Reitsport Nachwuchs reitet erstmals im Wettbewerb

Ratingen · Für die Anfänger ist das erste Turnier auf Gut Gützenhof eine besondere Herausforderung. Sie sammeln ganz neue Erfahrungen.

 Chiara Cosentina (v.r.), Lisa Schreiber und Leonie Schwall gehen mit ihren Pferden die Prüfungen hochkonzentriert an.

Chiara Cosentina (v.r.), Lisa Schreiber und Leonie Schwall gehen mit ihren Pferden die Prüfungen hochkonzentriert an.

Foto: Achim Blazy

Ratingen Die Hufeisen klappern im gleichmäßigen Viertakt über den asphaltierten Hof. Vor der Prüfungshalle zügelt Chiara ihren Landini und klopft dem braunen Wallach aufmunternd den Hals. Leonie Schwall wartet direkt hinter ihr auf den Einritt. Sie sitzt auf Einfach Genial. Der Dunkelfuchswallach steht gelassen am langen Zügel in der schmalen Gasse, ruht auf einem Hinterbein und lässt sich vom allgemeinen Trubel nicht aus der Ruhe bringen.

"Ihr könnt rein!", ruft jemand aus der Halle und die letzte Abteilung der E-Dressur setzt sich in Bewegung. Die Anspannung in den Gesichtern der drei Reiterinnen mischt sich mit der Erleichterung, dass es endlich losgeht. Angeführt von Chiara betreten sie hintereinander das 20 mal 40 Meter große Viereck und üben noch einmal letzte Elemente aus der festgelegten Aufgabe. Landini scheut vor der weißen Abgrenzung, doch Chiara lässt sich davon nicht beirren. Die 15-Jährige weiß, dass sie sich auf ihren Wallach verlassen kann.

Ausgiebig bereitete sie ihn zuvor in der Arbreitehalle auf den gemeinsamen Start beim Stall- und Vereinsturnier auf dem Gützenhof vor. Im Schritt, Trab und Galopp wärmte sie die Muskulatur des großrahmigen Braunen sorgfältig auf. "Reite viele Übergänge und lass ihn an der langen Seite mal richtig vorwärts gehen", ermahnte Pferdewirtschaftsmeisterin Dagmar Theus-Depner die 15-Jährige. "Ja, genau so!" Landini schnaubte bei jedem Galoppsprung zufrieden im Takt. "Wer ist vorne?", fragte Dagmar Theus-Depner. "Ich", antwortete Chiara, "obwohl wir das gar nicht geübt haben." Die Antwort folgte prompt. "Das macht nichts."

Dagmar Theus-Depner versucht, ihren Schülern Sicherheit zu geben. Sie sollen das Turnier nutzen, um Erfahrungen zu sammeln und sich zu orientieren, wo sie im Vergleich mit anderen reiterlich stehen. "Da unser großes Turnier in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen ausgefallen ist, wollten wir unseren Kindern und Jugendlichen wenigstens einen kleinen Ersatz bieten", betont die 44-Jährige. In Reiterwettbewerb, E-Dressur und Springreiter-Wettbewerb sollen sie die Chance bekommen, sich auf größere Herausforderungen vorzubereiten: "Für viele ist es eine Motivation, sich reiterlich noch weiter zu verbessern oder sogar über ein eigenes Pferd nachzudenken."

In der Halle haben sich die drei Paare inzwischen zu einer Abteilung formiert. Chiara führt sie an, Leonie bildet den Schluss. Nebeneinander stellen sie sich zum Gruß vor den Richtern auf. "Abteilung zu einem rechts brecht ab im Arbeitstempo Trab", kommt das Kommando aus dem Lautsprecher. Auf die Schenkelhilfe der Reiterinnen traben die Pferde an, auf die kurze Seite zu und biegen dann hintereinander rechts ab. In der Halle herrscht gespannte Ruhe, nur der dumpfe Hufschlag der Pferde, das vereinzelte Klappern der Gebisse und das leise Knarzen der Sättel sind zu hören.

Leonie hat zwischenzeitlich Mühe, den Anschluss nicht zu verlieren. Einfach Genial bewegt sich geschmeidig unter ihr, sie sitzt gestreckt und folgt dennoch dem Rhythmus seiner Bewegungen. Die 16-Jährige reitet den Wallach drei- bis viermal in der Woche und schätzt seine Vielseitigkeit und Verlässlichkeit. "Seine Stärke ist eigentlich das Springen. In der Dressur schenkt er mir nichts, aber er lässt mich auch nicht im Stich", sagt die junge Amazone. Sie ist über eine Schul-AG zum Reiten gekommen und von Anfang an hat sie die Partnerschaft mit dem Tier fasziniert. "Ich habe ganze Tage im Stall verbracht", berichtet sie. Über die Reitbeteiligung hat sie nun die Möglichkeit, auch Turniererfahrungen zu sammeln.

"Abteilung rechts dreht, links marschiert auf, marsch!", tönt die Stimme aus dem Lautsprecher. Chiara lässt Landini auf die Mittellinie abwenden und auf die Richter zutraben. Die anderen beiden ordnen sich links von ihr ein. Nach der Grußaufstellung klopfen sie ihre Pferde vernehmlich und verlassen im Schritt am hingegebenen Zügel das Prüfungsviereck. Wenige Minuten später galoppieren sie hintereinander zu "Stand up for the champions" auf die Ehrenrunde. Am Stirnband von Einfach Genial flattert die silberne Schleife für den zweiten Platz, Landini hat als Siebter eine grüne Rosette bekommen. Unauffällig lenkt Chiara ihren Braunen in Richtung Ausgang. Er hat sich nach der Aufregung während der Siegerehrung wieder beruhigt und klappert gelassenen Schrittes über den Hof.

(domi)
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