Lokalsport Ratingen entdeckt Eishockey-Liebe neu

Ratingen · 1037 Zuschauer sorgten bei den Ice Aliens für Euphorie - und das Finale um den Titel steht erst noch an.

 Alexander Schneider bejubelt seinen Treffer gegen Herford - im Hintergrund feiern die vielen Fans auf der Tribüne.

Alexander Schneider bejubelt seinen Treffer gegen Herford - im Hintergrund feiern die vielen Fans auf der Tribüne.

Foto: Achim Blazy

Das fünfte Play-off-Halbfinale zwischen den Ratinger Ice Aliens und dem Herforder EV war noch keine zehn Minuten alt, da stand der Großteil der 1037 Zuschauer schon auf den Bänken und klatschte. "Steht auf, wenn ihr Ratinger seid", hallte es durch das Eisstadion am Sandbach - und das Publikum sollte noch häufiger stehen. In den letzten Minuten, als der Sieg mehr oder wenige runter Dach und Fach war, feierten die Zuschauer ihren Eishockey-Regionalligisten mit Standing Ovations - Szenen, die es im Ratinger Eishockey wirklich lange nicht mehr gegeben hatte.

Am meisten überwältigt waren wohl die Spieler. Stepan Kuchynka zum Beispiel, der nach seinem erlösenden Treffer zum 5:2 seine Hand ans Ohr legte, während er an der Tribüne vorbei fuhr - "Ich will euch alle hören", schien er sagen zu wollen. Entsprechend ausgelassen jubelte die Mannschaft nach Schlusspfiff mit den Fans.

Die Haupttribüne war fast komplett gefüllt, auf der Gegengeraden standen weitere Fans. Und obwohl die Gäste aus Herford rund 100 Fans weniger mitbrachten, kamen statt 856 plötzlich 1037 Zuschauer an den Sandbach. Ratingen entdeckt die in der Stadt so traditionelle Sportart Eishockey wieder für sich.

Die sportliche Leistung allein kann es nicht sein, dass die Fans plötzlich wieder in die Halle strömen - in der Vorsaison holten die Aliens schließlich den Titel, doch mehr als 400 Zuschauer fanden selten den Weg in die Halle. Es war wohl eine Zuschauer-Aktion, die den Nerv traf: Zwei Erwachsene und mindestens ein Kind konnten sich die letzten beiden Spiele für zehn Euro angucken. "Ich hatte schon länger gesagt, dass wir unbedingt Preis-Aktionen machen müssen", sagt Trainer Alexander Jacobs. "Der normale Eintrittspreis von zehn Euro ist schließlich wirklich eine Menge Geld." So dürften die Verantwortlichen um Kay Adam und Rainer Merkelbach trotz der Aktion immer noch einiges an Eintrittsgeldern eingenommen haben. Und an die volle Halle gewöhnt hat man sich auch: Die Zuschaueraktion wird auch im ersten Final-Spiel gegen die Hammer Eisbären am Sonntag (18 Uhr) fortgesetzt.

Und sportlich? Da knüpften die Ice Aliens nach dem 0:2-Rückstand in der Halbfinalserie endlich an ihr Potenzial an. Höhepunkt war sicherlich die 6:0-Führung nach zwei Dritteln im vierten Spiel in Herford (Endstand 7:3); doch auch im entscheidenden Spiel setzte sich die deutlich höhere individuelle Qualität der Ratinger durch. "Die Spitzenteams aus Hamm und Ratingen haben eben vier richtig gute Reihen", sagte Herfords Trainer Jeffrey Job. "Bei den Teams dahinter sind es eben nur anderthalb bis zwei."

Einen Aufreger der anderen Art lieferte Hauptschiedsrichter Marc-André Naust. Der soll Ratingens Kapitän Dennis Fischbuch übelst beleidigt haben. "Was läufst du denn hier so arrogant über das Eis, du [an dieser Stelle steht ein Wort, das den Empfänger als Sohn einer Prostituierten bezeichnet]", zitiert der Stürmer den Unparteiischen. "Wir haben einen Sonderbericht eingereicht", sagte der Vorsitzende Adam. "Wir können nicht akzeptieren, wenn ein Schiedsrichter unsere Spieler derart beleidigt."

Es war der einzige Wermutstropfen bei einem ansonsten perfekten Aliens-Abend.

(RP)
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