Lokalsport Mies rast zum Sieg am Nürburgring

Ratingen · Beim legendären 24-Stunden-Rennen gewinnt der Heiligenhauser mit seinem Audi-Team WRT.

 Die erfolgreichen Piloten (hinten v l.) Laurens Vanthoor, Nico Müller, Christopher Mies und Edward Sandström fuhren den Audi R8 zum Sieg.

Die erfolgreichen Piloten (hinten v l.) Laurens Vanthoor, Nico Müller, Christopher Mies und Edward Sandström fuhren den Audi R8 zum Sieg.

Foto: ACM

Das Telefon stand nicht mehr still, die Nacht wurde zum Tage und gefeiert wurde, bis es nicht mehr ging. Man kann sagen, dass Christopher Mies den Moment ausgekostet hat. Zu Recht - es war schließlich der bislang größte in der Karriere des Rennfahrers aus Heiligenhaus: Er gewann mit seinem Team Audi Sport WRT das legendäre 24-Stunden-Rennen am Nürburgring im Audi R8 LS Ultra.

Lokalsport: Mies rast zum Sieg am Nürburgring
Foto: Audi Communications Motorsport

"Mit diesem Sieg habe ich mir einen großen Traum erfüllt. Ich war zwar 2009 schon Europameister, aber das ging über eine ganze Saison. Dieser Sieg jetzt, in einem so wichtigen Einzelrennen, das ist was ganz Großes", sagte der 25-Jährige, der die Ehre hatte, den Audi R8 ins Ziel zu fahren. "Ich weine zum ersten Mal in meinem Leben. Aber aus Freude. Schon in den letzten Runden hatte ich eine Gänsehaut unter dem Overall", berichtet Mies. "Wir mussten den Audi ziemlich quälen und sind am absoluten Limit gefahren." Doch das war notwendig. Denn der BMW Z4 klebte Mies und seinen Kollegen Edward Sandström, Nico Müller und Laurens Vanthoor am Heck und erreichte nach 24 gefahrenen Stunden das Ziel mit nur 40 Sekunden Rückstand. "Das ist unfassbar knapp, wenn man die lange Zeit bedenkt", sagt Mies.

Nicht nur deshalb war dieses Rennen das knappste in der Geschichte: Insgesamt 35 Mal wechselte die Führung auf der Nordschleife. Auch das ist ein Rekord in der seit 1970 ausgetragenen Veranstaltung. Tagsüber fuhren die Fahrer so genannte Einzelstints, jeweils neun Runden auf der 25-Kilometer-Strecke. Nachts fuhren die Piloten dann Doppelschichten über drei Stunden.

"Irgendwann im Morgengrauen kam es dann zum Zweikampf zwischen uns und dem BMW", berichtet Mies. Um zwei Uhr nachts übernahm Mies erstmals die Führung. Sie sollte noch ein paar Mal wechseln. Um 16.06 Uhr am nächsten Tag und nach 156 Runden war es dann Mies, der unter dem Jubel seines Teams, das auf der Boxenmauer stand, ins Ziel fuhr. Während der Ehrenrunde feierten die rund 200 000 Zuschauer die Sieger mit lauten Tröten und Knallkörpern.

Nach dem Qualifying lag das WRT-Team noch auf Rang sieben und kämpfte sich während des von vielen Ausfällen überschatteten Rennens Platz um Platz nach vorne. "Ein bisschen Glück gehört immer dazu", sagt Mies. Zum Beispiel, als der Vorjahressieger Phoenix mit Fahrer Christian Mamerow sich gegen 1.30 Uhr mit einem Crash aus dem Rennen verabschiedete. "Bei einem 24-Stunden-Rennen muss halt alles passen", berichtet Mies. "Schon ein kleiner technischer Defekt kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Bei uns klappte einfach alles."

Nach dem tragischen Unfall beim letzten VLN-Rennen auf dem Nürburgring, als ein Zuschauer starb, gab es erstmals ein Tempolimit auf der Strecke. Nicht alle Fahrer waren davon begeistert. Die vielen Unfälle bewiesen jedoch, dass die Veranstalter offenbar richtig gehandelt hatten. Denn schwerer verletzt wurde keiner der Piloten.

Der Triumph am Nürburgring ist bereits der zweite Sieg für Mies im neuen Audi. Schon beim zweiten Saisonlauf der Langstreckenmeisterschaft VLN verbuchte der Rennfahrer den ersten Erfolg. Viel Zeit zum Verschnaufen hat Mies nach seinem nächsten Sieg indes nicht. Bereits am kommenden Wochenende muss er in Australien beim zweiten Saisonlauf der australischen GT-Meisterschaft auf Phillip Island an den Start gehen. "Ich werde in nächster Zeit nur sehr selten daheim sein", sagt Mies. "Aber dafür mache ich den Job ja." Und das aktuell ziemlich erfolgreich.

(RP)
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