Medaille", sagt Leonhardt. Sie startete in der Klasse bis 59 Kilogramm.

Mit der Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften hätte sie zwar schon ein großes Ziel erreicht, am Ende gehe es aber im Sport eben doch um die Medaillen. Zeit, der verpassten Chance nachzutrauern, bleibt der Gesamtschülerin aber nicht. Denn in Zukunft will sie sich international im Senioren-Bereich durchsetzen. "In Deutschland ist das nicht so schwer, aber europa- und weltweit haben die Frauen viel mehr Erfahrung als ich", sagt Leonhardt.

Deshalb seien die sportlichen Eindrücke, die sie bei der Weltmeisterschaft machen konnte, wichtig. "Ich habe die anderen Kämpfe die ganzen Tage über beobachtet und gesehen, dass einige die Bewegungen und Kicks schneller machen als ich", sagt Leonhardt. Einen Kick, den sie vorher noch nicht kannte, hat sie sich abgeschaut. "Der ermöglicht es einem, relativ leichte Kopftreffer zu setzen, wenn man nah am anderen dran ist", sagt die Heiligenhauserin. Den werde sie nun trainieren.

Auch ohne diesen Kick hatte die Gesamtschülerin ihre ersten Gegnerinnen im Griff — obwohl sie alle aus Asien kamen. "Da merkt man schon, dass dort anders trainiert wird als bei uns. In Europa ist Taekwondo aber nicht überall eine Randsportart. In der Türkei und Osteuropa wird es zum Beispiel wie Profi-Sport betrieben", sagt Vater Matthias Leonhardt. Er fährt seine Tochter nicht nur drei bis fünf Mal die Woche zum Training beim TSC Gladbeck, sondern war auch bei der Weltmeisterschaft dabei.

Viel Zeit hatte er dort aber nicht mit der Tochter. "Wir waren nur einen Tag zusammen in der Stadt unterwegs", sagt er. Sonst hätten sie sich nur in der Sporthalle gesehen. Ohnehin habe sie nicht viel von Stadt und Land mitbekommen, sagt die Schülerin: "Wir waren im Einkaufszentrum und auf dem großen Turm. Weil wir aber nur abends mit den Betreuern raus durften, haben wir fast nur Halle und Hotel gesehen."

Schließlich sollte sich das National-Team auf die Kämpfe konzentrieren. "Das Niveau bei der WM war gar nicht so anders als auf europäischen Wettkämpfen", sagt Leonhardt. Ihre erste Gegnerin, die von den Philippinen kam, sei zum Beispiel recht schwach gewesen. Leonhardt gewann den Erstrunden-Kampf mit 10:3. Über drei Runden von je 1:30 Minuten wurde bei der Weltmeisterschaft pro Duell gekämpft. Bei anderen Wettkämpfen seien es zwei Minuten pro Runde. "Die Kondition war also kein Problem", sagt Leonhardt. Außerdem hatte sie nach dem ersten Kampf drei Stunden Zeit, sich zu erholen — und um ihre möglichen nächsten Kampfpartnerinnen zu beobachten.

Ein 10:6-Sieg gegen die Sportlerin aus Taiwan führte Leonhardt in den sogenannten Medaillen-Kampf. Denn wer das Viertelfinale gewinnt, hat eine Bronze-Medaille sicher. Doch die Deutsche unterlag der Chinesin. Ein Grund für die Niederlage sei zwar gewesen, dass sie am Ende in einen Kopftreffer gelaufen sei, aber auch ein Taktik-Fehler des Bundestrainers hätte dazu beigetragen. "Er hat in der ersten Runde die Videobeweiskarte gezogen, ohne mich zu fragen, ob das ein Treffer war — und es war keiner", sagt Leonhardt. Als die Wertungsrichter am Ende dann zwei wirkliche Kopftreffer von ihr übersahen, sei die Karte eben schon gezogen gewesen. "Ich weiß deshalb, dass ich nicht so klar unterlegen war, wie das 1:9 wirkt", sagt die Schülerin, die sich nun auf ihren ersten Senioren-Kampf freut.

(RP)
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