Leichtathletik Letzte Chance für Behrenbruch in Ratingen

Ratingen · Der 30-Jährige muss beim Mehrkampf-Meeting auftrumpfen, um eine Chance auf die WM zu haben. Die Konkurrenz glaubt nicht dran.

Zuletzt war er wie ein Phantom. Pascal Behrenbruch ward nicht gesehen. Nicht in Götzis (Österreich), beim Mehrkampf-Meeting Ende Mai. Eigentlich gar nicht in Deutschland. Der Leichtathlet, immerhin ehemaliger Europameister, trainierte in den USA. Und weil die Trainingsleistungen noch nicht dementsprechend vorzeigbar waren, verzichtete der 30-Jährige auf Götzis. Am Wochenende soll jedoch alles anders werden. Dann will Behrenbruch, das "Phantom", seine letzte Chance, zur Weltmeisterschaft im August in Peking fahren zu dürfen, nutzen. Doch dafür müsste er beim letzten Qualifikations-Meeting im Ratinger Stadion wohl noch einmal über sich hinauswachsen.

Die Konkurrenz ist jedenfalls groß. Und vor allem gut. Michael Schrader ist nach langer Verletzungspause wieder in Top-Form, Kai Kazmirek, der U23-Europameister und Sieger von Götzis, sowieso. Und dann ist da noch Rico Freimuth, der immerhin 8380 Punkte in Götzis sammelte und damit auch die WM-Norm überbot. Das ist ein Brett für Behrenbruch - glaubt auch Schrader. "Ich glaube nicht, dass er das schafft", sagt der 27-Jährige. "Ich denke, wir drei haben unser Ticket sicher."

Schrader selbst war 2008 zuletzt als Aktiver in Ratingen dabei. Danach scheiterte er immer an Verletzungen. "So saß ich immer nur auf der Tribüne oder war als Experte am Start", sagt er. In diesem Jahr muss die ARD jedoch auf seine Fachkenntnis verzichten. Schrader will eine kleine "Revanche" für Götzis, als er von Kazmirek auf den zweiten Rang verwiesen wurde. "Hauptsächlich will ich aber Spaß haben", betont Schrader. In Götzis nämlich, da "war ich unfassbar nervös. Das hat mich auch ein wenig gehindert". So sehr, dass er direkt beim 100-Meter-Lauf beim Zieleinlauf ins Stolpern geraten ist. Schürfwunden an Armen und am Rücken waren die Folge. "Während des Wettkampfes habe ich nichts davon gespürt", sagt er. "Aber die Tage danach waren schlimm, das waren ja Schürfwunden, die nässen."

In Ratingen will Schrader, der Sportsoldat aus Duisburg, befreit auftrumpfen. "Ich habe schon vor, noch ein paar Bestleistungen aufzustellen", sagt er. Über die Hürden soll das gelingen, im Stabhochsprung möglichst auch. Und die Zeit über 400 Meter soll wieder etwas geschärft werden. Vor allem will Schrader aber im Diskuswurf nachlegen. "Da habe ich in Götzis 42 Meter geworfen. So schlecht war ich 2008 zuletzt", betont Schrader. "Da muss ich dringend wieder etwas zulegen."

Über seine Konkurrenten verliert er nicht viele Worte. Außer über Behrenbruch. "Der soll halt sein Ding machen", sagt Schrader. "Ich habe nichts gegen ihn, aber ich habe ihn auch nicht so wirklich auf der Rechnung. Es ist mir auch egal. Wir sind zwar Einzelkämpfer, aber wir helfen uns trotzdem, stacheln uns gegenseitig an, würden uns auch gegenseitig Tape leihen." Und Behrenbruch? "Der ist immer schon ein Einzelgänger", betont Schrader. Tape würde er ihm dennoch leihen. "Er müsste allerdings schon fragen", sagt er lachend, und sofort ist klar, dass er zu wissen glaubt, woran es scheitern würde.

Trotz der augenscheinlich fehlenden Spannung ist das Teilnehmerfeld bei den Männern in Ratingen gut besetzt. "Wir haben die besten vier Athleten aus Götzis am Start", betont Meeting-Direktor Marco Buxmann. Einer von ihnen ist Willem Coertz. Der Südafrikaner war Dritter in Österreich. "Ich war glücklich mit der Punktzahl in Ratingen", betonte Coertz. "Aber ich freue mich auf Ratingen. "Die Stimmung hier ist immer gut - und ich kann bestimmt noch etwas drauflegen." Das will auch Schrader. Und Behrenbruch. Spannend wird jedoch sein, wer es am Ende wirklich schafft.

Zeitplan Männer: Sa, 10.30: 100 Meter; 11.35 Weitsprung, 13.15 Kugelstoßen, 14.20 Hochsprung, 16.20 400 Meter. So, 10 110 Meter Hürden, 10.50 Diskuswurf, 12.45 Stabhochsprung, 15.30 Speerwurf, 17.15 1500 Meter. Frauen: Sa., 10 Uhr 100 Meter Hürden, 11.10 Hochsprung, 14.20 Kugelstoß, 15.55 200 Meter. So. 11.45 Weitsprung, 14 Speerwurf, 16.45 800 Meter.

(RP)
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